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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Hosentaschen auf den Boden prasselte.
    »Los, antworte, sonst zerquetsch ich dich!«
    Der Zwerg schwieg. Plötzlich zischte ein Pfeil hinter der Kiste in der Ecke hervor und bohrte sich in die Hand des Rothaarigen.
    »Autsch!« Völlig überrascht ließ er den Zwerg fallen, der mit einem dumpfen Schlag auf den Boden knallte. Verdattert rieb sich Thunin den dröhnenden Kopf. Da tauchte Ibis grinsend hinter der Kiste auf, schwang sich behände hinauf, ließ sich im Schneidersitz nieder, stützte das Kinn in die Hand und sah den Riesen unverhohlen an.
    »Jetzt, da du netterweise meinen Freund losgelassen hast, können wir uns möglicherweise vernünftig unterhalten.«
    Der Riese starrte die zierliche Elbe fassungslos an, die seinen Blick unerschrocken erwiderte und ihn frech angrinste. Plötzlich bebte der wuchernde Bart, und zwei gelbe Zähne wurden zwischen dem Gewirr aus rotem Filz sichtbar.
    »Du bist ganz schön unverschämt, Kleine! Wie sprichst du denn mit mir? Ich könnte dich zerquetschen wie eine Laus.«
    »Du bist sicher kräftiger, aber ich bin schneller, Großer. Wagst du es wirklich, dich mit mir anzulegen?«
    Thunin verbarg entsetzt das Gesicht in den Händen. Ibis und ihr Mundwerk! Der Riese würde sie töten! Das konnte er einfach nicht mit ansehen!
    Doch der Riese lachte dröhnend. »Du gefällst mir, Kleine.« Er hielt sich den Bauch, und Tränen schwammen in seinen Augen. Schwerfällig ging er auf Ibis zu, die sich nicht vom Fleck rührte.
    »Komm, setz dich zu mir zum Essen und unterhalte mich ein bisschen. Mir ist es immer so langweilig. Dein kleiner Freund kann auch was haben.« Er schlug der Elbe kräftig auf die Schulter, sodass sie wie ein Pfeil von der Kiste sauste und erst nach zwei Überschlägen auf dem Bauch landete. Der Riese schlug sich auf die Schenkel und lachte dröhnend. Möglichst würdevoll erhob sich die Elbe und strich sich die Kleider glatt.
    »Du hast einen guten Schlag. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn du in Zukunft von solchen Sympathiebekundungen absiehst. Die Einladung zum Essen nehmen wir natürlich gern an, nicht wahr, Thunin?« Sie zerrte den widerstrebenden Zwerg an den Tisch.
    »Ja, kommt nur her. Erzählt mir was – eine spannende Geschichte.«
    »Die kannst du haben! Wir haben Abenteuer erlebt – schlimmer als dein schlimmster Alptraum! Wir haben Monster gesehen – ha, du würdest dich vor Angst in deine Felle verkriechen!« Ibis verzog das Gesicht zu einer Grimasse und rollte mit den Augen.
    Der Riese kicherte verzückt. »Ich lass mir den Bart scheren, wenn ich je einen getroffen habe, der so aufgeschnitten hat wie du, kleines Spitzohr.«
    »Ruhe, du Muskelprotz! Soll ich jetzt erzählen oder nicht?«
    »Ja, leg los!«
    »Zum Ölen der Stimme brauche ich aber noch einen kräftigen Schluck – und vom Braten kannst du mir auch gleich was abschneiden.«
    Thunin sank vor Schreck in sich zusammen, doch der Riese schien sich über den Tonfall der Elbe nur noch mehr zu amüsieren. Gebannt sah er auf sie herab, den Kopf in die fleischige Handfläche gelegt und lauschte. Zwischendurch schnitt er Fleisch ab, gab den Freunden großzügig davon und verschlang selbst Unmengen. Immer wieder lachte der Riese schallend, dass sein mächtiger Körper erzitterte und Thunin sich ducken musste, um nicht von Speiseresten getroffen zu werden.
    Die Sterne verblassten schon, als die Neugier des Riesen endlich befriedigt war und er seine neuen Freunde mit Proviant beladen zum Ausgang seiner Höhle brachte. Er winkte ihnen noch nach, als sie im Dämmerlicht davonhuschten.
    *
    Der Zyklop rieb sich den brummenden Schädel. Warum hatte er nur so viel Bier getrunken! Seufzend erhob er sich. Jetzt nur nicht Durim begegnen. Allein der Gedanke an den grausamen Zwerg bereitete ihm Übelkeit – oder war es das Bier? Sein Magen rebellierte, und er eilte vor die Höhle, um das Abendessen wieder loszuwerden.
    »Kommst du?«, schallte ihm eine schrecklich laute Stimme entgegen.
    »Ja, ja, ich beeil mich doch schon!« Schmerzhaft verzog er das Gesicht und stöhnte. Als er nach dem schweren Eisenspeer griff und seinem Kameraden hinterhereilen wollte, fiel sein Blick auf die leere Dolchscheide an seiner Hüfte.
    Er konnte sich gar nicht erinnern, den Dolch weggelegt zu haben. War er ihm etwa heute Nacht rausgerutscht?
    Ein paar Felle flogen durch die schmutzige Schlafhöhle, doch auch darunter fand er seinen Dolch nicht. Wenn er das Durim erzählte, gab es Ärger. Der Aufseher würde wieder

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