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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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ihr den Rücken zuwendend, vor sie. Zum letzten Kampf stelle ich mich, dachte ich noch und zog das Schwert.
    Sie waren zu viert – vier glutäugige, geduckte Kreaturen der Unterwelt, die mich mordlüstern anfunkelten. Die roten Augen leuchteten, Mondlicht schimmerte hell auf gebleckten Zähnen und matt auf den dunklen Klingen ihrer Krummschwerter. Wie hab ich je ihren Gestank aushalten können?, wunderte ich mich und empfand, meinem Ingrimm zum Trotz, hohe Achtung vor der Zauberkunst des Schillernden. Kein Mensch, der seine Sinne beisammen hat, könnte die Nähe solcher ›Alben‹ länger als wenige Atemzüge ertragen!
    Die Abys-Khel zögerten, näher zu kommen; sie hatten nicht sehen können, wer den Feuerzauber auf ihre Kameraden geworfen hatte – der abgerissene Menschenkrieger oder die erschöpfte Albin. Obwohl nun kein Zauber gegen sie gerichtet wurde, waren sie eingeschüchtert. Deshalb würden sie vermutlich gleichzeitig angreifen, sodass keiner von ihnen sich exponierte und niemand unbeschadet zurückblieb. Dabei aber mussten sie sich zwangsläufig gegenseitig behindern… Ich packte das Schwert mit beiden Händen. Ein weit ausholender Streich konnte gut einen, vielleicht sogar zwei von ihnen töten, bevor die anderen mich erschlugen.
    Mit gellendem Gebrüll stürzten sie zugleich vor. Mein Schwert schnitt durch die Luft – ich hatte die größere Reichweite. Die scharfe Spitze schlitzte dem Ersten die ungeschützte Kehle auf – darauf hatte ich gezielt – und besaß noch genügend Schwung, um dem Zweiten die erhobene linke Hand abzuschlagen. Der Erste ließ gurgelnd den Säbel fahren und fasste sich mit beiden Händen an den Hals, als könnte er dadurch sein Leben festhalten, das schwarz und schäumend aus dem klaffenden Schnitt hervorsprudelte. Der zweite Dunkelkrieger starrte in stummem Entsetzen auf seine herabgefallene Hand. Im Rückschwung erwischte mein Schwert ihn unter der Achsel und fraß sich durch Lederpanzer, Muskeln und Knochen bis hoch in die Kehle, sodass auch er sterbend zusammenbrach und sein Leben in den gleichgültigen Erdboden verströmte. Ich riss das Schwert heraus und wirbelte zu den beiden anderen herum.
    Mit gefletschten Zähnen und unverminderter Entschlossenheit drangen sie auf mich ein. Ich wehrte einen Schlag mit der Schwertklinge ab, und dabei prallte die Faust des Abys-Khel gegen meine wunden Finger, sodass ich vor Schmerz den Griff um das Schwert lockerte; im nächsten Moment lag es am Boden. Da ich es niemals rechtzeitig aufheben konnte, griff ich nach dem Dolch – doch die Scheide war leer. Ich hatte den Dolch verloren, als Eneas Feuerzauber über mich hinweggebraust war. Kraftlos ließ ich die Arme sinken und erwartete mein Schicksal in Gestalt der beiden anderen Abys-Khel, die noch nicht zum Hieb gekommen waren. Der eine hob feixend den Säbel und trat näher – als es ein knirschendes, schmatzendes Geräusch gab, nein, gleich zweimal, und dem Dunkelkrieger eine helle Blume aus der Brust wuchs. Er verdrehte die Augen und brach zusammen. Ich schaute auf den anderen. Er lag auf dem Rücken, und ein Pfeil mit weißer Befiederung ragte ihm aus der Stirn. Ich blickte wieder auf den Ersten und sah nun, dass die Blume, die ich zuerst gesehen zu haben glaubte, in Wirklichkeit ein weiterer Pfeil war, der bis zur Befiederung ins Herz des Dunkelkriegers gefahren war. Nun tränkte schwarzes Blut die weißen Federn.
    Mit herabhängenden Armen wandte ich mich um. Auf meinem Gesicht musste ein Ausdruck tiefster Verblüffung gestanden haben. Zuerst sah ich niemanden, der die Pfeile abgeschossen haben konnte, dann schälten sich zwei menschengroße Gestalten aus dem Dunkel. Sie blieben nur schemenhaft erkennbar, bis sie auf wenige Schritt an mich herangetreten waren; beide hielten sie Bogen, und beide hatten sie weiß befiederte Pfeile auf den Sehnen, mit denen sie auf mich zielten.
    Bei der geringsten verdächtigen Bewegung war ich tot, das war mir klar. Ich stand völlig reglos da.
    Ich sah nun, dass es sich um zwei männliche Alben handelte. Sie waren ebenfalls schlank und feingliedrig, aber kräftig und wehrhaft. Beide trugen sie graue, grüne und braune Kleidung, die auch bei Tag mit den Farben des Waldes verschmolz; umso mehr in der Nacht.
    »Dein Hemd gehört dir nicht, und du kämpfst mit einem Albenschwert«, sagte der eine barsch. »Erkläre dich!«
    Sechs Schritt entfernt standen sie, dicht genug, um leise sprechen zu können, und fern genug, um mich zu töten, ohne dass

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