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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Stall des Gasthofs bringen würde. Oft fragte sie sich, warum ein so starkes Tier wie ein Pferd diesem Klappergestell von Mensch, das sich sein Herr nannte, nicht einfach einen Tritt verpasste, um ihn Anstand zu lehren. Aber ein Blick in die treuen Augen des Ponys genügte ihr jedes Mal, um zu erkennen, dass Lutz niemals Gewalt anwenden würde.
    »Katz… Tiere wiederum sind viel zu klug«, fuhr sie in ihrem Vortrag fort, »um sich in Abenteuer zu stürzen.
    Sicher, dann und wann balgen wir uns um eine Maus, einen Trog Hafer oder ähnliches, doch wir wären nie so dumm, in die weite Welt hinauszuziehen, um uns mit unseresgleichen auf Leben und Tod zu messen und das auch noch ›heldenhaft‹ zu nennen.« Sie rollte die Pfoten ein und kniff ihr Auge halb zu.
    »Und was folgt aus alledem?«, fragte sie und beantwortete ihre Frage gleich selbst: »Da Menschen zu dumm und Tiere zu klug dafür sind, gibt es keine Abenteuer.«
    »Aaah«, sagte Lutz verstehend.
    Ihm gefielen die fantastischen Geschichten trotzdem, die sich Mensch wie Tier erzählten. Und so saßen sie oft beieinander; Melanda erzählte Lutz Geschichten, und beide warfen sie immer wieder einen Blick zum Tor, neben dem ein gelangweilter Mensch mit langer Pike stand. Nie geschah etwas in der kleinen Stadt. Fremde verirrten sich selten hierher. Nur dann und wann erschien einer der vermummten großen Menschen aus dem Wald – einer jener Männer, denen die Stadtbewohner stets misstrauten.
    An diesem Tag hatte sich die Dunkelheit bereits früh über die Stadt gesenkt. Die ersten Sterne funkelten am Himmel, und der Wachposten hatte das Tor bereits verschlossen, als plötzlich vier Reisende auftauchten – ein ungewöhnlicher Anblick, erst recht um diese Zeit. Melanda zuckte misstrauisch mit den Schnurrhaaren; doch Lutz blähte freudig die Nüstern, denn die Fremden hatten Ponys dabei. Vielleicht würde man eines von ihnen ja zu ihm auf die Koppel stellen.
    Nach kurzen Verhandlungen mit dem Torposten zogen die Zweibeiner und ihre Ponys an Melanda und Lutz vorbei. Die Tiere waren sichtlich erschöpft und wollten nur noch zum nächsten Futtertrog. Auch die Menschen, die nicht besonders groß waren und Melanda eher schmächtig vorkamen, schienen überglücklich zu sein, endlich eine Siedlung erreicht zu haben. Nur einer von ihnen, ein kleiner, rundlicher mit leicht watschelndem Gang, blickte zu Lutz und lächelte freundlich. Sofort hob Lutz Kopf und Schweif und schnaubte freudig.
    »Wo die wohl herkommen mögen?«, mauzte Melanda mürrisch. »Noch dazu so spät. Vermutlich haben die dummen Kerle sich verlaufen.«
    »Das sind bestimmt Abenteurer«, erklärte Lutz, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben.
    Melanda riss den Kopf zu ihm herum und blickte ihn mit zusammengekniffenem Auge scharf an.
    »Hörst du mir eigentlich nicht zu?«, knurrte sie verärgert. »Es gibt keine Abenteuer. Das sind nur ein paar arme Trottel, die sich auf der Suche nach dem nächsten Gasthaus im Wald verirrt haben.«
    »Sind sie nicht!«, widersprach Lutz vehement. Er fühlte sich durch Melandas barsche Art beleidigt. »Das sind Abenteurer, die in ferne Länder ziehen, um dort großartige Heldentaten zu vollbringen!«
    Das würde Melanda sich nicht gefallen lassen. Wie konnte dieses dumme Pferd es wagen, ihre Weisheit in Frage zu stellen. Sie sträubte das Fell und richtete sich langsam auf.
    »Und diese Ponys? Glaubst du etwa, dass diese kleinen, dicken Pummel die ›Horden des Bösen‹ niederreiten könnten?« Gelassen sprang sie vom Zaun, schlug noch einmal provozierend mit dem Schwanz und schnurrte, während sie sich überlegen die Pfote leckte: »Ich komm dann später noch mal, um zu sehen, ob du wieder zur Vernunft gekommen bist.« Dann trabte sie lässig und in dem Bewusstsein davon, sich wieder einmal als die Klügere erwiesen zu haben.
     
     
    Eigentlich wollte Melanda auf direktem Weg zum Gasthof zurückkehren, um sich die Fremden genauer anzusehen; doch dann entschloss sie sich zu einem Umweg. Sie musste nachdenken, und das konnte sie besonders gut beim Umherstreifen.
    Melanda hatte ein schlechtes Gewissen. Sie hätte Lutz nicht so abschätzig behandeln dürfen. Der arme Kerl hatte schließlich nur geträumt. Allein auf seiner Koppel, was blieb ihm da schon außer den alten Geschichten und Melandas gelegentlichen Besuchen? Dass er sich jedoch so weit von der Wirklichkeit entfernen würde, ihre Worte infrage zu stellen…
    Während Melanda all diese Gedanken durch den Kopf

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