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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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betraf, hatte er sich getäuscht. Ohne den langen Schwanz und den schlangenartigen Hals war der Leib des Drachen vielleicht vier Schritte lang, anderthalb Schritte breit und ebenso hoch.
    Und dann war da natürlich noch dieses wenig hoheitsvolle Benehmen, das trotzdem nichts an der Ehrfurcht gebietenden Ausstrahlung des Obersten Drachen änderte. Im Gegenteil, irgendwie unterstrich es noch die Aura des Erhabenen, die ihn umgab.
    »Schon besser«, brummte der Drache, »aber du musst nicht gleich ins andere Extrem fallen und mich wie ein Gespenst anstarren.«
    »Verzeiht, Majestät!«, flehte Djofar mit versagender Stimme, vor Angst und Scham einer Ohnmacht nahe. »Ich wollte nicht…«
    »Schon gut, mein Junge«, unterbrach ihn der Drache belustigt. Er zog die Lefzen zurück und entblößte eine Reihe mächtiger, furchteinflößender Zähne in einem freundlichen Lächeln. »Alles halb so schlimm. Kehr jetzt in deinen Tempel zurück, und bring mir das Stroh, damit ich das Nest für die Eier vorbereiten kann. Und anschließend alles andere, was ich bestellt habe. Eierlegen ist eine kräftezehrende Angelegenheit, musst du wissen.«
    »Wie Ihr wünscht, Majestät.« Djofar verbeugte sich mehrfach eifrig, erleichtert und verwirrt zugleich, und wich einen Schritt zurück.
    »Vorsicht!«, rief der Drache. »Du willst doch nicht in den Abgrund fallen, oder?«
    Djofar zuckte zusammen und drehte sich um. Er stand dicht vor dem Eingang der Höhle. Noch zwei Schritte, und er wäre in die Tiefe gestürzt, wenn er das magische Tor verfehlt hätte.
    Der silbern flirrende Bogen erhob sich unmittelbar vor der Abbruchkante, hinter der sich eine steile Felsböschung anschloss. Rechts und links davon konnte Djofar die Lichter von Mitheynanda in der Dunkelheit schimmern sehen, den wie ein Juwel funkelnden Königspalast und die flackernden Feuer der zahllosen Frühlingsfeste überall auf den Plätzen der Stadt.
    Er nahm all seinen Mut zusammen und trat in die tintige Schwärze des Tors über dem bodenlosen Abgrund.
     
     
    »Delikat, ganz vorzüglich!«, lobte der Drache und biss erneut herzhaft in das knusprig gegrillte Lamm. Es knirschte und krachte gedämpft, als seine kräftigen Zähne die Rippen zermalmten.
    Djofar lächelte erfreut und geschmeichelt.
    »Allerdings hätte ein bisschen Thymian nicht schaden können«, fuhr der Drache mit vollem Maul fort, »so wie ich auch bei dem Ferkel etwas Rosmarin vermisst habe.«
    Sofort erlosch Djofars Lächeln, und er fiel auf die Knie. »Verzeiht… Herr… Majestät…«, stammelte er unglücklich. »Wenn Ihr wünscht…«
    »Bei allen Göttern!«, stöhnte der Drache. »Verträgst du denn überhaupt keine Kritik? Habe ich nicht gesagt, dass es mir ausgezeichnet schmeckt? Steh schon auf, mein Freund.« Er schwieg einen Moment und legte den Kopf schief. »Allerdings gibt es da tatsächlich noch etwas, das du für mich tun könntest.«
    »Alles, was Ihr verlangt!«, beteuerte Djofar schnell.
    »Vor langer Zeit hat der Großkhan von Kabiri ein Fest für mich gegeben«, begann der Drache, nachdem er das zarte Fleisch von einer Lammkeule gelutscht hatte. »Ein wirklich gelungenes Fest, wie ich betonen möchte. Es war in der Oase Betesch… oder war es Taresch…?« Er fuchtelte gedankenverloren mit dem blanken Beinknochen des Lamms vor Djofars Nase herum. »Nun, das spielt jetzt keine Rolle. Jedenfalls hat er drei Jungfrauen für mich tanzen lassen, eine mit schwarzem, eine mit rotem und eine mit blondem Haar. Und du weißt ja, wie außerordentlich selten blonde und rote Mädchen in Kabiri zu finden sind…«
    Er bemerkte Djofars ratlosen Gesichtsausdruck. »Nein, das wusstest du nicht«, verbesserte er sich. »Woher auch? Egal, was ich sagen wollte, ist, dass es mir sehr gut gefallen hat, den Mädchen beim Tanzen zuzusehen. Glaubst du, du könntest drei hübsche Jungfrauen zu mir bringen? Eine blonde, eine rote und eine schwarze?«
    Djofar nickte verblüfft. Er hätte auch versprochen, König Gaurok höchstpersönlich in die Höhle zu schaffen, wenn der Drache das von ihm verlangt hätte.
    »Es würde mich freuen, wenn deine Liebste die Schwarzhaarige wäre«, fuhr der Drache fort. »Und wenn du schon dabei bist…«
    »Ladya?«, unterbrach ihn Djofar atemlos, ohne sich bewusst zu sein, welche Dreistigkeit er sich damit anmaßte. »Ihr wisst von ihr, Herr?«
    »Natürlich«, erwiderte der Drache würdevoll und tippte sich mit einer Klaue auf die Stirn unmittelbar über dem dritten Auge. »Heißt

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