Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Sheila einfach nicht helfen, obwohl ich es versucht habe. Der Tunnel öffnete sich, sie ist hineingezogen worden und dann hat sich die Wand gleich wieder geschlossen. Ich hatte keine Chance! Ich hätte sie auch nicht festhalten können, dazu bin ich nicht stark genug. Ach, ach, ach … warum bin ich nicht genauso groß wie ihr Delfine?«
»Es ist schon gut, Spy«, meinte Mario. »Niemand macht dir einen Vorwurf.«
»Ich hätte euch am liebsten gleich Bescheid gesagt, aber wie hätte ich euch erreichen sollen?«, jammerte Spy weiter. »Ich kann ja nicht an Land gehen wie ihr. Ich habe schließlich keine Beine. Außerdem würde ich an Land ersticken … Die arme Sheila!«
»Es tut mir leid, wenn ich dich vorhin aus dem Schlaf geschreckt habe, Spy«, entschuldigte sich Irden. »Aber Mario hatte einen schlimmen Traum – und da dachte ich, es ist besser, wenn ich Kontakt zu dir aufnehme. Deswegen hat sich meine Stimme in deinen Kopf geschlichen.«
»Ich habe nicht richtig geschlafen, nur ein bisschen gedöst«, behauptete Spy. »Ich war so müde. Nachdem Sheila verschwunden ist, bin ich dauernd hin und her geschwommen, um eine Öffnung in der Wolke zu suchen. Aber ich konnte keine finden …« Seine Stimme klang weinerlich. »Irden, du bist doch ein Zauberer! Kannst du mich nicht groß und stark machen und mir Haifischzähne geben? Und am besten auch Füße und Flügel undLungen, damit ich an Land atmen kann. Ich muss Sheila retten! Sie war immer so lieb zu mir …«
Trotz seiner Angst um Sheila musste Mario innerlich schmunzeln, als er das hörte. Was war der Fisch doch für ein netter Kerl! Auch wenn er mit seinem Geplapper manchmal nervte …
»Nein, Spy«, sagte Irden. »Ich verändere dich nicht, obwohl ich die Möglichkeit dazu hätte. Ich finde dich gut so, wie du bist. Und so klein bist du nun auch wieder nicht. Ich will dich nicht zu einem Monster machen, wie es Fortunatus getan hat. So, wie du jetzt bist, so hat dich die Natur geschaffen! Gut, du kannst sprechen, diese Gabe habe ich dir nach Zaidons Tod verliehen, damit Sheila, Mario und du euch verständigen und Freunde bleiben könnt, aber ansonsten bist du ein ganz normaler Fisch. Oder sehnst du dich etwa nach der Zeit zurück, als du eine Antenne auf dem Kopf getragen hast und deine Augen Kameralinsen waren?«
»Daran kann ich mich gar nicht mehr so richtig erinnern«, gab Spy zu.
»Na, siehst du«, sagte Irden.
Spy schwamm ganz dicht an den Magier heran. »Aber ein paar Haifischzähne? Ach bitte! Die könntest du mir doch geben, Irden. Damit ich richtig fest zubeißen kann. Bitte!«
»Du brauchst solche Zähne gar nicht, du frisst doch Krill«, wandte Irden ein.
»Ich will die Haifischzähne, um Zaida zu beißen!«, rief Spy. »Und diesen anderen Kerl, der auch ein Delfin war. Bitte, Irden! Nur zehn Zähne …«
»Nein.« Irden ließ sich nicht erweichen.
»Acht?«, bettelte Spy.
»Auch nicht«, sagte Irden.
»Fünf?«, versuchte es Spy noch einmal.
Jetzt schaltete sich Mario ein. »Irden hat recht«, sagte er. »Du brauchst keine Zähne. Und jetzt hör auf damit. Wir müssen überlegen, wie wir in die Wolke eindringen können.«
10. Kapitel
Fortunatus’ Experimente
Sheila war wie gelähmt, als sie all die Delfine in dem Becken sah. Es war viel zu klein für die vielen Tiere. Sie drängten sich dicht aneinander. Sheila spürte ihre Aggressivität.
Sie blickte zu Fortunatus, der neben ihr stand und mit zufriedener Miene die Delfine beobachtete. Sie hatte so viele Fragen: Woher kamen die Delfine? Wie hatte Fortunatus sie angelockt und gefangen? Warum gab es hier im dunklen Palast einen Bereich, der aussah wie ein Delfinarium? Hatte Zaida dieses Becken mit ihren Zauberkräften gehext?
Aber Sheilas Mund war wie verschlossen. Sie stellte keine einzige Frage. Wenn sie nicht mit Fortunatus redete, sah er vielleicht ein, dass sie die Zusammenarbeit mit ihm verweigerte.
Fortunatus stand am Beckenrand. Er hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben und sah zufrieden aus. Die Tiere rempelten einander an, verdrängten sich gegenseitig von ihren Plätzen. Der ganze Raum war erfüllt von Quieken und Pfeifen, die Töne klangen alles andere als freundlich.
Fortunatus wandte den Kopf und lächelte Sheila an. »Nun, wie gefällt dir mein Bestiarium?«
»Überhaupt nicht!«, hätte Sheila am liebsten geschrien. Doch sie presste nur die Lippen zusammen. Es war so schrecklich, was sie da sah. Warum quälte Fortunatus die Tiere, indem er sie
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