Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
auf so engem Raum gefangen hielt? Warum freute er sich darüber, wenn die gestressten Delfine ihre Artgenossen angriffen?
Sheila sah, wie eines der älteren Tiere auf ein Jungtier losging. Es biss in seine Flossen. Das Jungtier schrie auf und wollte fliehen, aber seine Flucht wurde von den anderen Delfinen verhindert. Das Wasser färbte sich rosa. Wieder griff das ältere Tier an.
Sheila hielt es nicht mehr aus. »Tun Sie doch was!«, fauchte sie Fortunatus an. »Das Delfinbaby wird gebissen, sehen Sie das denn nicht? Es wird sterben, wenn Sie nicht eingreifen!«
»Ich sehe nur, dass mein Plan funktioniert.« Fortunatus ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Die friedlichen Tiere zeigen endlich etwas Feuer.«
Sheila sah ihn skeptisch an. »Wie? Sie WOLLEN, dass die Tiere sich gegenseitig angreifen?«
»Kluges Mädchen, du hast’s erfasst.« Fortunatus grinste.
Sheila schnappte nach Luft. »Aber warum?« Sie deutete fassungslos auf das Wasser. »Wenn niemand dem Delfinbaby hilft, dann wird es sterben!«
»Dann ist es eben eins weniger, na und?«, sagte Fortunatus ungerührt. »Es ist sowieso klein und schwach und nicht dazu geeignet, den Menschen einen Schrecken einzujagen. Aber die anderen! Prächtige Raubtiere! Noch ein paar Stunden, dann sind sie richtig wild und ich kann die Biester loslassen.«
Wieder wurde das Delfinjunge angegriffen, diesmal von zwei großen Delfinen gleichzeitig. Sheila hielt es nicht mehr aus. Bevor Fortunatus sie daran hindern konnte, kletterte sie auf den Beckenrand und sprang ins Wasser, das lauwarm über ihr zusammenschlug. Sie tauchte auf und sah, dass sie höchstens einen Quadratmeter Platz hatte. Schon näherten sich die Delfine. Sheila war im vorigen Sommer mit Delfinen geschwommen undhatte keine Angst. Aber jetzt spürte sie, wie gereizt die Stimmung war. Die Tiere waren nervös. Ob sie angreifen würden?
Sheila versuchte, ruhig zu bleiben und Ruhe auszustrahlen. Sie hielt nach dem verletzten Baby Ausschau, konnte es von ihrem Standpunkt aus aber nicht sehen. Ein Delfin schob sich ganz nah an Sheila heran. Es war keine Neugier, die ihn antrieb. Er versetzte ihr einen groben Stoß gegen die Hüfte. Sheila griff nach dem Amulett und wünschte sich ganz fest, dass die Zauberkraft des Steins in sie übergehen möge.
Ruhig … Bleibt ruhig … Ich tue euch nichts …
Halfen die Gedanken, die sie aussandte? Der Delfin wagte jedenfalls keinen zweiten Angriff. Die Tiere machten jetzt sogar ein wenig Platz. Sheila schaffte es, zwischen ihnen hindurchzuschwimmen. Da war das verletzte Jungtier … Es blutete stark an mehreren Stellen. Sheila berührte es sanft am Kopf.
»Du brauchst keine Angst zu haben. Alles wird gut«, murmelte sie. Wäre Irden nur hier! In seinem goldenen Gürtel befand sich ein blauer Heilstein. Den hätte Sheila jetzt gut für das Baby gebrauchen können. Sie zog das verletzte Tier vorsichtig an sich. Die anderen Delfine hielten noch immer respektvollen Abstand.
Es gelang Sheila, mit dem Delfinbaby zusammen zum Beckenrand zu schwimmen. Das verletzte Tier stieß klägliche Laute aus. Sheila redete immer wieder beruhigend auf das Jungtier ein.
Fortunatus stand mit verschränkten Armen am selben Platz wie zuvor und machte keine Anstalten, Sheila zu helfen. Sheila zog sich am Beckenrand hoch.
»Ich brauche Verbandszeug«, verlangte sie. »Wenn es nicht gelingt, die Blutungen zu stoppen, dann wird der kleine Delfin sterben.«
»Ich habe kein Verbandszeug«, sagte Fortunatus unfreundlich. »Du verschwendest deine Zeit. Das Jungtier ist nicht zu retten. Lass es in Ruhe und komm raus!«
In Sheilas Kopf arbeitete es fieberhaft. Sie wollte das Delfinbaby nicht aufgeben. Mussten seine Wunden nicht genäht werden? Aber dazu brauchte man einen Tierarzt und in Zaidas Palast war garantiert keiner. Sheila war verzweifelt. Sie musste dem kleinen Delfin doch helfen können … Wenn Zaida mit ihren Zauberkräften einen ganzen Palast errichten konnte, dann musste sie doch auch einen verletzten Delfin heilen können …
»Wo ist Zaida?« Sheila stemmte sich mit einem Schwung aus dem Becken und trat zu Fortunatus.
»Willst du ihr jetzt sagen, dass du mit ihr zusammenarbeitest?«, fragte Fortunatus mit unbewegter Miene.
»Ich will ihr sagen, dass sie die Blutungen des Babys stoppen muss«, entgegnete Sheila.
»Und was gibst du ihr dafür?«, wollte Fortunatus wissen. »Dieses Amulett vielleicht?«
Bevor Sheila reagieren konnte, hatte er nach ihrer Kette gegriffen
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