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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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verdächtigte.
    Es passte einfach nichts zusammen. Immer wenn Bek und er in den vergangenen Wochen Zeit gemeinsam verbracht hatten, war mindestens noch ein anderer dabei gewesen. Wann sollten sie gestohlen haben, und warum? Calvyn hatte eine nahezu beschämend hohe Geldsumme beim Quartiermeister eingelagert und seines Wissens litt auch Bek nicht unter Geldnöten. Der Korporal hatte jedoch von »persönlichen Dingen« gesprochen, nicht von Geld. Was konnte der Hauptmann besitzen, was Bek und ihn angeblich verführt hatte, einen Diebstahl zu begehen und damit alles aufs Spiel zu setzen? Calvyn hatte nicht die leiseste Ahnung.
    Die beiden Rekruten betraten die Dienststube des Sergeanten Dren in ganz unterschiedlicher Gemütsverfassung. Calvyn war auf der Hut, aber auch neugierig darauf zu erfahren, worum es ging. Bek dagegen stand kurz vor einer Panikattacke, und in seiner blühenden Fantasie malte er sich schon die Folgen einer Verhaftung aus. Er sah sich öffentlich ausgepeitscht, im Finstern angekettet und jahrelang in einem elenden Höllenloch verrotten. Seine Atmung
und sein Puls waren beschleunigt, und seine Augen flackerten nervös von einem Punkt zum anderen, ohne wirklich etwas wahrzunehmen.
    »Beruhige dich, Bek«, flüsterte Calvyn seinem Freund zu, als sie das Zimmer betraten. »Du hast doch nichts gestohlen, oder?«
    »Natürlich nicht!«, entfuhr es Bek.
    »He! Ihr habt euch nicht zu unterhalten!«, befahl der Korporal, der hinter ihnen durch die Tür trat. »Du«, fuhr er fort und zeigte auf Calvyn, »setzt dich dort in die Ecke auf den Boden. Und du«, sagte er mit einem Wink in Beks Richtung, »setzt dich dorthin.«
    Calvyn und Bek begaben sich auf die zugewiesenen Plätze und brüteten schweigend vor sich hin. Gleich nachdem die Rekruten sich hingehockt hatten, hielten die beiden Korporale eine kurze, gemurmelte Besprechung ab, und der jüngere der beiden verließ die Dienststube. Die Tür schloss sich mit einem dumpfen Schlag und die drei im Zimmer blickten einander mit nachdenklichen Mienen an. Die Sekunden der Stille dehnten sich zu Minuten.
    Einige Zeit später ging die Tür wieder auf und das Scheppern des Riegels riss alle drei aus ihren Gedanken. Die beiden Rekruten und auch der Korporal sprangen hoch und ließen ihre steifen Glieder strammstehen, als Hauptmann Tegrani und der jüngere Korporal in den Raum schritten. Calvyn und Bek wurden angewiesen, sich nebeneinander vor dem Hauptmann aufzustellen.
    Tegrani war zweifellos eine beeindruckende Erscheinung in seiner blauschwarzen Uniform. Groß und schlank stand er vor ihnen, das jungenhafte Gesicht zu einem missbilligenden Ausdruck verzogen. Er fingerte an seiner silbernen Gürtelschnalle. Die silbernen Rangkordeln des Hauptmanns lagen stolz auf seiner Schulter und die silbernen
Sporen an den blitzblank polierten Lederstiefeln ließen keinen Zweifel an seinem hohen Rang.
    »Und ihr seid also Calvyn und Bek?«, stellte der Hauptmann eher fest, als dass er es fragte.
    »Ja, Sir«, bestätigten die beiden Rekruten einstimmig.
    »Könntet ihr mir erklären, warum Dinge aus meinem persönlichen Besitz unter euren Matratzen gefunden worden sind?«
    »Sir«, erwiderte Calvyn zögernd, »Korporalin Derra hat uns ausdrücklich angewiesen, keine Fragen zu beantworten, bis sie hier eingetroffen ist. Ich möchte nicht ungehorsam erscheinen, aber …«
    »Ihr wollt auf Derra warten«, vollendete Tegrani mit einem schiefen Lächeln. »Nun, das kann ich euch nicht übel nehmen. Ihr werdet nicht lange warten müssen. Die gute Korporalin hat bestimmt gesehen, dass ich gekommen bin, und wird die anderen Rekruten vor der Zeit entlassen, damit sie so früh wie möglich zu uns stoßen kann.«
    Der Hauptmann schlenderte zu Sergeant Drens Schreibtisch, schlug das zuoberst liegende Pergament auf und überflog es gleichgültig. Mit einem abfälligen Naserümpfen legte er die Rolle zurück auf den Stapel und schritt durch den Raum ans Fenster. Im Gehen wies er die beiden Korporale an, sich zu rühren. Dann sah er schweigend auf den Drillplatz.
    Calvyn und Bek standen weiter stramm, so zackig und unbeweglich, wie sie nur konnten. Durch die nach Süden gelegenen Fenster strömte die Nachmittagssonne ins Zimmer, und den beiden Rekruten fiel es immer schwerer, Haltung zu bewahren. Die Waffenübungen waren anspruchsvoll und schweißtreibend gewesen. Obwohl sie ein wenig abgekühlt waren, während sie in den Zimmerecken von Sergeant Drens Dienststube gehockt hatten, spürten

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