Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
hier in den Bergen mehr als ein ebenbürtiger Gegner für ihn war. Doch Perdimonn hatte eine letzte Zuflucht, in die Selkor nicht vorstoßen konnte, ohne das zu zerstören, was er unbedingt an sich bringen wollte.
Es verlangte ihm enorme Konzentration ab, aber er konnte den außergewöhnlichen Zauberspruch fehlerfrei vollenden, und als er die Hände gegen den Monolithen drückte, verschmolzen sie mit dem Felsen. Perdimonn hielt das neue magische Feld aufrecht, zog seine Hände zurück und drehte sich mit dem Rücken zum Stein. Dann drückte er mit langsamen, entschlossenen Bewegungen seinen gesamten Körper gegen den Fels und spürte, wie er in ihn hineinglitt. Kurz bevor sein Gesicht mit der Vorderseite des Steins verschmolz, konnte er nicht umhin, seinem Gegner zum Abschied einen letzten Hieb zu versetzen.
»Auf Wiedersehen, Selkor«, rief er mit einem spitzbübischen Lachen. Dann war er verschwunden.
Selkor, der inzwischen rasend vor Wut auf dem Plateau umherlief und in rascher Reihenfolge antimagische Geschosse abfeuerte, hörte zufällig das Rufen, wandte sich um und sah gerade noch, wie Perdimonns Gesicht in den Fels abtauchte.
»Nein!«, schrie er. Er rannte zu dem Monolithen. »Verdammter alter Mann! Du kannst nicht ewig da drin bleiben. Komm heraus und lass es uns beenden.«
Selkor konzentrierte sich und ließ seinen Geist wandern, um Perdimonns Bewusstsein zu erreichen, aber er nahm nur den Fels und das Lachen des alten Mannes wahr. Zornig schlug er mit der Hand auf den Stein. Dann legte er die schmerzende Handfläche an die Brust, wickelte seinen dunklen Mantel fester um sich und setzte sich mit überkreuzten Beinen auf die Erde. Mit düster gerunzelter Stirn stellte er sich darauf ein, eine ganze Weile dort zu hocken.
10
Schulter an Schulter standen Calvyn, Jenna und acht Kameraden aus ihrem Trupp vor Bek und den anderen. Alle schwitzten heftig, während sie in der warmen Nachmittagssonne ihre schweren Holzschwerter schwangen und die neuesten Manöver übten.
Bis vor kurzem hatten Derras Training vor allem darauf abgezielt, die Schnelligkeit und die Kraft der einzelnen Rekruten zu steigern. Doch in den letzten Wochen hatte die Korporalin den gemeinsamen Kampf eingeführt und ihnen erläutert, welche Voraussetzungen man mitbringen musste, um Seite an Seite in einer offenen Feldschlacht zu kämpfen. Mit dem Beginn der neuen Trainingsphase hatten sich ausnahmslos alle Rekruten Prellungen und leichte Verletzungen zugezogen, und Calvyn spürte schmerzvoll seine neueste Quetschung, als er sein Holzschwert immer und immer wieder nach dem vorgegebenem Drill bewegte.
Der Übergang vom Einzelkampf zum Kampf in einer Linie war schnell, aber logisch von sich gegangen, dachte Calvyn, während er Hiebe abwehrte und Hiebe setzte. Derra hatte ihnen vorgeführt, wie sie gegen zwei Gegner kämpfte, die sie gleichzeitig angriffen. Als flinke und erfahrene Schwertkämpferin wusste sie sehr schnell die Schwächen der beiden auszunutzen. Doch anschließend hatte die Korporalin ausführlich demonstriert, wie ihre Gegner, wenn sie als Einheit kämpften, für gegenseitige Deckung sorgen und um vieles wirkungsvoller vorgehen konnten.
Die Übungen mit zwei Mann gegen einen stellten eine reizvolle Herausforderung dar, und es geschah, dass sich die besten Schwertkämpfer Treffer von den schlechtesten einfingen. Calvyn war überaus stolz, als Derra ihn neben Bek, Tyrrak und anderen erfahreneren Schwertkämpfern auswählte, um allein gegen zwei Gegner zu kämpfen. Noch zufriedener war er, als es ihm gelang, sich in mehreren Kämpfen durchzusetzen. Später, als das Zusammenspiel seiner Gegner besser klappte, musste sich Calvyn immer mehr in die Defensive zurückziehen.
Nachdem die ursprünglichen Paarungen einige Tage zusammen geübt hatten, wurden alle Rekruten durcheinandergemischt. Calvyn hatte Matim zum Partner, der eher ein mittelmäßiger Schwertkämpfer war. Seine Hiebe waren alle korrekt gesetzt, aber viel zu langsam, um Wirkung zu zeigen. So bekamen er und Calvyn mehr als genug blaue Flecken ab.
Die Übungen schritten fort, und es hatten zwei gegen zwei und drei gegen drei gefochten, bis an diesem Morgen der gesamte Trupp ins Kampftraining mit einbezogen wurde. Die Mittagspause war verronnen und der Nachmittag war für Calvyn und die anderen viel zu schnell angebrochen. Die Rekruten spürten das Gewicht ihrer Übungswaffen und ihre schmerzenden Armmuskeln. Es geschahen immer mehr und immer schwerwiegendere Fehler,
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