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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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ihn eingeholt hatte, sah er sie von der Seite an und sagte: »Ich heiße Garfeddon.«
    »Und ich bin Jenna, Nathans Tochter«, erwiderte sie misstrauisch. »Was kann ich für dich tun?«
    »Oh, für heute hast du wahrlich genug für mich getan. Du hast mir das Leben gerettet und ich möchte mich dafür erkenntlich zeigen.«
    »Oh nein, Sir! Das ist nicht notwendig. Ich habe nur meine Pflicht getan. Ich glaube auch nicht, dass Sergeantin
Derra damit einverstanden wäre«, sagte Jenna rasch. »Nichts für ungut, aber das verstößt gegen alle Regeln.«
    »Sergeantin Derra hat es erlaubt, daher bitte ich dich, mein Geschenk anzunehmen, ehe mein Geiz wieder die Oberhand gewinnt. Immerhin ist es etwas, was dir mit Sicherheit gefallen wird. Und ich weiß jetzt auch, dass es bei dir in guten Händen ist. Du wirst nicht nur gut darauf aufpassen, sondern es auch wirkungsvoll einsetzen.«
    Jenna sah den Händler gleichermaßen verwirrt wie neugierig an. Er lachte.
    »Ich merke schon, du erinnerst dich nicht an mich«, gluckste er, »aber ich erinnere mich an dich. Das hier ist mein Wagen. Warte einen Moment, ich hole rasch dein Geschenk und erlöse dich aus deinem Elend.«
    Garfeddon sprang auf die Ladeklappe seines Wagens und löste die Seile, mit denen die Segeltuchabdeckung befestigt war. Je länger Jenna ihm zusah, desto mehr war sie überzeugt, dass sie ihn kannte, sie wusste nur nicht, woher. Als er schließlich wieder auftauchte, hielt er einen wunderschönen schwarzen Langbogen in der Hand und sofort war die Erinnerung wieder da.
    »Du bist das!«, japste Jenna verblüfft. »Der Waffenstand auf dem Markt. Jetzt weiß ich es wieder. Aber ich kann doch nicht …«
    »Du kannst und wirst es annehmen, Gefreite Jenna. Ich bestehe darauf«, sagte der Händler bestimmt und sprang vom Wagen. »Hier, mit aufrichtigem Dank.«
    »Aber … der ist ein kleines Vermögen wert!«, rief Jenna.
    »Für mich hätte er überhaupt keinen Wert mehr, wenn ich vorhin ums Leben gekommen wäre«, erwiderte Garfeddon mit einem Lächeln. »Der verehrte Vandar wäre bestimmt froh, wenn er wüsste, dass sein Bogen im Besitz einer Schützin ist, die auch damit umgehen kann.«

    Jenna nahm die ihr dargebotene Waffe fast ehrfürchtig entgegen und fuhr über die seidig glatte Oberfläche des tintenschwarzen Akarholzes. Sie hatte den Langbogen bei ihrer ersten Patrouille mit Calvyn auf dem Markt gesehen. Der Händler hatte damals fünfundzwanzig Goldstücke dafür verlangt, ein angemessener Preis, denn Akarholz war kostbar und die herrliche Waffe war von niemand Geringerem als Vandar gefertigt worden, dem besten Bogner Nordthrandors.
    »Sag mir, Gefreite Jenna, als du die drei shandesischen Krieger erschossen hast, hast du da beim dritten auf den Hals gezielt? Ein kühner Schluss. Die Entfernung muss mindestens sechzig Schritt betragen haben.«
    Jenna räusperte sich verlegen.
    »Um ehrlich zu sein, dachte ich, der Schuss würde danebengehen«, räumte sie mit einem reumütigen Lächeln ein. »Ich habe den Bogen beim Abschuss etwas nach oben verzogen, sodass die Flugbahn höher war als bei den ersten beiden Pfeilen. Deshalb habe ich noch einen Pfeil hinterhergeschickt.«
    Garfeddon lachte. »Na, für einen schlechten Schluss war das Ergebnis ziemlich gut. Nutze den Bogen gut, Gefreite Jenna. Möge Ishara deine Pfeile immer ins Ziel leiten.«
    »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Ich werde mich bemühen, Vandars Kunst gerecht zu werden.«
    Garfeddon verbeugte sich.
    »Geh jetzt«, sagte er, »sonst kommst du noch zu spät.«
    Jenna salutierte und eilte zurück zu den anderen Soldaten, die sich schon marschbereit machten.
    Als Calvyn der Langbogen ins Auge fiel, sagte er überrascht: »Der war das also. Er kam mir schon so bekannt vor.«
    Jenna nickte abwesend und strich sanft über das Holz des wertvollen Bogens.
    »Erlaubst du mir, ins Glied zu treten, Korporal?«, fragte sie.

    »Erlaubnis erteilt. Und, Jenna«, Calvyn senkte die Stimme zu einem Flüstern, »Tamar wird grün vor Neid, wenn er den zu Gesicht bekommt!«
    Jennas Lächeln wurde bei diesem Gedanken noch breiter. »Darauf kannst du wetten«, murmelte sie.
    Der Marsch zur Burg Keevan, der die Thrandorier durch eine zunehmend vertraute Landschaft führte, verlief ohne weitere Zwischenfälle. Calvyn nutzte die Gelegenheit, sich unter seinen Trupp zu mischen und die Leute besser kennenzulernen.
    Mit Demarr hatte er ein Hühnchen zu rupfen. »Was war denn das, Demarr?«, fragte er und

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