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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Soldaten, die die Burg verteidigten, handelte es sich überwiegend um Rekruten,
die über eine Grundausbildung an den Waffen noch nicht hinausgekommen waren. Dazu kam, dass die Shandeser mindestens dreifach in der Überzahl waren. Als Dren den Magier beschrieb und die magische Rauchwolke, die den Verteidigern auf der Burg die Sicht nahm, richtete sich Calvyn abrupt auf. Er hatte gerüchteweise davon gehört, doch Sergeant Drens Worte bestätigten nun erstmals, dass die Shandeser tatsächlich Magier einsetzten.
    Doch etwas an Drens Bericht über die schwarze Wolke erschien Calvyn widersinnig.
    »Verzeiht, Sergeant?«
    »Ja, Korporal Calvyn, was ist denn?«
    »Ich verstehe nicht, was der shandesische Magier mit der Wolke bezweckt hat. Da sie beiden Heeren die Sicht nahm, gewann seine Seite doch nichts dadurch. Die Wolke musste die Angreifer doch sogar noch stärker behindern. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Ja, es hätte keinen Sinn gemacht, wenn die Wolke die Angreifer auch nur im Geringsten gestört hätte. Sie schienen den Rauch gar nicht wahrzunehmen«, antwortete Dren. »Deshalb waren sie innerhalb von Sekunden auf den Leitern. Ohne den berittenen Boten aus dem Dorf Rabenheim wäre es wohl um uns geschehen gewesen. Rabenheim wurde ebenfalls angegriffen, und er war auf dem Weg zur Burg, um Hilfe zu holen. Als er den Magier in einiger Entfernung zur Mauer allein dastehen sah, gelang es ihm, sich unbemerkt heranzuschleichen und ihm einen Pfeil in den Rücken zu schießen.«
    Dren blickte ins Leere.
    »Es war unglaublich. In der einen Sekunde war alles stockdunkel und wir konnten den Feind nicht auf einen halben Meter Entfernung sehen und in der nächsten war die Luft klar wie ein Bergbach. Zum Glück hatten die Shandeser
die Mauer noch nicht vollständig eingenommen. Kaum merkten sie, dass wir sie wieder sehen konnten und ihr Magier ausgeschaltet war, traten sie den Rückzug an. Sie hatten einen leichten Sieg erwartet, und als sie fair gegen uns kämpfen mussten, haben sie sich aus dem Staub gemacht. Sie haben dafür bezahlt. Uns ist es teuer zu stehen gekommen, aber sie haben dafür bezahlt. Unsere Rekruten haben sich wacker geschlagen, aber wenn die Shandeser gemerkt hätten, wie unerfahren unsere Kämpfer waren, hätten sie den Angriff doch noch zu Ende gebracht, dessen bin ich sicher.«
    Calvyns Gedanken wanderten zu dem Zauber, den der shandesische Magier vollbracht hatte. Es passte nicht zu dem, was Calvyn über Magie wusste. Wie man das Trugbild einer Wolke heraufbeschwor, war ihm bekannt. Aber wie dieser Magier die Illusion nur gegen seine Feinde gerichtet hatte, obwohl seine eigenen Leute ja mitten unter den Verteidigern der Burg kämpften, war Calvyn völlig schleierhaft. Ein Zauber, der bei einer solchen Masse von Menschen nur auf einen Teil von ihnen wirkte, musste unheimlich kompliziert sein.
    Bei dem Versuch, dieses Rätsel zu lösen, wirbelten in seinem Kopf die verschiedensten Runen und Ideen durcheinander. Deshalb hörte Calvyn es zunächst gar nicht, als Sergeant Dren ihm eine Frage stellte.
    »Korporal Calvyn?«, fragte Dren spöttisch, weil Calvyn ihn beim ersten Mal nicht gehört hatte. »Bist du bei uns?«
    »Äh … Entschuldigung, Sergeant. Ich habe nur über den Magier nachgedacht.«
    »Wie ich höre, bist du bei Mantor auch unter die Magier gegangen. Das meiste wurde mir bereits berichtet, aber ich hätte gern deine Geschichte gehört. Wenn wir nicht jüngst selbst Magie erlebt hätten, würde ich sagen,
das ist alles an den Haaren herbeigezogen. Bist du denn nun ein Magier?«
    »Ich weiß nicht mehr so genau, was ein Magier überhaupt ist, aber ich habe tatsächlich beschränkte magische Fähigkeiten.«
    Sergeant Dren stieß einen Pfiff aus. »Na, dann mal los, Junge, raus damit.«
    Calvyn hatte die Geschichte schon so oft erzählen müssen, dass er sie mittlerweile schon auswendig kannte. Erberichtete, wie er durch die feindlichen Linien gebrochen und auf Demarr gestoßen war, wie sich der magische Schutzschild aufgebaut hatte und wie der böse Zauber des Silbertalismans, den Demarr trug, gegen Calvyns flammendes Schwert gekämpft hatte. Er erzählte, wie der shandesische Magier Selkor erschienen war und den Talisman an sich genommen hatte – das verschollen geglaubte Amulett des Derrigan Darkweaver. Und er endete mit der Verhandlung gegen Demarr und dem Richtspruch des Königs.
    Drens Miene war zunächst interessiert, dann erstaunt und, als Calvyn mit seiner Geschichte zu Ende war,

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