Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
Vom Netzwerk:
grünbraunen Augen schelmisch von der Seite an und antwortete: »Jaja, die Götter haben es zweifellos gut mit mir gemeint. Sie haben schon dafür gesorgt, dass ich auffalle«, sagte sie, klimperte mit den langen Wimpern und hob spöttisch eine Augenbraue.
    Jenna musste lachen.
    »Aber es ist gar nicht so angenehm aufzufallen, sondern eher ärgerlich. Ich bin doch hier, um zu kämpfen, nicht, um den Jungs die Köpfe zu verdrehen – die Art Zweikampf interessiert mich wirklich nicht. Ich will von meinen Ausbildern etwas lernen, aber die haben oft etwas ganz anderes vor!«

    Jenna lachte prustend und legte sich schnell die Hand auf den Mund, um so zu tun, als müsste sie husten. Die Offenherzigkeit der schwarzhaarigen Schönen amüsierte Jenna, und obwohl Calvyn sie offenbar bewunderte, konnte sie nicht umhin, Eloise zu mögen.
    »Wenn du meinen Rat hören willst, Jenna«, sagte Eloise, »dann sag ihm einfach, was du für ihn empfindest. Denn wenn du es nicht tust, wird es dich innerlich zerfressen.«
    Jenna nickte. »Zu dem Schluss bin ich nach einer schlaflosen Nacht auch gekommen«, sagte sie. »Aber danke für den Ratschlag.«
    »Gern geschehen.«
    »Ich finde übrigens, du kannst schon sehr gut mit dem Schwert umgehen«, wechselte Jenna zu einem angenehmeren Thema über. »Ich bin natürlich nicht in derselben Klasse wie Bek oder Calvyn, aber du hast mir vorhin ganz schön Druck gemacht. Deine Bewegungen sind natürlicher und fließender, als sie es bei mir je sein werden.«
    »Glaubst du wirklich? Ich dachte, Calvyn und Bek sagen das nur so dahin. Das ist das Problem, weißt du. Ich weiß nie, ob das, was ich so zu hören bekomme, ernst gemeint ist.«
    Jenna begriff plötzlich, wie schwierig es für eine so schöne Frau war, in einem Männerberuf ihren Weg zu finden.
    »Aber nein, du hast ganz offensichtlich Talent. Wenn du richtig gut werden willst, musst du zusätzlich zu deiner Geschmeidigkeit noch Schnelligkeit entwickeln. Hast du Sergeantin Derra schon kämpfen sehen?«
    Eloise schüttelte den Kopf.
    »Sieh ihr doch mal beim Training zu. Derra ist die Einzige, die ich Bek mit der Klinge habe besiegen sehen. Ich weiß nicht, ob es ihr noch einmal gelingen würde, denn Bek hat seither erheblich an Schnelligkeit, Ausdauer und Erfahrung
zugelegt. Aber sie ist eine fantastische Kämpferin und zeigt beim Schwertkampf eine Geschmeidigkeit, die der deinen durchaus ähnlich ist. Sie ist nur etwas schneller und entschlossener.«
    »Das mache ich, danke«, sagte Eloise nachdenklich. »Und wie ich höre, sollte man das Bogenschießen bei dir lernen …«
    »Besser nicht. Tamar ist der bessere Lehrer.«
    »Da hat man mir aber etwas anderes erzählt. Na ja, mit dem Schwert komme ich ja halbwegs zurecht, aber ich weiß kaum, wie man einen Bogen richtig hält, geschweige denn einen geraden Schuss abgibt!«
    »Du musst bloß darauf achten, dass die Pfeilspitze von dir wegzeigt«, erwiderte Jenna mit ihrem typisch unbewegten Gesicht.
    Eloise sah Jenna einen Moment nur an, dann brach sie in Gelächter aus. »Ich werd dran denken«, gluckste sie.
    Beim Mittagessen schnatterten und lachten die beiden jungen Frauen weiter und anschließend gingen sie wieder zum Waffentraining. Jenna übernahm ihre Aufgabe als Trainerin wieder, als sei am Vortag nichts geschehen. Tamar hob eine Augenbraue, das Höchstmaß an Überraschung, das er sich je anmerken ließ, sagte aber nichts.
    Geduldig brachte Jenna Eloise, Marco und Fesha die Grundlagen des Bogenschießens bei, während Tamar Sten, Kedreeve und Verne unterrichtete. Obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte, stellte Jenna mit heimlicher Genugtuung fest, dass Eloise am Bogen etwa so schlecht war, wie sie behauptet hatte. Fesha war noch unbegabter, Marco dagegen ein Naturtalent. Er hatte eine ruhige Hand und ein gutes Auge und atmete genau richtig, regelmäßig und tief.
    Jenna schloss Marco und den ungestümen Fesha rasch ins Herz. Fesha nahm seine Unfähigkeit am Bogen mit derselben
Leichtigkeit hin, mit der er seine Kameraden aufzog. Einmal brachte er alle zum Lachen, als er den Langbogen ablegte und den Pfeil wie einen Speer auf die Zielscheibe warf. Sogar Tamar verzog das Gesicht zu einem kaum sichtbaren Lächeln, als der Pfeil näher am Mittelpunkt der Zielscheibe stecken blieb als jeder seiner Pfeile zuvor. Allerdings fiel er sehr bald wieder herunter.
    »Nicht schlecht, Fesha«, beglückwünschte ihn Jenna. »Allerdings wirst du an der Wucht noch arbeiten müssen, sonst kannst

Weitere Kostenlose Bücher