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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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und bringt sie dann in den zweiten Schlafsaal vor dem Nordende der Mannschaftsunterkünfte. Danach beginnt das Waffentraining. Beeilt euch, ich warte hier. Gibt es Fragen?«
    »Nein, Korporal.«

    »Gut. Rekruten, stillgestanden! Links um! Marsch!«
    Eine halbe Stunde später überquerten die Rekruten in Marschkolonne den Übungsplatz, jeder ein großes Bündel Kleider über dem Arm. Sie verstauten ihre Uniformen in der Unterkunft, gingen schnurstracks wieder nach draußen und marschierten auf Calvyns Befehl um den Waffenübungsplatz. In diesem Moment verschwand die Sonne hinter einer großen Wolke und es wurde spürbar kälter. Calvyn ließ die Rekruten in einer freien Ecke des Platzes Aufstellung nehmen.
    Der Rest seiner Leute übte bereits gemeinsam mit mehreren anderen Trupps auf dem Sandplatz. Jenna und Tamar waren damit beschäftigt, sechs anderen Gefreiten beim Bogenschießen auf die Kurzdistanz Hilfestellung zu geben, während zwei der älteren Gefreiten, Trask und Cymon, das Schwerttraining überwachten.
    Jenna war wütend. Die Freude, mit ihrem wunderschönen neuen Bogen zu schießen, wurde getrübt von der Unfähigkeit ihrer Schüler. In Sachen Geduld war ihr Tamar eindeutig überlegen. Ihn konnten die mangelhafte Technik und die schlecht gezielten Schüsse der Soldaten, die er ausbildete, nicht erschüttern. Ungerührt zeigte er ihnen wieder und wieder die richtige Haltung, die Atmung und die Schusstechnik des geübten Bogenschützen. Beharrlich verbesserte er mit ruhiger, geradezu hypnotischer Stimme die Ellbogen- und Kopfhaltung seiner Schüler.
    Jenna dagegen ärgerte sich dermaßen über die immer gleichen Fehler der Möchtegernbogenschützen, dass sie kaum die Ruhe aufbrachte, ihnen vorzuführen, wie es richtig ging. Nur die Geschmeidigkeit des Akarholzes und die hohe Qualität ihrer herrlichen neuen Waffe hielten sie davon ab, sich lautstark über die stümperhaften Versuche ihrer Schüler auszulassen.

    Als sie sah, dass Calvin die Neuzugänge seines Trupps auf den Waffenübungsplatz führte, war sie über die Ablenkung froh – bis ihr Blick auf Eloise fiel.
    Jenna hatte in ihrem Leben noch keine Eifersucht verspürt, doch an diesem Vormittag drohte sie geradezu darin zu ertrinken. Calvyn und sie verband eine enge Freundschaft, die nach Jennas Geschmack noch inniger werden durfte. Doch etwas kam immer dazwischen.
    Jedes Mal, wenn Jenna zum Training der Rekruten hinübersah, sprach Calvyn gerade mit der dunkelhaarigen jungen Frau oder half ihr beim Führen des Schwertes, und Jenna wurde das Gefühl nicht los, dass die langbeinige Schönheit ihn unablässig mit ihren umwerfenden Augen anschmachtete. Jenna schluckte gerade die Enttäuschung über die Rivalin hinunter, als das Surren eines miserabel abgeschossenen Pfeils an ihr Ohr drang.
    »Hast du eigentlich so etwas wie ein Hirn in deinem dicken Schädel?«, keifte sie den Rekruten an. Dieser betrachtete mit hängenden Schultern den Pfeil, der in einem merkwürdigen Winkel am äußersten Rand der Zielscheibe steckte.
    »Tut mir leid, Jenna.«
    »Tut mir leid!«, äffte sie ihn mit sich überschlagender Stimme nach. »Tut mir leid! Du hast ja keine Ahnung, wie leid es dir noch tun wird, wenn das alles ist, was du mit dem Bogen zuwege bringst. Dieses Gemurkse wirst du nicht lange überleben. Wie oft muss ich es dir denn noch sagen? Wenn du den Bogen nicht sauber spannst, landet der Pfeil vor den Füßen deines Feindes. Und wenn du ihn hochreißt, fliegt er ihm über den Kopf hinweg. Wenn du hier auf dem Übungsplatz schon so grob danebenschießt, wie soll das erst in der Schlacht werden?«
    In diesem Moment merkte Jenna, dass ihre Kameraden
die Waffen hatten sinken lassen und die wütende Beschimpfung des unglücklichen Bogenschützen aufmerksam verfolgten. Plötzlich kam sie sich furchtbar dumm vor. Als sie sich umsah, begegnete sie Demarrs Blick. Zu ihrer Verärgerung und ihrer Scham spielte ein Lächeln um seine Mundwinkel, das Bände sprach. Er weiß es, dachte sie zerknirscht. Er weiß, was mit mir los ist.
    In diesem Moment ertönte das Signal zum Mittagessen. Ohne lange zu überlegen, wirbelte Jenna herum und stürmte zum Speisesaal. Sie hoffte inständig, dass Demarr niemandem etwas sagen würde.
    An der Waffenablage überlegte Jenna kurz, ob sie den Bogen dalassen und gleich essen gehen solle. Aus Baron Keevans Heer würde ihn bestimmt niemand stehlen, doch da in der Burg auch für Soldaten anderer Streitkräfte gekocht wurde, hielt sie es

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