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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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und Heldenmut sind hier völlig fehl am Platze. Wir machen ihnen das Leben so schwer, dass Kortag für sie uninteressant
wird. Das geschieht natürlich nicht über Nacht. Es kann Wochen, vielleicht sogar Monate dauern. Mit Umsicht und ein bisschen Glück könnte es uns aber gelingen, in dieser Zeit unsere Einheiten schrittweise aufzustocken. Am Ende können wir sie dann vielleicht aus der Stadt vertreiben.«
    »Dann lass uns beten, dass sie nicht allzu viel Geduld haben.«
    Anton lächelte. »Dazu kann ich nur ›Amen‹ sagen!«

    »Los, steh auf.«
    Jemand packte Calvyn am Kragen und zog ihn auf die Beine. Er bemühte sich zu stehen, doch seine Beine waren vom Liegen steif und er fühlte sich schwach, weil er lange nichts mehr zu sich genommen hatte. Der Wachmann schleppte Calvyn, in einem unverständlichen Dialekt der Gemeinsprache vor sich hin fluchend, quer durch den Raum zu einer Türöffnung.
    Seit seiner Gefangennahme hatte Calvyn ständig die Augenbinde getragen und den Sack über dem Kopf gehabt. Die Hände waren ihm auf den Rücken gefesselt. Nachdem ihm der Schlag auf den Hinterkopf das Bewusstsein geraubt hatte, war ihm in der ständigen Dunkelheit jedes Zeitgefühl abhandengekommen. Und die Ohnmacht, die der Fremde, diesmal mit magischen Mitteln, ausgelöst hatte, hatte seine innere Uhr noch einmal aus dem Takt gebracht. Er konnte seit mehreren Tagen oder auch Wochen in Gefangenschaft sein. Einen Anhaltspunkt gaben ihm lediglich sein leerer Magen und seine schmerzenden Glieder, beides keine besonders verlässlichen Zeitmesser.
    Als er durch die Tür stolperte, packte ihn ein zweites Paar Hände und die Tür quietschte leise, ehe sie hinter
ihnen ins Schloss fiel. Es folgte ein rasselndes Geräusch und der Wachmann fluchte lauthals. Soweit Calvyn dem Wortschwall entnehmen konnte, klemmten wohl die Riegel der Türen, sodass sich die Wachleute beim Schließen regelmäßig die Knöchel aufschürften.
    Der zweite Wachmann machte sich über die Ungeschicklichkeit des ersten lustig. Bald schon verstummten jedoch beide und führten ihren noch immer blinden Gefangenen durch Flure und über Treppen.
    Calvyn hatte keine Ahnung, wohin man ihn brachte und zu welchem Zweck. Schließlich führten ihn die Wachleute ein letztes Mal durch eine Tür, und er spürte, dass er jetzt in einem Raum war. Die Wachen zwangen Calvyn auf die Knie.
    »Zeigt uns das Gesicht dessen, den ihr uns da mitgebracht habt«, befahl eine tiefe und klangvolle Stimme.
    »Jawohl, Lord«, antworteten die Wachleute.
    Mit groben Griffen zerrten sie Calvyn den Sack vom Kopf und fummelten am Knoten der Augenbinde herum.
    »Schneidet sie durch!«, ordnete der, den die Wachleute mit »Lord« angesprochen hatten, ungeduldig an.
    Calvyn, der reglos auf dem Boden kniete, spürte, dass jemand mit dem Messer an der Augenbinde säbelte, die sogleich zu Boden fiel. Nach so vielen Tagen in völliger Finsternis waren Calvyns Augen zunächst geblendet, und er musste sie immer wieder zusammenkneifen, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten.
    Doch nach und nach nahm seine Umgebung Gestalt an.
    Im Halbkreis rund um den Mann, der soeben gesprochen hatte und bei dem es sich, wie Calvyn annahm, um die Gestalt auf dem riesigen Holzthron in der Mitte des Raumes handelte, saßen elf verhüllte Gestalten auf hochlehnigen, kunstvoll verzierten Holzstühlen. Calvyn kniete in der
Mitte dieses Halbkreises und spürte die prüfenden Blicke der Männer, bei denen es sich nur um die »Lords des Inneren Auges« handeln konnte, die der Mann auf dem Wagen erwähnt hatte.
    Die reglos dasitzenden Gestalten trugen schwarze Umhänge mit großen Kapuzen, unter denen ihre Gesichter nicht zu erkennen waren. Der Raum war groß, jedoch spartanisch eingerichtet, denn die zwölf Stühle waren das einzige Mobiliar. Mehrere Rundbogenfenster ließen Licht in den Raum, doch weder schmückten Bilder die Wände noch war der Steinboden mit Teppichen belegt. Es war ein ungemütlicher Ort.
    Calvyn wendete seine Aufmerksamkeit dem Lord auf dem Thron zu. Er sagte nichts. Man würde ihn bestimmt ansprechen.
    Doch da täuschte er sich.
    »Ja. Er ist es, dessen bin ich mir gewiss«, sagte die Gestalt auf dem Thron im Brustton der Überzeugung.
    »Kein Zweifel, Mylord? Das ist doch noch ein Junge!«, sagte jemand zu Calvyns Linken.
    »Stellt Ihr meine Hellsicht infrage, Torvados? Auf diesen Jungen habe ich gewartet. Wir werden über das weitere Vorgehen sprechen, wenn unser junger Freund außer

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