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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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gefährden.
    Harmlose Streiche wurden jedoch hingenommen, und es verging kaum ein Tag, an dem der Teich mit dem Springbrunnen nicht seinen Standort oder seine Form veränderte. Wer durch die Gärten streifte, ohne mit dem inneren Auge
auf die vielen Trugbilder zu achten, war mutig oder einfach nur dumm.
    Gleich, nachdem Shanier geruht hatte, begann Lord Vallaine, ihn ‚nochmals’ in die Feinheiten der Zauberei einzuweisen. Wären nicht immer wieder bruchstückhafte Erinnerungen zurückgekehrt, hätte Shanier geglaubt, dass er vor dem Zwischenfall genau das gewesen war, was der Hohe Lord behauptete, denn die Illusionszauber fielen Shanier so leicht wie einer Spinne der Netzbau. Jemand anderem seinen Willen aufzuzwingen oder in seinen Geist einzudringen und seine Gedanken zu lesen, war da schon schwieriger. Doch Lord Vallaine hatte ja auch gesagt, Shanier sei wegen seiner Illusionskünste zu einem Lord des Inneren Auges erwählt worden, nicht aufgrund seiner geistigen Macht.
    Aber auch das war eine Lüge. Shanier durchschaute die Schwindeleien des gerissenen alten Zauberers. Zu gern hätte er gewusst, was Vallaine mit ihm vorhatte.
    Bilder und Gesichter aus der Vergangenheit suchten ihn seit einigen Wochen immer häufiger heim. Es quälte ihn, dass er nicht auf seinen alten Namen kam, seinen Geburtsnamen. Er lag ihm auf der Zunge. Kaltan … Callum … So ähnlich musste er lauten. Nicht dass er Gefühle damit verband. Seine Vergangenheit wollte er ergründen, weil Wissen Macht war. Lord Vallaine und die anderen taten so, als sei Shanier aus gutem Grund einer von ihnen. Und dieser Grund nützte ihnen sicher mehr als ihm. Er musste hinter ihr Geheimnis kommen.
    Die Sache war mehr als rätselhaft. Wiederkehrende Erinnerungsfetzen vermittelten Shanier den deutlichen Eindruck, dass er früher Freunde und Kameraden gehabt hatte. Doch nun empfand er für niemanden etwas. Nicht dass er nur an sich dachte, doch er konnte sich einfach für nichts
mehr begeistern. Statt Freude empfand er Zufriedenheit und an die Stelle leidenschaftlicher Wut oder ungestümer Rachsucht war eine kalte, berechnende Bosheit getreten.
    Shanier hatte seine äußere Beherrschtheit dazu genutzt, den anderen Zauberern vorzugaukeln, sie könnten ihn nach ihrem Willen formen. Mit Ausdauer, Geduld und Hinterlist würde er ihre Beweggründe schon noch aufdecken. So hatte Shanier bereits vor Lord Vallaine verbergen können, wie viel er von den Vorgängen im Palast wusste oder zumindest ahnte. Glücklicherweise hatte Vallaine zu Beginn seiner Zaubererausbildung noch keinen Versuch unternommen, in Shaniers innerste Gedanken zu »blicken«. Als der Hohe Lord dann in einer Übung zur Stärkung der Willenskraft erstmals in die Tiefen seines Geistes vordringen wollte, konnte Shanier schon einen wirkungsvollen illusionären Schutzwall errichten. Ob Lord Vallaine sich davon blenden ließ und annahm, er habe Shaniers tiefste Gedanken gesehen, wusste er nicht. Es spielte im Grunde auch keine Rolle, da Shanier mit jedem Tag an innerer Stärke gewann. Wenn Lord Vallaine eines Tages bemerken sollte, dass Shanier seine wahren Gedanken vor ihm verbarg und über welch große Geisteskraft er verfügte, war er womöglich nicht mehr in der Lage, seinen Schützling noch zu beherrschen.
    Den Bildern aus seiner Vergangenheit hatte Shanier entnommen, dass er früher einem Heer angehört, jedoch keinen höheren Rang bekleidet hatte. Deshalb verspürte er durchaus nicht den Wunsch, seine luxuriösen Gemächer im Palast des Inneren Auges aufzugeben und in den schlichten Schlafsaal aus seiner Erinnerung zurückzukehren. Da ihn auch keine Gefühle mit dieser Zeit und den Jahren davor verbanden, hatte er für sich beschlossen, seine Stellung im Palast mit allen Mitteln zu festigen und auszubauen.

    Es klopfte an der Tür zu Shaniers Wohngemach.
    »Ah! Das Spiel beginnt«, dachte Shanier und zog die große Kapuze über den Kopf, da er die Anwesenheit Lord Vallaines und eines zweiten Mannes vor der Tür spürte.
    Vallaines Aura hätte Shanier nach der wochenlangen Ausbildung überall erkannt. Auch sein Begleiter verfügte über große Macht und war sicher kein Zauberschüler: Lord Cillverne, vermutete Shanier, als er die Tür öffnete, und stellte befriedigt fest, dass er recht hatte.
    »Seid Ihr bereit?«, fragte Vallaine mit unbewegter Stimme.
    »Selbstverständlich, Lord Vallaine, tretet ein«, erwiderte Shanier und bemühte sich um einen ebenso gleichgültigen Ton. »Lord

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