Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
zerschlagen.«
»Zerschlagen!«, rief der Kaiser überrascht aus. »Ihr meint wohl, besiegt? Ich hätte nie gedacht, dass sich in Thrandor genug Männer finden würden, um damit fünf komplette Legionen aufzuhalten.«
Chorain trat verlegen von einem Bein auf das andere. Er fühlte sich offensichtlich ganz und gar nicht wohl als Überbringer dieser unglücklichen Kunde und wünschte sich, diese Pflicht wäre jemand anderem zugefallen.
»Ihr habt recht, was die thrandorischen Kämpfer angeht, Eure Majestät. Unglücklicherweise wurden wir aus den eigenen Reihen getäuscht und hintergangen. Der Zauberlord, der die Legionen anführte, war ein Verräter. Er hat uns durch seine Zaubermacht glauben lassen, wir würden Mantor angreifen, obwohl wir uns in Kortag befanden. Die Stadt war in den Händen terachitischer Nomaden und wir haben beim Angriff einen großen Teil unserer Streitkräfte verloren. Als nach der erfolgreichen Eroberung der Stadtmauern große Verwirrung herrschte, sind die Thrandorier uns in den Rücken gefallen. Wir hatten keine Chance. Es war ein furchtbares Gemetzel.«
»Fünf ganze Legionen? «, stellte der Kaiser eher fest, als dass er es fragte. Seine Stimme war leise und tief erschüttert. »Es muss doch jemand überlebt haben?«
»Bestimmt, Eure Majestät. Einige werden wie ich zum Ende der Schlacht hin die Ausweglosigkeit der Lage erkannt haben und es mag ihnen gelungen sein zu fliehen. Ich hatte das Glück, auf ein herrenloses Pferd zu treffen, und so konnte ich recht rasch nach Shandar zurückkehren. Ich befürchte jedoch, dass nur wenige ebenso großes Glück hatten.«
Der Kaiser schwieg und ballte die Fäuste in ohnmächtiger Wut. Sein Verstand versuchte immer noch zu begreifen, welche Unmenge von Soldaten er verloren hatte. Die Auswirkungen dieser Niederlage würden gewaltig sein. Politisch hatten seine potenziellen Nachfolger nun genug gegen ihn in der Hand, um für ihre Pläne zu seinem Sturz Unterstützung zu erlangen. An den gewaltigen Schwund seines Ansehens und seiner Beliebtheit beim Volk Shandars mochte der Kaiser gar nicht denken. Im Süden seines Reiches würde es nur wenige Familien geben, die bei dieser Katastrophe keine Freunde oder Angehörigen verloren hatten. Wie hatte er nur so dumm sein können, den Versprechungen des Zauberers zu glauben? Lord Vallaine würde ihm Rede und Antwort stehen müssen. Ja, er war vielleicht ein Zauberer, aber Zauberer
und Magier, die sich dem Kaiser widersetzten, hatten dies bitter zu bereuen.
»Wie hat sich das zugetragen?«, fragte der Kaiser schließlich. »Ich will die ganze Geschichte hören, Kommandant. Erspart mir keine Einzelheit. Dieses Unglück muss gründlich untersucht werden, sonst wird Unruhe unter der Bevölkerung ausbrechen.«
Der Kaiser lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ sich von Chorain haarklein schildern, was in Thrandor vorgefallen war. Der Kommandant erzählte von den erfolglosen Überfällen in Nordthrandor, die sich über Monate hingezogen hatten, und vom plötzlichen Aussetzen der Feindseligkeiten. Er berichtete von der Ankunft der beiden Zauberlords Shanier und Cillverne und dem Einmarsch nach Thrandor. Chorain konnte keine nähere Auskunft darüber geben, warum Shanier dann Cillverne getötet hatte und warum er zwei gefangene Thrandorier hierher nach Shandrim geschickt hatte, um sie in der Arena kämpfen zu lassen. Er erzählte jedoch ausführlich von Shaniers unblutiger Eroberung von Burg Keevan und dem Angriff auf die Stadt, die Chorain und die anderen Anführer für Mantor gehalten hatten.
Chorain lieferte dem Kaiser eine anschauliche Schilderung der Schlacht, und als er an dem Punkt anlangte, da sich Lord Shaniers falsches Spiel offenbart hatte, spürte der Kommandant, wie der Kaiser vor Zorn bebte.
»Ich habe die beiden Thrandorier in der Arena kämpfen sehen. Einer von ihnen ist gut und könnte sogar sehr gut werden«, murmelte der Kaiser nachdenklich. »Ich frage mich, warum dieser Shanier sie hierher geschickt hat. Das will einfach nicht ins Bild passen. Es sei denn, sie sollen irgendeine Mission erfüllen. Aber das kann eigentlich auch nicht sein, denn was können die beiden schon ausrichten? Sie sind in der Arena eingesperrt. Sie können nicht viel tun, außer sich töten zu lassen. Vielleicht wussten sie, was Shanier vorhatte, und
wollten dieses Wissen gegen ihn einsetzen? Aber wozu? Wenn sie gegen ihn gearbeitet haben, warum hat er sie dann nicht einfach töten lassen? Seltsam.«
»Sind
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