Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
erwischte, übermannte ihn ein ähnlicher Hass.
Paul stockt. Sollte dieses schreckliche Ereignis tatsächlich erst wenige Tage zurückliegen? Er kann es nicht sagen, jegliches Zeitgefühl ist ihm seit seinem Unfall abhanden gekommen. Die klare Luft außerhalb des Centers rüttelt seinen Geist wach, aber heute benötigt Paul mehr, um sich zu beruhigen. Wütend tritt er gegen eine Mülltonne am Straßenrand, die mit lautem Knall zu Boden fällt. Ein Gefühl der Genugtuung durchströmt seinen Körper, am liebsten würde Paul noch mehr umwerfen oder sinnlos zerstören. Nur die erschrockenen Blicke einiger junger Frauen auf der gegenüberliegenden Straßenseite lassen ihn wieder zur Vernunft kommen.
Was ist bloß los mit ihm? Paul war noch nie ein Choleriker, eher das Gegenteil. Er verabscheut Menschen, die ihre Wut an anderen auslassen. Doch in letzter Zeit entdeckt er immer häufiger Seiten an sich, die ihn daran zweifeln lassen. Verlegen richtet er die Tonne wieder auf. Die Damen gehen lachend weiter und Paul setzt sich erschöpft auf den obersten Treppenabsatz. So hatte er sich seinen Ausflug auf die Erde nicht vorgestellt.
Seine Gedanken schweifen zu jenem verhängnisvollen Tag, an welchem ihn John zur Rechenschaft zog und aus dem Himmel verbannte. Damals wollte er schon aufgeben und die Hölle, oder wie der Ort auf der anderen Seite des Lichts sonst heißen mochte, widerstandslos akzeptieren. Er hatte eine Strafe verdient. Doch dann schob sich Ankas trauriges Bild ständig vor seine Augen. Ihr von Tränen benetztes und von Kummer gekennzeichnetes Gesicht brannte sich in seine Netzhaut. Letzten Endes konnte er die schreckliche Vorstellung und seine Schuld an ihrem Leid nicht länger ertragen. Zu sehr quälte ihn sein Gewissen. Was half es Anka, wenn er für seine Fehler bestraft wird? Nichts! Absolut nichts!
Und Charlotte? Auch bei ihr hatte er keine besondere Hilfe geleistet. Sicher, er hatte ihr zu dem gewünschten beruflichen Erfolg verholfen und es auch geschafft, ihre alten Freundschaften neu zu entfachen. Aber seine Aufgabe lautete, sie glücklich zu machen und dazu gehört auch die Liebe. Doch statt Charlotte auf den rechten Weg zu lotsen, verlor er sich in intriganten Racheplänen, nachdem er den Namen der Centerleitung erfuhr. Dass ausgerechnet ER für seinen Erzrivalen arbeiten sollte, konnte Paul nicht verkraften und so verriet er mit seinen Taten, neben Charlotte und Anka, letztlich auch sich selbst.
Nach dieser Erkenntnis wusste Paul eines genau, er musste diesen Fall retten und zwar nicht nur für sich. Nachdem John ihn unwirsch aus dem Gebäude geworfen hatte, eilte Paul in sein Hotel zurück und durchwühlte hektisch die Schubladen nach dem silbernen Buch. Während er seine letzten Eintragungen überflog, kratzte er sich nachdenklich den Kopf. Die Auswirkungen seiner Notizen waren nicht immer positiv. Es hatte eine Weile gedauert, bis er begriff, dass alles, was er aufschrieb, in Charlottes Welt zur Realität wurde. Auch hier hatte er schlampig gearbeitet und den Vertrag mit all seinen Finessen erst viel zu spät gelesen. Mit lautem Knall klappte Paul das Buch zu. Davon wollte er nun wirklich nichts mehr lesen. Das Leben war eben kein Drehbuch und er kein Autor. Welches Recht hatte er, hier oben ein wenig in den Seiten zu kritzeln und damit die Schicksale anderer Menschen so entscheidend zu verändern? Nein, es war an der Zeit, etwas anderes zu versuchen.
Eifrig zog er Johns Vertrag hervor. Die trockene Juristensprache konnte er noch nie leiden, doch dieses Mal musste es sein. Wort für Wort ackerte er sämtliche Klauseln durch, bis seine Augen brannten. Dann entdeckte er es. Paragraph 40, Abschnitt b) beschrieb einen Weg, wie Paul auf die Erde gelangen und so persönlich in das Geschehen eingreifen könnte. Die Chance war zwar zeitlich begrenzt, aber dennoch die einzige Möglichkeit für Paul. Nun verstand er auch Johns erste Frage nach der Ortswahl seiner Arbeitsumgebung.
Fassungslos schlug er sich an die Stirn, er hatte definitiv keinen Fehler ausgelassen. Und auch wenn es ihn große Überwindung kostete, musste er John ein weiteres Mal gegenüber treten und von dem neuen Plan überzeugen.
So wurde aus Paul der nette Nachbar Martin, zumindest für die nächsten sieben Tage. Sich mit Charlotte anzufreunden war nicht sehr schwierig, immerhin kannte er sie inzwischen gut. Und die Liebesfallen, die er ursprünglich für Max geschaffen hatte, waren ideal, um Charlotte zu ihrem Glück zu zwingen. So
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