Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
gewöhnt hat. Leise stöhnt er auf. Wo hat John ihn nur hingeschickt, sie hatten doch eine Abmachung?
Wie durch Watte dringen Worte an sein Ohr.
"Ich glaube, er wacht auf."
Paul möchte etwas sagen, mit aller Kraft versucht er sich aufzurichten. Eine starke Hand drückt ihn zurück auf den Boden.
"Bleiben Sie ruhig liegen, junger Mann, sie müssen sich jetzt entspannen."
Erschöpft von der Anstrengung gibt Paul nach. Allmählich verschwindet der Schleier und er kann nach und nach die Umrisse zweier Gestalten in weißen Kitteln ausmachen.
"Er hat ziemlich was abbekommen, ein Wunder, dass er den Unfall überhaupt überlebt hat", sagt eine der Personen.
Unfall? Pauls Verwirrung nimmt zu, wenn bloß die bleierne Müdigkeit nicht wäre! Stöhnend schließt er wieder die Augen. Er muss sich kurz ausruhen, nur einen kleinen Augenblick.
Stunden später erwacht Paul in völliger Dunkelheit. Als er sich aufsetzen möchte, kann er es nicht. Verschiedene Geräte an der rechten Seite seines Bettes sind über dünne Schläuche und Kabel mit seinem Körper verbunden und ein gleichmäßiges Piepen ertönt in regelmäßigen Abständen. Paul beginnt zu verstehen, dass er sich in einem Krankenhaus befindet. John hat sein Versprechen also gehalten und ihn zurück auf die Erde geschickt. Und wo hätte er sonst landen können, außer hier? Während Paul in den vergangenen Wochen sein größtes Abenteuer erlebte, war er für alle anderen nur in einen komatösen Schlaf gefallen.
Suchend sieht sich Paul in dem Zimmer um, er muss unbedingt in Erfahrung bringen, welcher Tag heute ist. Ein Blick auf die Zeitung am Besuchertisch lässt ihn beruhigt aufatmen, es bleiben ihm noch einige Tage, bis Charlottes Schiff anlegt. Bis dahin kann er sich ausruhen und einen Plan zurechtlegen.
Der Gedanke an Charlotte und das bevorstehende Treffen löst ein Wechselbad der Gefühle in ihm aus. Vorfreude und Nervosität strömen durch Pauls Körper und er wippt unruhig mit den Zehen. Glücklicherweise betritt eine junge Krankenschwester in diesem Moment das Zimmer und bietet eine gute Ablenkung. Gehorsam schluckt Paul die ihm gereichten Tabletten und gleitet kurz darauf in den Schlaf.
Lautes Hupen kündigt die Ankunft der MS Sternenkönigin im Hafen an. Ein paar Schaulustige versammeln sich vor dem Becken und winken fröhlich den Passagieren an Deck zu.
Wehmütig beobachtet Charlotte das bunte Treiben. Sie kann die Freude der anderen nicht teilen. Die vergangenen Tage waren wunderschön, doch eine innere Unruhe will sie nicht loslassen. Eine unterschwellige Angst, dass dieser zauberhafte Traum plötzlich enden könnte, hält ihr Herz fest umklammert. Verstohlen betrachtet Charlotte den Mann an ihrer Seite. Wie ausgelassen er den Leuten zuwinkt, so ausgelassen, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Abermals zieht sich ihr Magen in einem Krampf zusammen und Charlotte wendet sich ab. Fast übertrieben liebevoll hatte sich ihr Begleiter auf der Reise um sie bemüht, jeden Wunsch hatte er ihr von den Augen abgelesen. Und was tat sie dagegen? Stapelte emsig weiter Lüge auf Lüge, zu einem bedrohlich schwankenden Turm. Er hat es nicht verdient, derart angelogen zu werden, niemand hat das verdient!
Doch dieser Zug ist abgefahren und Charlotte fragt sich ernsthaft, ob ihr Freund ihr dieses Lügengebäude jemals verzeihen würde. Womöglich ist dies einfach ihr Schicksal? Vielleicht ist ihre Liebe nur unter genau diesen Umständen an Bord dieses Schiffes möglich? So sehr sich Charlotte auch dagegen sträubt, das Gefühl in einem Kartenhaus zu leben, ergreift stündlich mehr Besitz von ihr. Die Ängste beherrschen sie den ganzen Morgen und so steht Charlotte nun hilflos an der Reling und harrt der unausweichlichen Dinge.
"Schatz, was hast du denn? Ist alles okay?"
Rasch blinzelt sich Charlotte die Tränen aus den Augen und lächelt.
"Ich find's bloß so schade, dass jetzt alles vorbei sein soll", sagt sie traurig.
"Vorbei? Wie meinst du das? Es geht doch gerade erst los!"
Ihr Freund packt Charlotte am Arm.
"Du willst mich doch noch, oder? Wir lieben uns doch!"
Von dem heftigen Ausbruch erschrocken zuckt Charlotte zusammen.
"Aber natürlich! Ich dachte nur, ach was! Vergessen wir die dummen Sorgen einfach."
Kurze Zeit stehen sie sich musternd gegenüber, dann huscht ein spitzbübisches Grinsen über sein Gesicht.
"Gut, ich habe nämlich nicht vor, dich wieder gehen zu lassen."
Auch Charlotte atmet erleichtert auf. Nach seiner heftigen Reaktion kann sie sich nur
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