Das Verschwiegene: Roman (German Edition)
Unterhose wischte sie das Sperma weg. Dann richtete sie sich vorsichtig auf, sie spürte ein Stechen im Bauch und im Unterleib, und sie hatte Angst, etwas in ihrem Körper könnte sich lösen und aus ihr herausfallen, und dann machte sie ein paar Schritte und hob die goldene Tasche auf, die ein Stück weiter auf dem Weg gelandet war. Die goldene Tasche mit den Fransen. So etwas Albernes. Mille würde die Tasche nie wieder benutzen. Aber irgendwohin musste sie mit der Unterhose, konnte schließlich nicht mit der Unterhose in der Hand herumlaufen, und sie hatte nichts anderes als die Tasche. Er hatte ihr auch das Handy weggenommen. Sie fragte sich, warum. Warum nahm er ihr das Handy weg, was sollte das? Er hatte doch bestimmt ein eigenes, oder? Jetzt konnte sie ihren Vater nicht anrufen und ihn bitten, sie abzuholen. Sie kramte noch einmal in der Tasche. Aber nein, es war weg. Sie wusste es ja. Dass das Handy nicht mehr da war. Sie hatte auf der Erde gelegen, und er hatte gefragt, ob sie allein nach Hause finde, und dann hatte er sich umgedreht und war gegangen, und in dem Moment hatte sie gesehen, wie er die Tasche hochhob und ihr Handy herausnahm und die Tasche wieder auf den Boden warf. Sie versuchte noch einmal, sich zu setzen, aber das tat weh, also legte sie sich wieder so hin, wie sie vorher dagelegen hatte, kauerte sich zusammen, nur für einen kurzen Moment, gleich wollte sie losgehen. Er hatte ihr das hier angetan, aber sie war am Leben, sie war nicht tot, er wollte nur das Auto holen, warum hatte er das gesagt, und Mille sagte sich, dass es durchaus möglich war, aufzustehen und nach Hause zu gehen. Aber es war völlig unwirklich, dass er ihr das Handy weggenommen hatte und sie ihren Vater nicht anrufen konnte, um ihm zu sagen, dass er sie abholen sollte Mille begann zu weinen.
Sie konnte fast nichts sehen, als sie losging, trotzdem setzte sie einen Fuß vor den anderen. Es war nicht nur ziemlich dunkel, ihr taten auch die Augen weh. Sie hatte wohl Sand hineinbekommen, in ein Auge auch ein Steinchen. Es blutete nicht sehr stark. Nicht aus den Augen, nicht aus den Händen, nicht aus den Wunden und Kratzern, nicht aus der Scheide, und genau das fand sie merkwürdig, dass sie nicht stärker blutete.
Die Straßen waren leer. Dunkel und sehr kalt. Es regnete. Mille wickelte sich in den roten Schal. Eigentlich hätte sie ihn am liebsten dort auf dem Kiesweg zurückgelassen. Er hatte sie fast umgebracht, als er ihr den Schal in den Mund gestopft hatte. Aber sie fror, und sie hatte nichts anderes als den Schal, um ihre Schultern zu bedecken, und sie beschloss, ihn wegzuwerfen, wenn sie nach Hause kam. Siri irgendetwas zu erzählen. Es war ja Siris Schal. Sie könnte sagen, er sei verschwunden. Jemand habe ihn geklaut. Und sie würde selbstverständlich einen neuen Schal besorgen als Ersatz. Mille sah zum Himmel. Es war sicher sehr spät, es regnete, es war definitiv keine Sommernacht, in der die Leute draußen waren, und die einzigen Menschen, die sie sehen konnte, waren betrunkene Jugendliche, zwei Jungen und ein Mädchen, die sich am Anleger herumtrieben. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Er hatte ihr das Handy weggenommen, und sie hatte keine andere Uhr. Die betrunkenen Jugendlichen hatten ihr unverständliche Worte zugerufen. Vielleicht waren es Touristen, die eine fremde Sprache sprachen? Ja, so war es bestimmt. Denn sie hatte kein Wort verstanden von dem, was sie ihr zugerufen hatten. Sie hatten gelächelt und gewinkt, und sie hatten nichts Böses ausgestrahlt, und sie hatte die Hand gehoben und ihr Winken erwidert.
Nachdem er ihr das Knie in die Rippen gerammt hatte und sie vor ihm auf die Knie gefallen war, hatte er sie auf den Hinterkopf geschlagen, nicht sehr fest, aber fest genug, so dass sie auf den Bauch fiel und mit dem Gesicht im Splitt liegenblieb. Er sagte nichts, als er seine Jeans herunterließ, ihr Kleid hochhob, die Unterhose zerriss und von hinten in sie eindrang. Als sie, das Gesicht im Splitt, zu schreien versuchte, schnappte er sich den roten Schal, den sie von Siri geliehen hatte und auf dem Blutflecken von Simen waren, knüllte ihn zusammen und steckte ihn ihr in den Mund.
»Okay?«, sagte er. »Besser so?«
Sein Schwanz schlitzte alles auf, was ihren Körper trug, Knorpel, Knochen, Glieder, Fleisch, und alles, was das Skelett zusammenhielt, wurde zusammengedrückt, bevor es aus ihr herausfloss. Es ließ sich nicht stoppen.
Mille stand am unteren Ende der Straße, die sich
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