Das Verschwiegene: Roman (German Edition)
stammt aus meinen Beeten. Du zerstörst.
Siri fragte Pepper, den Küchenchef des Oslo-Restaurants, ob er in diesem Sommer in den Süden kommen und das Gloucester MA ganz übernehmen wolle. Dann könnte sie in Oslo in der Küche stehen und alles Praktische Kajsa Tinnberg überlassen. Ihr Vorschlag bedeutete lediglich, dass Pepper und sie die Rollen tauschten. Pepper war gern dazu bereit.
Und Jon? Tja, er hatte sich vorgenommen, den Sommer zum Schreiben zu nutzen, daran führte kein Weg vorbei. Das Buch sollte jetzt fertig werden! Jon hatte ein erfreuliches Treffen mit seiner Lektorin Gerda und dem Verleger Julian gehabt. Alle fanden das Treffen erfreulich. Sie hatten sogar eine Flasche Wein getrunken, da es Freitagnachmittag war und sie in der Bibliotheksbar des Bristol saßen. Alle waren sich einig, dass der dritte Band der Trilogie Mitte Oktober 2009 erscheinen sollte, was hieß, dass Jon spätestens Mitte August abgeben musste.
»Schreibblockade hin oder her, das Buch muss raus«, sagte Jon und lachte laut. Viel lauter als Gerda und Julian. Er wollte ihnen zeigen, dass er sogar über seine eigene Schreibblockade und die unangenehme Situation scherzen konnte, die in den letzten Jahren entstanden war und darin bestand, dass er 1. dem Verlag viel Geld schuldete und 2. sein Manuskript nicht abgegeben hatte.
Im Verlauf des Winters und des Frühlings hatte sich der Knoten tatsächlich ein wenig gelockert. In Sandefjord hatte er zwei gute Wochen gehabt. Er hatte dagesessen und auf das Meer geschaut und eine ganze Menge geschrieben, außer als Karoline am ersten Wochenende nachkam und über ihre Beziehung reden wollte. Sie frage sich seit einiger Zeit, ob es nicht besser sei, Kurt alles zu erzählen, woraufhin Jon entgegnete, er sei ganz und gar nicht dieser Meinung. Jon hatte Siri, und Karoline hatte Kurt, und sie alle waren gute Freunde, und das sollte sie nicht kaputtmachen oder aufs Spiel setzen oder wie die korrekte Formulierung nun hieß. Eigentlich hatte er in Sandefjord die ganze Sache beenden wollen, brachte es aber irgendwie nicht über sich.
Und von Milles Mutter kamen weitere SMS , manchmal lagen Monate dazwischen, manchmal Tage. Meistens kamen sie, wenn es ihm gelungen war, alles zu verdrängen.
Heute ist ihr Geburtstag. Sie wird zwanzig. Laufe durch die Wohnung und suche sie. A.
Wir können fast nicht über sie reden. A.
Gibt es etwas, was Sie nicht erzählen wollen, Jon? Gibt es etwas, was Sie nicht erzählen, Siri und Sie? A.
Einmal hatte er zurückgeschrieben und gefragt, ob sie zusammen einen Kaffee trinken und reden sollten, und er war erleichtert gewesen, als er nichts von ihr gehört hatte.
Jon hatte sich vorgestellt, dass er in diesem Sommer in Mailund sitzen und sein Buch zu Ende schreiben würde, doch als Siri nach nur vier Tagen plötzlich alle Pläne über den Haufen warf und sich überdies die zeitraubende Rolle als Küchenchefin in ihrem Restaurant in Oslo aufhalste, fühlte es sich irgendwie so an, als wäre es mit dem Schreiben aus und vorbei. Jedenfalls im Juli. Ihm würde die Hauptverantwortung für die Kinder zufallen. Er müsste sich überlegen, was sie in den Sommerferien in der Hauptstadt unternehmen könnten. Das versuchte er Gerda zu erklären, als er sie im August anrief und sagte, er habe eigentlich nicht viel Neues, was er ihr zeigen könne, sie müssten den Erscheinungstermin wohl noch einmal verschieben. Gerda nahm es zur Kenntnis, aber Jon fiel auf, dass sie kaum die Zeit hatte, sich anzuhören, was er ihr über Siri und das Restaurant, die Kinder und die Hauptstadt und die Sommerferien usw. erzählen wollte. Gerda war am Telefon recht kurz angebunden.
Im Oktober fuhr Jon allein nach Mailund, um die Dachrinnen zu reinigen. Er hatte noch nie im Leben Dachrinnen gereinigt, aber ein Wunder war geschehen, Irma hatte ihn auf dem Handy angerufen und gefragt, ob er zufällig Zeit habe, nach Mailund zu kommen und die Dachrinnen zu reinigen. Jon war überrascht, dass Irma ihn überhaupt anrief. Sie hatten noch nie telefoniert, hatten bisher überhaupt wenige Worte miteinander gewechselt, obwohl sie viele, viele Jahre lang den Sommer im selben Haus verbracht hatten. Aber sie wohnte im Keller und er auf dem Dachboden, und sie hatten beide nicht das Bedürfnis verspürt, sich miteinander abzugeben. Und jetzt die Dachrinnen.
»Warum rufst du mich deswegen an?«, fragte Jon.
»Tja, weil Ola hier war und gesagt hat, wir müssten die Dachrinnen reinigen lassen«, sagte Irma.
»Kann
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