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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Streich?«
    Ich seufzte. »Das sagt man immer, wenn man etwas nicht erklären kann.«
    Sie lächelte unmerklich. »Da hast du wohl recht.« Sie legte wieder drei Karten hin.
    Warum, wusste ich auch nicht, die ersten drei hatten ja nicht viel genützt.
    Die erste war der Mond, als silberne Sichel, und zwei große Säulen und Wölfe, oder jedenfalls hielt ich sie dafür. Und dann – ich wusste es ja! – der Gehängte und nach ihm die Drei der Kelche, auch nicht interessanter als die Zwei davor.
    »Der Gehängte«, sagte ich.
    Sie mischte die Karten noch ein bisschen hin und her. »Das ist eine lange, komplizierte Geschichte, weißt du. Der Narr wird manchmal als der Gehängte betrachtet. Und jetzt, der Mond – der Mond kontrolliert den Narren. Er geht auf einem Wasserpfad, und der wird ein Fluss. Ihm bleibt nur, bei den Wölfen zu verweilen und mit ihnen zu jagen oder es in einem kleinen Boot zu riskieren. Das heißt, falls er versteht, ein Boot zu rudern.«
    Wir musterten uns gegenseitig.
    »Wollen Sie damit sagen, ich bin der Narr?«
    Lächelnd mischte sie die Karten wieder. »Na ja, bist du das?«

24. KAPITEL
    Miss Flagler arrangierte Gegenstände hinter ihrem Erkerfensterchen im Oak Tree Geschenkeladen. Die Sachen, die sie verkaufte, wie etwa das silberne Pillendöschen, das sie gerade zwischen ein Babyarmbändchen und einen winzigen silbernen Rahmen gelegt hatte, waren sehr klein. Der Laden selbst war so schmal, dass nicht mehr als zwei Leute Schulter an Schulter darin stehen konnten. Miss Flagler selbst hatte die gleichen Proportionen wie der Laden, hoch und schmal wie der Rand des Silberrahmens.
    Bei meinem Eintreten bimmelte die Glocke über der Tür.
    »Emma! Du kommst gerade rechtzeitig. Miss Flyte ist schon unterwegs auf einen Tee.«
    »Unterwegs« hörte sich an, als käme sie von ein paar Straßen weiter her, dabei war Miss Flytes Laden, der Candlewick, lediglich durch einen schmalen Weg vom Oak Tree getrennt. Zwei Seitentüren lagen am Durchgang einander gegenüber, und durch diese Türen besuchten Miss Flyte und Miss Flagler sich gegenseitig zum Morgenkaffee und Nachmittagstee.
    Tee, dachte ich, war eine ausgezeichnete Idee, denn ich war die zwei Meilen von Spirit Lake gelaufen statt, mich mit Delbert herumzustreiten. Ich wollte nachdenken. Was Nützliches eingefallen war mir aber nicht.
    Ich folgte Miss Flagler durch einen vorhangverhangenen Alkoven in ihre Küche. Der Tee zog bereits in der großen braunen, mit einer gestickten Teehaube zugedeckten Kanne. Und dem Backofen entströmte ein wunderbarer Duft.
    Ihre Katze Albertine sprang auf den Tisch und von dort auf ein Regal über dem Stuhl, auf dem ich immer saß. Miss Flagler nahm einen Topflappen vom Haken und zog ein Blech mit zuckrig klebrigen Rosinenbrötchen aus dem Ofen.
    Genau in dem Moment kam Miss Flyte durch die Seitentür herein. Sie begrüßte uns beide und schien erfreut, mich zu sehen. Ich weiß auch nicht, was sie an meiner Gesellschaft fanden, einer Zwölfjährigen, aber so war es.
    Als ich nun auf meinem Stuhl saß, konnte ich Albertines weiche Pfote spüren, die sich eine Haarsträhne aussuchte, um darauf herumzukauen. Albertine mochte meine Haare sehr.
    Während ich die süßen Brötchen daraufhin untersuchte, welche am meisten Nüsse und Zuckerguss hatten, erkundigte sich Miss Flagler, ob am Mittwoch dieser Woche die nächste Folge meiner Geschichte in der Zeitung käme. Seit der letzten waren zwei Wochen vergangen.
    Ich schnitt mein Rosinenbrötchen entzwei und sagte: »Ich bin bei der Geschichte auf gewisse Schwierigkeiten gestoßen.«
    »Ach, was denn?«
    »Na ja, ich versuche, meinen Seelenzustand zu beschreiben, als Isabel Devereau mich in das Ruderboot zwang.« Als könnte ich das je vergessen. »Sie erinnern sich, sie war bewaffnet.« Eigentlich sollte ich das nicht extra in Erinnerung rufen müssen.
    Miss Flagler legte ihre kühl aussehenden Hände an ihre warm aussehenden Wangen. »Furchtbar, das muss furchtbar gewesen sein.«
    Nicht so furchtbar, wie du vielleicht denkst, in Anbetracht des Ruhmes, den es mit sich gebracht hatte. Dann wandten sie ihr Interesse aber Wills und Mills neuer Inszenierung zu. Was mich ziemlich ärgerte.
    »Wird es wieder ein Musical?«, fragte Miss Flyte.
    »Vielleicht. Sie haben es noch nicht beieinander. Es ist noch eine Menge offen.« Ich hatte nichts dagegen, dass Will berühmt war. Ich wollte bloß nicht, dass er berühmter war als ich oder gleichzeitig mit mir berühmt.
    »Na, das

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