Das Versprechen
Spielen im Dreck. Ein Paar Maultiere war vor einen großen Wagen gespannt, der vor der Scheune abgestellt war. Das Sonnenlicht blinkte auf den metallbereiften Holzrädern. In der Nähe der Scheune stand ein Farmhaus von bescheidenen Ausmaßen.
Noch andere Gebäude waren zu sehen, dazu große und weniger große Schuppen; die meisten waren aus Brettern roh zusammengezimmert, und einige verfielen bereits wieder. Ein Bauwerk an einem mit Ahornbäumen bestandenen Hang schien ganz aus Holzstämmen gebaut zu sein, die mit Lehm verfugt waren; es sah aus, als wäre es halb im Boden versunken. Die gerodeten Felder, die an den Enden anstiegen wie Locken krausen Haares, führten wie die Speichen eines Rades von den Farmgebäuden in ihrem Zentrum weg. Und hinter all dem ragten die Appalachen empor und ließen die ganze Farm mit allem Drum und Dran wie ein Spielzeugmodell erscheinen.
Endlich war Lou an den Ort gekommen, über den ihr Vater die meiste Zeit seines Lebens geschrieben und den er selbst nie wiedergesehen hatte. Sie atmete mehrmals schnell ein und aus und setzte sich ganz aufrecht hin, als sie auf das Haus zufuhren, in dem Louisa Mae Cardinal, die Frau, die ihren Vater mit aufgezogen hatte, sie erwartete.
KAPITEL 8
Im Farmhaus erklärte die Krankenpflegerin einer Frau, die aufmerksam lauschte und gezielte Fragen stellte, Amandas Zustand und informierte sie über unbedingt erforderliche Maßnahmen.
»Wir sollten uns noch auf einige Dinge verständigen, die meine Person betreffen«, sagte die Pflegerin abschließend. »Ich bin allergisch gegen Tiere und Pollen, also sorgen Sie bitte dafür, dass ich dem einen wie dem anderen so wenig wie möglich ausgesetzt werde. Unter keinen Umständen dürfen Tiere ins Haus. Außerdem halte ich eine sehr spezielle Diät. Ich werde Ihnen eine entsprechende Liste geben. Ach ja, und ich beanspruche freie Hand bei der Erziehung der Kinder. Ich weiß, das fällt nicht in meinen eigentlichen Aufgabenbereich, aber die beiden brauchen offenbar eine strenge Führung, und die werden sie von mir bekommen. Besonders das Mädchen wird ein hartes Stück Arbeit für mich. Sie wissen meine Offenheit sicher zu schätzen. So, jetzt können Sie mir mein Zimmer zeigen.«
»Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen«, sagte Louisa Mae Cardinal zu der Krankenpflegerin, »aber leider ha’m wir hier kein Zimmer für Sie übrig.«
Die hoch gewachsene Pflegerin baute sich so kerzengerade auf, wie sie konnte, blieb aber trotzdem kleiner als Louisa Mae. »Wie bitte?«, fragte sie indigniert.
»Sagen Sie Sam draußen, dass er Sie zum Bahnhof zurückbringt. Heute kommt noch ein Zug in Richtung Norden. Sie können ja ein wenig spazieren gehn, während Sie auf ihn warten.«
»Meine Anweisungen lauten, hier zu bleiben und meine Patientin zu betreuen.«
»Ich werde mich selbst um Amanda kümmern.«
»Sie sind für diese Art Pflege nicht qualifiziert.«
»Sam und Hank müssen gleich losfahren, meine Liebe.«
»Ich muss in dieser Sache erst jemanden anrufen.« Die Pflegerin war so rot angelaufen, dass man fast befürchten konnte, sie selbst bald als Patientin versorgen zu müssen.
»Das nächste Telefon ist unten in Tremont. Aber selbst wenn Sie den Präsidenten der Vereinigten Staaten anrufen, das hier bleibt mein Haus.« Louisa Mae packte den Ellbogen der Pflegerin mit einer Kraft, die der Frau Tränen in die Augen trieb. »Und wir wollen doch nur das Beste für Amanda, nicht wahr?« Sie schob die Frau aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen.
»Wollen Sie mir wirklich weismachen, Sie hätten hier kein Telefon?«, fragte die Pflegerin.
»Ich habe nicht mal Elektrizität oder wie das heißt, aber ich hab mir sagen lassen, dass so was ganz nett sein soll. Nochmals vielen Dank, und ’ne gute Heimfahrt.« Sie drückte der Pflegerin drei zerknüllte Dollarnoten in die Hand. »Ich würd’ Ihnen gern mehr geben, meine Liebe, aber das ist mein ganzes Eiergeld.«
Die Pflegerin starrte einen Moment auf die Scheine. »Ich werde mich nicht von der Stelle rühren«, sagte sie, »bis ich mich überzeugt habe, dass meine Patientin .«
Louisa Mae ergriff erneut ihren Ellbogen, diesmal noch fester, und führte sie zur Haustür. »Die meisten Leute hier haben bestimmte Vorstellungen davon, wer ihren Grund und Boden betreten darf und wer nicht. Warnschüsse werden ziemlich nah am Kopf vorbeigezielt. Der zweite Schuss ist ... sagen wir mal, etwas direkter. Ich bin zu alt, um meine Zeit noch mit Warnschüssen zu
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