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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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vertrödeln, und ich hab meine Büchse noch nie mit Schrot geladen. Viel deutlicher kann ich jetzt wirklich nicht werden .«
    Als der Hudson vorfuhr, stand der Krankenwagen noch vor dem Farmhaus, welches über eine tiefe, kühle Veranda verfügte, auf der die Schatten kürzer wurden, als die Sonne höher stieg. Lou und Oz sprangen aus dem Wagen und gingen zu ihrem neuen Zuhause. Es war kleiner, als es aus der Ferne ausgesehen hatte. Und Lou fielen hinten und an den Seiten ein paar Anbauten auf, die nicht zum Hauptgebäude passten und allesamt auf unebenen Feldstein-Fundamenten standen; steinerne Treppenstufen führten von diesen Anbauten zur Veranda hinauf. Das ziegellose Dach war mit einem Material gedeckt, das wie schwarze Teerpappe aussah. Eine Brüstung umlief die Veranda, die an einigen Stellen abgesackt war. Der Schornstein war aus handgeformten Ziegeln gemauert; hier und da war der Mörtel aus den Fugen gequollen. Die Schindeln brauchten dringend einen neuen Anstrich und wiesen zahllose Hitzeblasen auf, und das Holz hatte sich an den Stellen, an denen Feuchtigkeit eingedrungen war, gedehnt und verzogen.
    Lou sah ihr neues Heim als das, was es eindeutig war: ein altes Haus, das zahlreiche Renovierungen erlebt hatte und an einem Ort stand, wo es den unbarmherzigen Elementen ausgesetzt war. Aber der Rasen vor dem Haus war ordentlich gemäht, Treppe, Fenster und Vorbau waren sauber, und Lou bewunderte die frühen Blüten und Pflanzen in den Einweckgläsern und hölzernen Kübeln, die entlang des Verandageländers aufgestellt waren oder in Blumenkästen vor den Fenstern hingen. Roter Wein rankte an den Stützsäulen empor, eine
    Matte wilder Maiglöckchen bedeckte einen Teil der Veranda, und eine viel verzweigte Geißblattrebe hatte sich über eine ganze Wand ausgebreitet. Auf der Veranda stand eine massive alte Werkbank, auf der Werkzeuge lagen, und daneben ein Holzstuhl mit gesplissener Sitzfläche.
    Braune Hühner liefen den Kindern gackernd zwischen den Füßen herum, bis eine Schar böse dreinblickender Gänse laut schimpfend herangewackelt kam und die Hühner verscheuchte, die laut kreischend um ihr Leben liefen. Darauf näherte sich ein stolzer, gelbfüßiger Hahn und verjagte selbstbewusst die Gänse, schaute Lou und Oz hochmütig an, ließ ein lautes »Kikerikiii!« hören und stelzte majestätisch dorthin zurück, woher er gekommen war. Die Stute wieherte dazu von der Koppel ihre Begrüßung, wohingegen die Maultiere bloß vor sich hin starrten. Ihr Fell war kohlrabenschwarz; Ohren und Schnauze passten irgendwie nicht zueinander. Oz trat näher heran, um die Tiere besser anschauen zu können, und schreckte zurück, als eines der Mulis einen Laut von sich gab, den Oz noch nie im Leben gehört hatte und der ziemlich bedrohlich klang.
    Lous und Oz’ Aufmerksamkeit verlagerte sich auf die Haustür, die mit mehr Schwung als nötig aufgestoßen wurde. Die Pflegerin ihrer Mutter stürmte wütend aus dem Haus und eilte an Lou und Oz vorüber; ihre langen Arme und Beine schienen mit jeder Bewegung Salven verbissener Wut abzufeuern.
    »So etwas ist mir im Leben noch nicht passiert!«, schrie sie die Appalachen an. Ohne ein weiteres Wort oder wenigstens eine Grimasse, ein erbostes Fäusteschütteln oder gar einen wütenden Tritt stieg sie in den Krankenwagen und wuchtete die zweiflügelige Tür zu, was zwei dumpfe Knalllaute erzeugte, als Metall auf Metall traf. Dann trat die freiwillige Rettungseinheit einen taktischen Rückzug an.
    Fassungslos drehten Lou und Oz sich zum Haus um, in der Hoffnung, dort Antworten zu finden.
    Und dann starrten die Kinder sie an.
    Im Türrahmen stand Louisa Mae Cardinal. Sie war sehr groß, und obwohl sie mager wirkte, sah sie doch so aus, als wäre sie stark genug, einen Bären zu erwürgen, und auch jederzeit dazu entschlossen. Ihr Gesicht war ledrig; wegen der tief eingegrabenen Falten erinnerte die Haut an knorrige Baumrinde. Obgleich sie sich ihrem achtzigsten Lebensjahr näherte, waren ihre Wangen noch straff. Sie hatte ein festes Kinn, aber einen etwas zu weich geratenen Mund. Ihr silberweißes Haar wurde im Nacken von einem schlichten Band zusammengehalten und fiel ihr bis auf die Hüfte.
    Lou war erleichtert, dass ihre Urgroßmutter kein Kleid oder einen Rock trug, sondern ausgebeulte, völlig verblichene Jeanshosen, dazu ein indigoblaues Hemd, das an einigen Stellen ebenfalls ausgebleicht wirkte, und derbe Schuhe. Sie erschien wie eine überirdische, unbewegliche Statue,

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