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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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die Tasche ab. »Zwing mich doch dazu, wenn du dich traust.«
    »Schitt, ich schlag kein Mädchen.«
    Diese Bemerkung machte Lou noch aggressiver, als eine drohende Faust es vermocht hätte. Sie packte Billy an den Trägern seines Overalls und schleuderte ihn zu Boden, wo er benommen liegen blieb. Wahrscheinlich fragte er sich verwundert, woher sie ihre Kraft und ihre Kühnheit nahm. Die Menge schloss sich enger um die beiden.
    »Du kriegst ’nen Arschtritt, wenn du das nicht zurücknimmst«, drohte Lou, beugte sich hinunter und stach ihm einen Finger zwischen die Rippen.
    Oz zerrte an seiner Schwester, als der Ring immer enger wurde, wie eine Hand, die sich zur Faust ballte. »Hey, Lou, bitte, prügel dich nicht. Bitte.«
    Billy sprang auf und entschied sich für ein schwerwiegendes Vergehen. Statt auf Lou loszuschlagen, packte er Oz und warf ihn brutal zu Boden.
    »Du blöder, stinkender Yankee.«
    Sein triumphierender Blick war nur von kurzer Dauer, denn er fing sich von Lous knochiger Rechten einen Schlag ins Gesicht ein. Billy gesellte sich zu Oz auf den Boden, Blut lief ihm aus der Nase. Lou setzte sich rittlings auf Billy, bevor der Junge noch einen Atemzug machen konnte, und hämmerte mit beiden Fäusten auf ihn ein. Billy heulte wie ein geprügelter Hund und schlug wild um sich. Ein Schwinger traf Lou an der Lippe, doch sie drosch weiter auf ihn ein, bis Billy keine Gegenwehr mehr leistete und nur noch sein Gesicht schützte.
    Dann teilte sich das Meer, und Mrs McCoy strömte durch die Gasse. Zwar gelang es ihr, Lou von Billy herunterzuziehen, doch die Anstrengung ließ sie schwer atmen.
    »Louisa Mae! Was würde dein Vater dazu sagen?«
    Lous Brust hob und senkte sich heftig, ihre Hände blieben zu Fäusten geballt - robuste Werkzeuge, mit denen man Jungs verhauen konnte.
    Estelle McCoy half Billy auf die Beine. Der Junge bedeckte sein Gesicht mit dem Ärmel und schluchzte leise in die Armbeuge. »Und nun entschuldigst du dich bei Billy«, beharrte die Lehrerin.
    Lous Entschuldigung bestand aus einem Satz in seine Richtung und einem weiteren wütenden Schwinger. Billy sprang zurück wie ein Kaninchen, das von einer hungrigen Schlange in die Ecke getrieben wird.
    Mrs McCoy zog kräftig an Lous Arm. »Louisa Mae, du hörst jetzt sofort auf damit und entschuldigst dich.«
    »Von mir aus kann er zur Hölle fahren.«
    Angesichts solcher Worte aus dem Munde der Tochter eines so berühmten Mannes schien Estelle McCoy dem Zusammenbruch nahe. »Louisa Mae! Was sind das für Ausdrücke!«
    Lou riss sich los und rannte wie der Wind die Straße entlang.
    Billy floh in die entgegengesetzte Richtung. Und Estelle McCoy blieb mit leeren Händen auf dem Schlachtfeld zurück.
    Oz, den man bei all dem vergessen hatte, erhob sich leise, nahm die Jutetasche seiner Schwester, staubte sie ab und zog am Kleid der Lehrerin. Sie schaute verwundert zu ihm hinunter.
    »Entschuldigen Sie, Ma’am«, sagte Oz. »Aber sie heißt Lou.«

 
KAPITEL 16
    Louisa säuberte die Wunde in Lous Gesicht mit Wasser und Laugenseife und trug eine hausgemachte Tinktur auf, die wie Feuer brannte. Doch Lou zuckte nicht einmal zusammen.
    »Freut mich, dass du dich so gut eingeführt hast, Lou.«
    »Die haben uns Yankees genannt.«
    »Gütiger Himmel«, sagte Louisa in gespielter Empörung. »So ein böses Wort!«
    »Und er hat Oz geschlagen.«
    Louisas Miene wurde weicher. »Ihr müsst nun mal in die Schule gehn, Schatz. Ihr müsst lernen, mit den andern zurechtzukommen.«
    Lou blickte finster drein. »Warum können sie denn nicht mit uns zurechtkommen?«
    »Weil sie hier zu Hause sind. Sie benehmen sich so, weil sie Kinder wie euch noch nie gesehn haben.«
    Lou erhob sich. »Du weißt nicht, wie es ist, ein Außenseiter zu sein.« Sie rannte hinaus, während Louisa ihr kopfschüttelnd hinterherschaute.
    Auf der Veranda wartete Oz auf seine Schwester.
    »Ich hab deine Tasche in dein Zimmer gestellt«, sagte er.
    Lou setzte sich auf die Treppe und stützte das Kinn auf die Knie.
    »Mit mir ist alles in Ordnung, Lou.« Oz stand auf, sprang im Kreis herum, um es ihr zu zeigen, und wäre fast von der Veranda gefallen. »Siehst du, er hat mir überhaupt nichts getan.«
    »Ist auch besser so, sonst hätte ich ihn richtig verprügelt.«
    Oz besah sich ihre aufgesprungene Lippe. »Tut das sehr weh?«
    »Ich spüre gar nichts. Diese Bauernlümmel können vielleicht Kühe melken und Äcker pflügen, aber zuschlagen können die nicht.«
    Als Cottons Oldsmobile

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