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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ich nich’ weiß, was sie bedeuten, aber die Briefe sind trotzdem schön. Warum liest du ihr nich’ diese Briefe vor? Weißt du,
    Cotton, ich glaub nich’, dass es wichtig ist, was man ihr vorliest. Aber wir können Zeit mit ihr verbringen, damit Amanda weiß, dass wir die Hoffnung nich’ aufgeben.«
    Cotton lächelte. »Du bist eine kluge Frau, Louisa. Ich finde, das ist eine sehr gute Idee.«
    Lou trug den Kohleeimer hinein und füllte den Kasten neben der Feuerstelle. Dann schlich sie durch den Korridor und horchte. Das Murmeln einer einzelnen Stimme trieb den Gang entlang. Lou flitzte wieder nach draußen und sah Cottons Automobil. Die Neugier hatte sie nun endgültig gepackt. Sie lief um die Seite des Hauses und blieb unter dem Fenster ihrer Mutter stehen. Das Fenster stand offen, war aber zu hoch, als dass sie hineinschauen konnte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, doch auch das half ihr nicht.
    »He, du da.«
    Lou wirbelte herum und sah Diamond. Sofort nahm sie seinen Arm und zog ihn vom Fenster weg. »Du solltest dich nicht so an Leute heranschleichen.«
    »Tut mir leid«, sagte er lächelnd.
    Sie bemerkte, dass er etwas hinter seinem Rücken versteckt hielt. »Was hast du da?«
    »Wo?«
    »Na, da hinter deinem Rücken, Diamond.«
    »Ach, das. Tja, also, ich ging grade über ’ne Wiese, und da standen sie nebeneinander. Und ich schwör bei Jesus, sie ha’m deinen Namen geflüstert.«
    »Wer hat meinen Namen geflüstert?«
    Diamond zog ein Sträußchen gelber Krokusse hervor und reichte es ihr.
    Natürlich gab Lou sich alle Mühe, ihre Rührung nicht zu zeigen. Sie bedankte sich bei Diamond und gab ihm einen Klaps auf den Rücken, der ihn husten ließ.
    »Ich hab dich heute nicht in der Schule gesehen, Diamond.«
    »Na ja.« Er scharrte mit einem nackten Fuß über den Boden, zupfte an seinem Overall und schaute überall hin, sah nur nicht Lou an. »Sag mal, was haste eigentlich da unterm Fenster gemacht, als ich kam?«
    Lou vergaß die Schule erst einmal. Sie hatte eine Idee, und genau wie Diamond wollte sie nicht lang und breit erklären, was ihr im Sinn stand, sondern lieber handeln. »Willst du mir bei was helfen?«
    Wenige Augenblicke später schwankte Diamond unter Lous Gewicht, und sie gab ihm einen Klaps auf den Kopf, dass er still stehen sollte, während sie auf seinen Schultern saß und ins Zimmer ihrer Mutter spähte.
    Amanda lag im Bett, den Oberkörper aufgerichtet. Cotton saß in dem Schaukelstuhl neben ihr und las. Lou bemerkte erstaunt, dass er doch nicht aus dem Roman vorlas, den er mitgebracht hatte, sondern aus einem Brief, den er in der Hand hielt. Und Lou musste zugeben, dass der Mann eine angenehme Stimme besaß.
    Cotton hatte den Brief aus einem Stapel ausgewählt, den Louisa ihm gegeben hatte. Dieser Brief erschien ihm besonders geeignet.
     
    »Nun, Louisa, es wird dich freuen, dass meine Erinnerungen an den Berg so ungetrübt sind wie an dem Tag vor drei Jahren, als ich fortging. Es fällt mir ganz leicht, mich wieder nach Virginia ins Gebirge zu begeben. Ich schließe einfach die Augen, und sofort sehe ich viele gute alte Freunde hier und da am Ort, wie Lieblingsbücher, die man an besonderen Stellen aufbewahrt. Du kennst doch den kleinen Moorbirkenbestand unten am Bach. Immer, wenn ihre Äste aneinander rieben, stellte ich mir vor, sie tauschten Geheimnisse miteinander aus. Und einmal bewegte sich ein Trupp von Rehen und Kitzen direkt vor mir am Rain deiner gepflügten Felder entlang, iuo sie unmittelbar an den Wald grenzen. Ich schaute in den Himmel und folgte dem Zickzackflug krächzender schwarzer Krähen und dann einem einzelnen Falken, der an das kobaltblaue Firmament genagelt schien.
    Dieser Himmel! Oh, dieser Himmel. Du hast mir oft erzählt, dass es dir oben auf dem Berg so schien, als könntest du einfach nach ihm greifen und ihn festhalten, ihn in den Händen halten, ihn streicheln wie eine dösende Katze und seine überreiche Schönheit bewundern. Für mich war er wie eine kostbare Decke, in die ich mich einwickeln wollte, Louisa, um auf der Veranda ein ausgedehntes Nickerchen zu machen, eingehüllt in seine kühle Wärme. Und wenn die Nacht anbrach, wollte ich stets die Erinnerung an diesen Himmel ganz fest halten wie einen glänzenden Traum bis zum Anbruch des glimmenden Rosas der Morgenröte.
    Ich erinnere mich auch, dass du mir erzählt hast, du hättest oft über dein Land geblickt, wohl wissend, dass es nicht eigentlich dir gehört, so wenig wie du das

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