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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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bekommen?«
    »Henry Atkins ist hier der Richter. Er ist ’n guter Mann und wusste genau, was vor sich ging, deshalb ist nie was passiert. Aber Cotton hat mit Diamond geredet, und dann haben die Streiche aufgehört.« Sie hielt kurz inne. »Zumindest bis zu der Sache mit dem Pferdemist im Auto.«
    Louisa wandte sich ab, doch Lou hatte das breite Lächeln auf ihrem Gesicht längst gesehen.
    Lou und Oz ritten Sue jeden Tag aus und waren mittlerweile so weit, dass Louisa ihnen sagte, sie seien gute und geschickte Reiter. Lou ritt gern auf Sue. Es schien, als könne sie von jenem hohen Sitzplatz in unendliche Weiten blicken, und der Rücken des Tieres war so breit, dass ein Hinunterfallen praktisch unmöglich erschien.
    Nach der morgendlichen Farmarbeit gingen sie mit Diamond im Scott’s Hole schwimmen. Es war ein Tümpel, den Diamond ihnen gezeigt hatte; wie der Junge behauptete, war Scott’s Hole »bodenlos tief«. Im Lauf des Sommers wurden Lou und Oz dunkelbraun; bei Diamond hingegen wurden bloß die Sommersprossen immer größer.
    Eugene begleitete sie, so oft er konnte, und Lou erfuhr zu ihrem Erstaunen, dass er erst einundzwanzig war. Er konnte nicht schwimmen, was die Kinder jedoch änderten, und schon bald beherrschte Eugene verschiedene Schwimmstile und schaffte sogar Überschläge in dem kalten Wasser - eine Umgebung, in der er durch sein schlimmes Bein in keiner Weise behindert wurde.
    Sie spielten Baseball auf einer Rispengraswiese, die sie mit einer Sense gemäht hatten. Eugene hatte einen Eichenknüppel zu einem Baseballschläger zurechtgeschnitzt. Sie benutzten Diamonds zerfledderten Ball; ein zweiter bestand aus einem Stück Gummi, das sie mit Schafswolle und geflochtenem Zwirnfaden umwickelt hatten. Die Male waren große Schieferplatten, die sie in gerader Linie auslegten, wie es laut Diamond richtig war, der diese Version des Spiels »Straßenbaseball« nannte. Lou, ein Fan der New York Yankees, verkniff sich einen kritischen Kommentar und ließ den Jungen ihren Spaß. Es stellte sich heraus, dass keiner von ihnen, nicht einmal Eugene, mit dem Eichenschläger den Ball traf, wenn dieser von Oz geworfen wurde; so schnell und raffiniert angeschnitten kam er geflogen.
    Ganze Nachmittage lang spielten sie die Abenteuer aus dem Zauberer von Oz nach, erfanden Ereignisse hinzu, um Lücken zu füllen, oder einfach, weil sie in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit meinten, das Ganze noch verbessern zu können. Diamond hatte eine Vorliebe für die Vogelscheuche. Oz war natürlich der ängstliche Löwe, und Lou spielte gewohnheitsmäßig den herzlosen Zinnmann. Einstimmig erklärten sie Eugene zum Großen und Mächtigen Zauberer. Er kam dann hinter einem Felsen hervor und brüllte den Text, den sie ihm beigebracht hatten, so laut und mit derart überzeugend gespielter Wut, dass Oz, der ängstliche Löwe, den mächtigen Zauberer Eugene bat, seine Rolle doch nicht ganz so ernst zu nehmen. Sie fochten zahlreiche Kämpfe gegen fliegende Affen und böse Hexen, und mit ein wenig Einfallsreichtum und Glück, das ihnen stets im genau richtigen Moment hold war, triumphierte auf dem zauberhaften Berg in Virginia stets das Gute über das Böse.
    Diamond erzählte ihnen, wie er im Winter auf dem Scott’s Hole Schlittschuh lief. Und wie er mit einem Beil ein Stück Rinde von einem Eichenstamm schälte und diese dann als Schlitten benutzte, auf dem er die Berghänge mit einem Tempo hinuntersauste, wie es zuvor noch kein Mensch erreicht hatte. Er würde es ihnen gern zeigen, sagte er, aber sie müssten ihm versprechen, es keinem zu verraten, damit nicht die falschen Leute davon erfuhren und womöglich versuchten, die Welt mit einem so wertvollen Wissen zu beherrschen.
    Lou verriet kein einziges Mal, dass sie über Diamonds Eltern Bescheid wusste. Nachdem sie sich stundenlang vergnügt hatten, ritten Lou und Oz auf Sue nach Hause. Wenn Eugene die Kinder begleitet hatte, wechselten sie sich mit ihm ab. Diamond blieb meist noch, schwamm noch ein wenig oder übte mit Schläger und Ball, wenn er noch Lust dazu hatte.
    Während eines Heimritts nach einem dieser Ausflüge beschloss Lou, einen anderen Weg zu benutzen. Ein leichter Nebel lag über den Bergen, als sie und Oz sich dem Farmhaus von hinten näherten. Sie überwanden eine Anhöhe, und auf der Kuppe eines kleinen Hügels, etwa eine halbe Meile vom Haus entfernt, brachte Lou das Tier zum Stehen. Oz rutschte hinter seiner Schwester unruhig hin und her.
    »Komm schon, Lou, wir

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