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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Arbeitszimmer, das er zu seinem Hauptquartier erklärt hatte. Wenn er bei offener Zimmertür hinter dem großen Schreibtisch im Halbdunkel saß, war die Eingangshalle bis hin zu den untersten Stufen der Innentreppe für ihn einsehbar. Falls jemand durch das Fenster im Arbeitszimmer oder die Balkontüren vom Rosengarten her einsteigen wollte, würde Hatch es sofort bemerken. Stieg der Eindringling jedoch in einem anderen Zimmer ein, würde Hatch ihn am Fuß der Treppe stellen, weil genug Licht vom oberen Geschoß auf die Treppenstufen fiel. Er konnte zwar nicht überall zugleich sein, doch schien ihm das Arbeitszimmer strategisch am günstigsten zu liegen.
    Hatch legte die Schrotflinte und die Pistole in Reichweite auf seinen Schreibtisch. Sie waren in der Dunkelheit nicht gut zu erkennen, er würde sie aber im Ernstfall sofort greifen können. Zur Übung setzte er sich in seinen Drehstuhl und langte, den Blick starr auf die Eingangshalle gerichtet, blind nach der Browning-Pistole, dann nach der 12kalibrigen Mossberg-Schrotflinte, immer im Wechsel: Browning, Browning, Mossberg, Browning, Mossberg, Mossberg. Ein Adrenalinschub mußte sein Reaktionsvermögen geschärft haben, denn wann immer seine Rechte durch die Dunkelheit fuhr, landete sie entweder genau auf dem Knauf der Browning oder auf dem Schaft der Mossberg.
    Seine Vorbereitungen überzeugten ihn dennoch nicht ganz , weil er unmöglich 24 Stunden hintereinander, sieben Tage pro Woche auf der Lauer liegen konnte. Schließlich mußte er zwischendurch auch einmal essen und schlafen. Er war zwar heute nicht in sein Antiquitätengeschäft gegangen und würde sicher noch ein paar Tage länger fortbleiben können, doch er konnte die Dinge auf Dauer nicht Glenda und Lew überlassen, irgendwann mußte er sich selber wieder um die Geschäfte kümmern.
    Realistisch betrachtet würde er, selbst Essens- und Ruhepausen eingerechnet, als verläßlicher Wachposten versagt haben, ehe seine Anwesenheit im Geschäft erforderlich wäre. Es war ein zermürbendes Unterfangen, einen so hohen Grad an Wachsamkeit und Aufmerksamkeit allein aufrechtzuerhalten. Irgendwann würde er sich nach einem privaten Wachdienst umsehen müssen, dabei hatte er keine Vorstellung, wie teuer so etwas war. Viel mehr bewegte ihn jedoch die Frage nach der Zuverlässigkeit eines bezahlten Wachmannes.
    Hatch bezweifelte, daß er sich ernsthaft Gedanken darüber machen mußte, weil der Dreckskerl sowieso bald kommen würde, vielleicht sogar schon heute nacht. Auf einer primitiven Ebene flimmerte eine vage Vorstellung von den Absichten des Mannes über jenen wie auch immer gearteten mysteriösen Draht, der sie beide schicksalhaft verband. Ähnlich wie bei diesem Kinderspiel, wo man in eine Blechdose sprach und die Worte über eine Schnur in eine andere Blechdose übertragen wurden. In der zweiten Dose kamen die Worte nur noch als unverständliche Laute an, der eigentliche Sinn fehlte zum größten Teil aufgrund der schlechten Verbindung, aber der wesentliche Wortlaut war noch vorhanden. Die Botschaft, die im Augenblick über das telepathische Kabel eintraf, ließ sich nicht genau entziffern, ihre ursprüngliche Bedeutung schien jedoch klar: Kommen … werde kommen … komme.
    Nach Mitternacht vermutlich. Hatch ahnte dunkel, daß ihre Begegnung zwischen der Geisterstunde und Tagesanbruch erfolgen würde. Jetzt zeigte seine Uhr genau 19.46.
    Er holte seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche, suchte nach dem richtigen Schlüssel, schloß die Schreibtischschublade auf und nahm das angesengte, angeräucherte Exemplar von Arts American heraus. Den Schlüssel ließ er stecken. Er setzte sich hin und hielt die Zeitschrift mit beiden Händen, in der Hoffnung, daß allein schon die Berührung wie ein Talisman seine okkulten Energien zum Schwingen brächte und ihn mit magischer Sehkraft erkennen ließe, wann, wo und wie der Killer angreifen würde.
    Den Papierseiten entstieg eine merkwürdige Mischung aus Brandgeruch und Verwesungsgestank – einmal so stechend, daß einem übel wurde, dann wieder nur schwach an Asche erinnernd.
     
    Vassago knipste die Schreibtischlampe aus. Dann ging er zur Tür und löschte das Deckenlicht. Die Hand auf der Türklinke, blieb er stehen. Er ließ das Mädchen ungern zurück. Es war so exquisit, voller Lebensenergie. Als er sie an sich riß, hatte er blitzartig erkannt, daß er mit diesem erlesenen Opfer die Krönung seiner Sammlung in den Armen hielt und ihm nun für alle Zeit die

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