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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Du würdest an nichts anderes mehr denken. Du wärst süchtig danach, würdest alles tun, um teilzuhaben und die Verdammnis zu erlangen.«
    Kari legte das Büchlein nieder und wischte sich die Finger an ihrer Bluse ab. »Der Verfasser, dieser Thomas Nicene – du sagst, er hat seine Mutter umgebracht?«
    »Ja. Mutter und Bruder. Als großes Beispiel.« Jonas wußte, daß er schon zuviel getrunken hatte. Er nahm trotzdem einen tiefen Schluck aus seinem Glas und wandte sich von dem nächtlichen Panorama vor dem Fenster ab. »Und weißt du, was das Ganze so irrwitzig macht?« fuhr er fort. »So elendiglich grotesk? Lies dieses verdammte Buch, wie ich es tat, um einen Ansatzpunkt zu finden, und wenn du nicht schizophren und nicht geneigt bist, dem Verfasser zu glauben, wirst du sofort merken, daß Nicene kein Stück Selbsterlebtes schildert. Er schöpft seine Inspirationen aus einer Quelle, die so dummdreist offensichtlich wie albern ist. Kari, seine Hölle ist nichts anderes als das Böse Imperium im Krieg der Sterne . Ein bißchen verändert, ein wenig dazugedichtet, gesehen durch die Linse eines religiösen Mythos, aber immer noch Krieg der Sterne .« Er lachte grimmig, spülte gleich noch einen Schluck Wein hinunter. »Seine Dämonen sind nichts anderes als 30 Meter hohe Versionen von Darth Vader, zum Teufel. Lies, wie er den Satan beschreibt, und schau dir dann einen der Filme an, in denen Jabba vorkommt. Der alte Jabba ist das absolute Ebenbild vom Satan, wenn man diesem Verrückten hier Glauben schenkt.« Noch ein Glas Weißwein und noch ein Glas. »Marion und Stephanie mußten sterben –« ein Schluck Wein. Ein großer Schluck, das halbe Glas geleert »mußten sterben, damit Jeremy in die Hölle fahren und große, finstere, antiheldische Abenteuer in einer beschissenen Darth-Vader-Kostümierung erleben konnte.«
    Jetzt hatte er sie beleidigt oder verwirrt, wahrscheinlich beides. Das war nicht beabsichtigt gewesen, und es tat ihm leid. Was wollte er dann? Vermutlich sich alles von der Seele reden. Das hatte er noch nie zuvor getan und wußte nicht zu sagen, warum er es ausgerechnet heute abend tat – es sei denn, weil Morton Redlows Verschwinden ihn in eine solche Panik versetzte, wie er es seit dem grausamen Tod seiner Frau und Tochter lange nicht mehr erlebt hatte.
    Kari schenkte sich nicht mehr nach und erhob sich. »Ich glaube, wir sollten jetzt was essen.«
    »Keinen Hunger«, brummte Jonas und merkte, wie betrunken er schon war. »Aber vielleicht sollten wir doch.«
    »Wir könnten ja irgendwohin gehen«, schlug Kari vor, indem sie ihm das Weinglas aus der Hand nahm und auf dem nächstbesten Tisch abstellte. Das von draußen einfallende Licht, der goldene Widerschein der nächtlich erleuchteten Stadt, machte ihr Gesicht ganz weich. »Oder wollen wir eine Pizza bestellen?«
    »Wie wär's mit Steaks? Ich hab' noch welche in der Tiefkühltruhe.«
    »Das dauert zu lang.«
    »Garantiert nicht. Wir brauchen sie bloß in die Mikrowelle zu legen und auf den Grill zu packen. In der Küche ist einer.«
    »Gut, wenn dir danach ist.«
    Sie sahen einander an. Karis Blick war so klar, forschend und offen wie immer, nur entdeckte Jonas jetzt mehr Zärtlichkeit darin. Vermutlich brachte sie ihren kleinen Patienten eben jenes liebevolle Verständnis entgegen, das sie zu einer erstklassigen Kinderärztin machte.
    Möglicherweise war dieses Gefühl immer schon auch für ihn dagewesen, er hatte es nur nicht bemerkt. Oder es war ihr bisher entgangen, wie dringend er Zuwendung brauchte.
    »Danke, Kari.«
    »Wofür?«
    »Daß du da bist.« Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie in die Küche.
     
    Mit den Visionen von ungeheuerlichen Apparaturen, dunklen Meeren und kolossalen dämonischen Wesen empfing Hatch auch eine Flut von Impressionen anderer Natur. Engelschöre. Die Heilige Jungfrau Maria beim Gebet. Christus mit den Aposteln beim Letzten Abendmahl, Christus in Gethsemane, Das Ringen Christi mit dem Tode, Christi Himmelfahrt.
    Hatch erkannte in ihnen Bilder wieder, die Jonas Nyebern möglicherweise einmal gesammelt hatte. Sie stammten aus anderen Stilepochen als diejenigen, die er in der Praxis des Arztes gesehen hatte, entsprachen sich aber im Sujet. Jetzt ergab sich ein Zusammenhang, Fäden verknüpften sich in seinem Unterbewußtsein, nur wußte er sie nicht zu deuten.
    Und noch mehr Visionen: der Ortega Highway. Eine Ahnung von nächtlicher Landschaft zu beiden Seiten eines ostwärts fahrenden Autos. Ein

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