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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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arrangieren könnte, um ihre Fehler symbolisch zum Ausdruck zu bringen. Bald hatte er mehrere gute Ideen.
    Sie stand bei einer Gruppe von sechs Männern und vier Frauen, schien aber nicht zu ihnen zu gehören. Vassago war noch unschlüssig, auf welche Weise er mit ihr Kontakt aufnehmen sollte, als sie – für ihn nicht ganz überraschend – den ersten Schritt machte. Diese Anziehungskraft war leicht erklärlich: Schließlich waren sie die beiden gefährlichsten Personen im Raum.
    Als die Band eine Pause machte und der Lärmpegel soweit sank, daß der Aufenthalt in diesem Klub für eine Katze keine tödlichen Folgen mehr gehabt hätte, kam die Blondine an die Bar. Sie schob sich zwischen Vassago und einen anderen Mann, bestellte ein Bier und bezahlte es sofort. Sie nahm dem Barkeeper die Flasche aus der Hand, wandte sich Vassago zu und betrachtete ihn über den Rand der offenen Flasche hinweg.
    »Bist du blind?« eröffnete sie das Gespräch.
    »Für gewisse Dinge, Miss.«
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Miss?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Wozu die Sonnenbrille?« wollte sie wissen.
    »Ich bin in der Hölle gewesen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Die Hölle ist kalt und dunkel.«
    »Tatsächlich? Und was hat das mit der Sonnenbrille zu tun?«
    »Da drüben lernt man, in totaler Finsternis zu sehen.«
    »Das ist mal eine interessante Abart von schwachsinnigem Geschwätz.«
    »Deshalb sind meine Augen jetzt sehr lichtempfindlich.«
    »Ein wirklich neuartiges schwachsinniges Geschwätz.« Er sagte nichts.
    Sie trank ihr Bier, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen.
    Ihm gefiel die Art, wie ihre Halsmuskeln arbeiteten, wenn sie schluckte.
    Nach kurzem Schweigen fragte sie:
    »Verzapfst du immer dieselbe Scheiße, oder erfindest du öfter mal was Neues?«
    Er zuckte wieder die Achseln.
    »Du hast mich beobachtet«, sagte sie.
    »So?«
    »Jedes Arschloch hier drin starrt mich die meiste Zeit an.«
    Er blickte in ihre strahlend blauen Augen. Es wäre eine gute Idee, sie herauszuschneiden und verkehrt herum wieder einzusetzen, so daß sie ihren eigenen Schädel betrachten könnte. Eine symbolhafte Darstellung ihrer Ichbezogenheit.
     
    Im Traum unterhielt sich Hatch mit einer schönen, aber unglaublich kalt aussehenden Blondine. Ihre makellose Haut war porzellanweiß, und ihre Augen glichen funkelndem Eis, in dem sich ein klarer Winterhimmel spiegelt. Sie standen an der Bar eines seltsamen Etablissements, das er nie zuvor gesehen hatte. Sie betrachtete ihn über den Rand einer Bierflasche hinweg, die sie festhielt – und zum Mund führte – wie einen Phallus. Aber die herausfordernde Art, wie sie daraus trank und den Glasrand ableckte, war nicht nur eine erotische Einladung, sondern wirkte zugleich bedrohlich. Er konnte nicht hören, was sie sagte, und er hörte nur einige wenige Worte, die er selber sagte: »… in der Hölle gewesen … kalt und dunkel … lichtempfindlich …« Die Blondine sah ihn an, und es war zweifellos er, der mit ihr redete, aber er sprach nicht mit seiner eigenen Stimme. Plötzlich registrierte er, daß seine ganze Aufmerksamkeit sich auf ihre arktischen Augen konzentrierte, und bevor er wußte, was er tat, hatte er ein Schnappmesser gezückt und die Klinge herausspringen lassen. So als fühlte sie keinen Schmerz, als wäre sie schon tot, zeigte die Blondine überhaupt keine Reaktion, als er mit einer blitzschnellen Bewegung ihr linkes Auge aus der Höhle löste. Er rollte es zwischen seinen Fingerspitzen und setzte es verkehrt herum wieder ein, so daß die blaue Linse nach innen starrte …
    Hatch richtete sich auf. Er konnte nicht atmen, hatte rasendes Herzklopfen. Er schwang seine Beine aus dem Bett und stand angsterfüllt da, mit dem Gefühl, vor etwas wegrennen zu müssen. Aber er schnappte nur nach Luft, weil er nicht wußte, wohin er rennen sollte, wo er Zuflucht finden könnte, um in Sicherheit zu sein.
    Sie waren eingeschlafen, ohne die Nachttischlampe auszuschalten, über die sie ein Handtuch gehängt hatten, um das Licht zu dämpfen, während sie sich liebten. Er konnte Lindsey auf ihrer Betthälfte liegen sehen, unter den Decken vergraben.
    Sie lag so regungslos da, daß er glaubte, sie wäre tot. Ihm schoß der verrückte Gedanke durch den Kopf, daß er sie umgebracht hatte. Mit einem Schnappmesser.
    Dann bewegte sie sich im Schlaf und murmelte etwas.
    Er erschauderte. Betrachtete seine Hände. Sie zitterten heftig.
     
    Vassago war dermaßen begeistert von seiner

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