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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sowieso die letzte Generation einer auf die Zerstörung zusteuernden Erde waren, ohne jede Zukunft.
    Außer diesem Nachtklub gab es weit und breit nur noch einen einzigen, wo ausschließlich echte Neo-Punks verkehrten. Die meisten anderen, die sich als »Punker-Bars« ausgaben, wurden von Leuten frequentiert, die diesen Lebensstil gelegentlich imitierten, so wie manche Zahnärzte und Steuerberater es liebten, in handgearbeiteten Stiefeln, verblichenen Jeans, karierten Hemden und riesigen Hüten eine Country-and-Western-Bar zu besuchen und so zu tun, als wären sie Cowboys. Im Rip It wurde nicht Komödie gespielt, hier blickte einem jeder herausfordernd in die Augen und versuchte dabei zu entscheiden, ob er Sex oder Gewalt von einem wollte und bekommen konnte. Wenn es eine Entweder-oder-Situation war, hätten viele die Gewalt vorgezogen.
    Einige suchten nach etwas, das Gewalt und Sex noch übertraf, ohne klare Vorstellung, was das sein könnte. Vassago hätte ihnen zeigen können, wonach sie suchten.
    Das Problem war nur, daß er anfangs niemanden sah, der seinen Ansprüchen an ein Sammelstück gerecht wurde. Er war kein plumper Massenmörder, der Leichen aufeinanderstapelte, nur um ihre Zahl zu vergrößern. Quantität war für ihn nicht ausschlaggebend, ihm ging es in erster Linie um Qualität. Er war ein Ästhet des Todes. Wenn er sich die Rückkehr in die Hölle verdienen wollte, mußte er das mit einer außergewöhnlichen Opfergabe nun, mit einer Kollektion, die sowohl in der Gesamtkomposition als auch im Charakter jedes einzelnen Exponats einzigartig war.
    Vor drei Monaten war er im Rip It schon einmal fündig geworden. Das Mädchen hatte sich allen Ernstes »Neon« genannt. Als er in seinem Wagen versuchte, sie k. o. zu schlagen, war sie nach dem ersten Schlag noch nicht hinüber und wehrte sich mit einer Heftigkeit, die komisch war und erregend zugleich. Und sogar später, als sie in der Geisterbahnhölle zu sich kam, leistete sie Widerstand, obwohl sie an Händen und Füßen gefesselt war. Sie wand sich hin und her, biß und spuckte, bis er ihren Schädel mehrmals gegen den Betonboden schlug.
    Plötzlich, als er sein Bier schon fast ausgetrunken hatte, sah er ein Mädchen, das ihn an Neon erinnerte, obwohl es ihr äußerlich nicht ähnlich sah. Sie waren jedoch Schwestern im Geiste: harte Brocken, zornig aus Gründen, die sie selbst nicht immer verstanden, weit über ihr Alter hinaus erfahren, mit all der potentiellen Gewalttätigkeit von Tigerinnen. Neon war einsdreiundsechzig groß gewesen, brünett, mit dunklem Teint. Diese hier war eine Blondine Anfang Zwanzig, mindestens einen Meter siebzig groß, schlank und knochig. Intensive Augen, strahlend blau wie eine Gasflamme, aber eiskalt. Sie trug eine löcherige schwarze Jeansjacke über einem engen schwarzen Pulli, einen kurzen schwarzen Rock und Stiefel.
    Sie wußte, daß es in ihrem Alter mehr auf Aussehen als auf Intelligenz ankam, und sie verstand es perfekt, sich in Szene zu setzen. Sie bewegte sich mit zurückgeschobenen Schultern und fast hoheitsvoll erhobenem Kopf. Ihre Selbstsicherheit war so einschüchternd wie eine Pickelrüstung. Obwohl jeder Mann im Raum sie mit lüsternen Blicken verschlang, traute sich keiner an sie heran, denn sie schien imstande, jeden mit einem einzigen Blick oder Wort zu kastrieren.
    Ihre gewaltige sexuelle Ausstrahlung war das, was Vassago an ihr interessierte. Männer würden sich von ihr immer magisch angezogen fühlen – ein paar Typen an der Bar beobachteten sie aufmerksam –, und einige würden sich auch nicht einschüchtern lassen. Verglichen mit ihrer wilden Vitalität war sogar Neon ein scheues Reh gewesen. Sobald ihre Verteidigungslinien durchbrochen würden, würde sie geil und ekelerregend fruchtbar sein und in ihrem dicken Bauch bald neues Leben tragen, die reinste Zuchtstute.
    Er kam zu dem Schluß, daß sie zwei große Schwächen hatte. Die erste war ihre feste Überzeugung, daß sie allen anderen weit überlegen und deshalb unberührbar und sicher war; die gleiche Überzeugung hatte in harmloseren Zeiten das Auftreten gekrönter Häupter geprägt: Sie hatten nicht daran gezweifelt, daß jeder gewöhnliche Sterbliche ihnen respektvoll den Weg frei machen oder ehrfürchtig vor ihnen niederknien würde. Ihre zweite Schwäche war ein gewaltiger aufgestauter Haß und Zorn, der aus jeder Pore ihrer glatten, blassen Haut drang und sich jederzeit entladen konnte.
    Er überlegte, wie er ihren Tod am besten

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