Das versteckte Experiment (German Edition)
erscheint, gar keiner ist.“
„Wie meinst du das?“
„Manchmal gibt es Ursachen, die wir nur nicht erkennen“, antwortete Jan ausweichend.
Sintja sah Jan fragend an, wartete aber vergeblich auf weitere Erklärungen.
„Jedenfalls könnten wir das alles mit der Maschine herausfinden“, meinte sie schließlich. „Aber nicht nur das, wir könnten auch in der Gegenwart Entscheidungen treffen, deren Auswirkungen für die Zukunft einfach abzulesen wären.“
„Es ist ganz schön verrückt, dass unser Leben offenbar von Milliarden von Zufällen in der Vergangenheit abhängt. Letztendlich könnte sogar ein einziges Teilchen der Höhenstrahlung aus den Tiefen des Alls die Evolution auf der Erde durch eine Mutation entscheidend beeinflusst haben.“
„Sag, Jan, machst du dir eigentlich ständig über solche Sachen Gedanken?“, fragte Sintja etwas erstaunt.
„Nein, ich bin erst seit einigen Tagen in einer solchen philosophischen Phase. Ich bin sicher, dass die wieder vorübergeht“, antwortete Jan. „Rotwein soll gut dagegen sein!“ fügte er lachend hinzu und trank einen großen Schluck.
„Ich glaube mit der ‚Was-wäre-wenn-Maschine‘ wird es wohl bei ‚Jugend forscht‘ nichts werden, obwohl die sicher gut ankäme. Ich habe inzwischen gelernt, dass man solch eine Maschine auch prinzipiell nicht konstruieren könnte, da sie mit Sicherheit ein chaotisches System darstellte.“
„Hast du irgendwelche anderen Vorschläge ausgearbeitet?“
„Ja, ich habe das auch alles zusammengestellt. Ich habe das Material auf Papier und teilweise auf eine CD kopiert. Du kannst nachher alles mitnehmen, wir können die Vorschläge auch gerne gleich zusammen durchsprechen.“
Eigentlich hatte Jan viel mehr Lust, sich mit Sintja zu unterhalten, als die Unterlagen zu wälzen. Außerdem hatte er für gedämpftes Licht gesorgt. Abgesehen von seiner Schreibtischlampe, die er dezent gegen die Wand gerichtet hatte, flackerte nur noch eine Kerze auf dem Couchtisch. Jan und Sintja unterhielten sich nicht nur über Gott und die Welt, sondern, je weiter der Abend fortschritt, immer mehr auch über ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Träume. Jan legte die CD „Der Himmel ist hier“ auf, Titel zwei. Ohne ein Wort zu sagen, hörten sie das Lied zu Ende.
„Kennst du den Song?“, fragte Jan.
„Ja“, antwortete Sintja und ihr Blick verriet, dass sie die gleiche Situation jenes Abends damit verband wie Jan.
„Ich glaube, ich habe einen Schwips“, sagte Sintja nach einer längeren Pause. Sie hatte bereits zwei Gläser Rotwein geleert. Sie warf ihren Kopf in den Nacken. Ihre langen Haare fielen über die Rückenlehne der Couch. Durch das Dach des Wintergartens konnte sie den Sternenhimmel sehen.
„Wie viele Sterne sind wohl da oben?“
„Komm, wir zählen sie!“, rief Jan, stand auf und ging um die Couch herum, weiter in den Wintergarten hinein.
Sintja kam von der anderen Seite und stellte sich vor Jan. Jan traute sich, seine Arme um ihre Hüften zu legen. Sintja lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Eine Aussicht wie in einem Planetarium bot sich den beiden dar.
„Sieh mal, der Voll-der-Mond“, stammelte sie, überwältigt von dem Anblick, der Stimmung und dem Rotwein.
„Der Voll-der-Mond“, wiederholte Jan lachend.
Sintja trat ihm zurechtweisend sanft gegen das Schienbein.
„Kennst du die Namen der Sterne und Sternzeichen?“
„Nein, leider nicht. Den großen Wagen und Cassiopeia kann ich erkennen, aber das ist schon fast alles.“
„Und der helle Stern dort links neben dem Mond?“ fragte Sintja und deutete mit dem Zeigefinger auf ein helles Objekt in der Nähe des Mondes.
„Keine Ahnung“, antwortete Jan, „aber ich kenne jemanden, der das weiß.“
„Rufe ihn an und frage ihn“, forderte Sintja ihn scherzend auf.
„Mach ich!“
Sintja löste sich aus Jans Armen, ging zum Couchtisch und griff nach ihrem Glas. Jan setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein.
„Was machst du da?“ Sintja ging zu ihm hinüber und schaute ihm über die Schulter. „Fragst du deinen Computer?“
Jan war bereits online.
„Hallo, Christine“, hatte er in den Messenger geschrieben und abgeschickt.
„Hallo, Jan, hallo, Sintja“, kam die direkte Antwort.
„Mit wem chattest du da?“, fragte Sintja erstaunt.
„Christine, ich habe sie im Internet kennengelernt. Sie hat viel Ahnung von Astronomie und Physik und hat mir einmal bei einem Referat geholfen, das ich in der Schule halten
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