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Das versteckte Experiment (German Edition)

Das versteckte Experiment (German Edition)

Titel: Das versteckte Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Kramer
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das Projekt seines Vaters weiterzuarbeiten. Das Programm beinhaltete bereits jetzt mehrere Tausend Programmzeilen. Die Bedienungsoberfläche war schon weitgehend fertiggestellt. Auch die grafische Ausgabe der Ergebnisse war fast fertig. Die Ergebnisse wurden in Form von Farbkarten aufbereitet, die sowohl zwei- als auch dreidimensional präsentiert werden konnten. Ein wesentlicher Bestandteil des Programms war natürlich der eigentliche Rechenkern, der die Ausbreitung der Partikel berechnete und Vorhersagen über den Einfluss auf das lokale Klima und sogar das langfristige Weltklima versuchte. Jan verstand inzwischen die meisten mathematischen Algorithmen und hatte mithilfe der Fachliteratur in den letzten Tagen auch einen groben Überblick über das Gesamtmodell gewonnen. Zum Verständnis vieler Details fehlte es ihm jedoch an entsprechendem Grundlagenwissen. Das war jedoch für seine Arbeit nicht unbedingt erforderlich. Wichtig war, dass er die Formeln und Algorithmen korrekt in die Computersprache übersetzen konnte. Nach Abschluss seiner Arbeiten würden ausführliche Tests mit realen Daten durchgeführt werden. Ein Vergleich mit Messwerten würde für eine gute Verifizierung sowohl der theoretischen Modelle als auch seines Programms sorgen. Jan musste an Christines Hinweis denken, dass man sich an nichts beteiligen sollte, was man nicht überschauen konnte. Im Grunde galt das auch für das Softwareprojekt. Zumindest eine ungefähre Kenntnis der komplexen Aufgabenstellung und Anwendung wollte Jan haben. Er würde Christine an ihre eigenen Worte erinnern, wenn sie von ihm irgendwelche Aktivitäten erwartete. Ohne genaue Informationen über das ‚Vorhaben‘ würde er sich nicht daran beteiligen. Nachdem Jan einige komplizierte Programmroutinen fertiggestellt hatte, konnte er bereits einen ersten Testlauf mit realen Eingangsdaten starten, die ihm sein Vater zur Verfügung gestellt hatte.
    Erst nach erfolgreichem Test dieser Programmteile wollte Jan die Programmierarbeit fortsetzen. Doch der Test verlief nicht zu seiner Zufriedenheit. Leider lagen ihm nur die Endergebnisse vor, die tatsächlich gemessene Temperaturverteilung im Untersuchungsgebiet, aber keine Zwischenergebnisse. Seine Programmroutinen stellten nur einen kleinen Teil des Gesamtprojektes dar, sodass der Fehler auch außerhalb seiner Routinen liegen konnte. Ein Fehler im Programm war nichts Besonderes. Schließlich besagte Murphy’s Law für Programmierer, dass jedes nichttriviale Programm mindestens einen Fehler enthielt. Jan suchte mehr als eine Stunde nach dem Fehler in seinem Programmcode, konnte ihn jedoch nicht entdecken. Er hatte wie wohl jeder Programmierer die Erfahrung gemacht, dass sich Probleme am nächsten Tag oft ganz einfach lösen ließen. Offenbar drehte man sich nach einiger Zeit gedanklich ständig im Kreis. Nach einer längeren Pause war man gezwungen, das Problem ganz neu und in der Regel von einer ganz anderen Seite anzugehen, da man die bisherige Vorgehensweise vergessen hatte. Das führte meistens zum Erfolg. Also war es jetzt klug, aufzuhören und etwas anderes zu tun. Es fiel Jan durchaus nicht leicht, diesen von ihm empfundenen vorläufigen Misserfolg einzustecken. Jan schloss das Fenster des Entwicklungssystems. Im Hintergrund war noch der Messenger geöffnet und kam nun zum Vorschein. Christine hatte schon wieder eine Nachricht gesendet:
    „Hi, Jan, was gibt es Neues?“
    Die Nachricht war bereits über eine Stunde alt. Jan schrieb:
    „Ich soll dich grüßen.“
    „Wie geht es Sintja?“
    „Ihr geht es gut, aber sie hat einen leichten Sonnenbrand.“
    „Die liebe Sonne …“
    „Wir haben uns durch sie kennengelernt.“
    „Ohne sie hätten wir uns gar nicht kennenlernen können.“
    „Alles dreht sich um sie“, schrieb Jan.
    „Auch die Erde.“
    „Und andere Planeten.“
    „Nicht die extrasolaren.“
    „Du bist spitzfindig, wie immer.“
    „Du hast recht. Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn kannst du mit bloßem Auge sehen, Uranus unter günstigen Bedingungen auch. Für Neptun brauchst du ein Teleskop.“
    „Und Pluto hat man 2006 zu einem Zwergplaneten degradiert. Nun kann ich mir die Namen nicht mehr merken.“
    „Weshalb?“
    „Weil mein Merkspruch jetzt kaputt ist: Mein (Merkur) Vater (Venus) erklärt (Erde) mir (Mars) jeden (Jupiter) Sonntag (Saturn) unsere (Uranus) neun (Neptun) Planeten (Pluto).“
    „Das ist tragisch.“
    Jan fand Gefallen an diesem so gar nicht tiefsinnigen Gespräch. Wie er

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