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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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und sah aus dem Fenster. »Dann werden wir einen Weg finden, damit zu leben.«
    »Meinst du, dein Vater wird das schaffen? Ohne Alkohol?«
    »Warum gehst du nicht mal mit ihm essen?«
    »Ich kann es nicht ertragen, ihn leiden zu sehen, es zieht mir den Boden unter den Füßen weg.«
    »Vielleicht würde es ihm helfen, wenn er mit dir zusammen wäre – für ein paar Stunden, meine ich.«
    »Wir würden doch nur über Ben sprechen.«
    »Wie willst du das wissen? Ihr kommuniziert seit Jahren nur über diese Zettel.«
    »Das ist besser so, Kris, glaub mir.«
    Es war Samstagabend, und ich war völlig erschöpft. Während andere zum Essen oder in die Clubs aufbrachen, sehnte ich mich nach meinem Bett und einer DVD, die mich für zwei Stunden aus allem herausriss. Mit letzter Kraft rappelte ich mich auf, fuhr nach Pasing und stattete einer der Videotheken einen Besuch ab. Auf der Suche nach einem Film, der nicht einmal ansatzweise mit Verbrechen zu tun hatte, entschied ich mich schließlich für Zusammen ist man weniger allein .
    Als ich zu Hause auf den Hof fuhr, stand Henrikes Mini auf dem Parkplatz. Die Scheibe war heruntergedreht. Henrike saß im Auto und rauchte. Kaum war ich ausgestiegen, stieg auch sie aus.
    »Wieso gehst du nicht an dein Telefon?«, fuhr sie mich an, während sie sich gegen den Regen eine Zeitung über den Kopf hielt. »Und wieso schaltest du dein Handy aus?«
    »Was ist denn los mit dir?«, fragte ich irritiert.
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!«
    »Ich war nur schnell in der Videothek und habe mir eine DVD geholt. Soll ich das demnächst vielleicht noch ankündigen?«
    »Bis diese ganze Sache geklärt ist, wäre das nicht verkehrt«, gab sie prompt zurück. »Können wir vielleicht unter dem Vordach weiterreden? Ich hasse Regen.« Als bedürfte es einer weiteren Betonung, zog sie den Kopf zwischen die Schultern.
    Wir liefen zum Haus und stellten uns unter. »Habt ihr euch gestritten? Du hast doch gesagt, Arne wolle für dich kochen.« Das würde zumindest ihre Laune erklären.
    »Er ist ganz kurzfristig zu einer Schafkopfrunde eingeladen worden und wollte nicht absagen, da er schon so lange auf die Gelegenheit wartet. Deshalb, dachte ich, könnten wir uns einen gemütlichen Abend machen. Hast du schon gegessen?«
    »Eine Pizza aus dem Menzingers . Oben ist noch ein Rest, aber der schmeckt jetzt nicht mehr. Du könntest mein selbst gemachtes Apfel-Quitten-Kompott probieren.«
    »Hast du nichts Deftiges im Kühlschrank?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Zeit zum Einkaufen. Weißt du was? Du plünderst den Gemüsegarten meiner Mutter, und ich setze schon mal Nudelwasser auf.«
    »Bei dem Regen in den Gemüsegarten? Keine Chance! Lass uns einfach Spaghetti aglio e olio machen, und zwar eine Monsterportion! Ich bin am Verhungern.«
    Wir liefen die Stufen hinauf und schüttelten vor der Wohnungstür das Regenwasser ab. In der Küche erzählte Henrike, sie habe einen kurzen Plausch mit meiner Mutter gehalten, während ich unterwegs war.
    »Sie hat mich beauftragt, ein Auge auf dich zu haben. Zum Glück hast du ihr nichts von dem Überfall im Park erzählt. Sie machte einen ziemlich verängstigten Eindruck.«
    »Das ist wegen der Kerze und der Bonsais.«
    »Hat es eigentlich noch weitere Vorfälle gegeben? Anonyme Anrufe? Heimlich aufgenommene Fotos?«
    »Nein. Nichts.«
    »Seltsam. Jemand rasselt doch nicht so kräftig mit den Ketten, um dann von einem Tag auf den anderen damit aufzuhören. Hast du Parmesan da?«
    »In der Kühlschranktür.«
    Henrike wandte mir den Rücken zu und machte sich mit der Reibe am Käse zu schaffen. Ich verteilte Teller und Besteck auf dem Küchentisch, goss die Nudeln ab, mischte sie mit Öl und dem goldgelb angebratenen Knoblauch und füllte alles in eine große Schüssel. Dann setzte ich Wasser für Henrikes Tee auf und öffnete für mich eine Flasche Rotwein.
    Während Henrike sich über den Nudelberg auf ihrem Teller hermachte, legte ich mein Besteck nach ein paar Bissen zur Seite. Ich nahm das Rotweinglas und prostete ihr zu. »Warum trinkst du eigentlich keinen Alkohol? Hat das einen bestimmten Grund?«
    »Das hast du mich schon einmal gefragt. Ganz am Anfang, als ich auf den Hof gekommen bin. Erinnerst du dich?«
    »Du hast gesagt, dass du dir mehr aus gutem Tee machst.«
    »Daran hat sich nichts geändert.«
    »Eine Sache zu bevorzugen heißt nicht, auf eine andere völlig zu verzichten.«
    »Schmeckt dir dein Wein besser, wenn ich auch welchen

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