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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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damit an.
    »Mir hat er solch ein Training vor zwei Jahren auch mal angeboten, aber ich habe dankend abgelehnt.« Ich wurde wieder ernst. »Und du meinst, er ahnt tatsächlich nichts?«
    »Er findet mich sehr mutig und ist stolz auf mich. Und ich muss gestehen, dass ich das gar nicht so übel finde.«
    »Aber irgendwann wird es dich einholen, Henrike.«
    »Ich weiß. Vorher rede ich mit ihm.« Sie sah mich eindringlich an. »Wirst du mir das irgendwann verzeihen können, Kris? So, dass kein Graben zwischen uns bleibt?«
    Ich nahm mir Zeit für meine Antwort. »Diesen Graben hast du zugeschüttet, als du dort draußen vor der Tür mit mir geredet hast«, sagte ich dann. »Ich wusste, dass du mich verstanden hattest. Und das ist nur möglich, wenn man den anderen gut kennt und sich auf ihn einlässt. Es wird bestimmt noch viele Fragen geben, auf die ich eine Antwort brauche, aber die haben Zeit. Du wirst doch auf dem Hof bleiben, oder?« Ich spürte, wie sehr mir daran gelegen war.
    »Zumindest für die nächsten Jahre … bis ich entschieden habe, wie es danach weitergeht. Wer weiß, vielleicht scheide ich irgendwann ganz aus dem Polizeidienst aus.«
    »Um mit Arne ein Kind in die Welt zu setzen?«
    Sie schüttelte vehement den Kopf. »Oh nein, das überlasse ich anderen. Aber ich würde mich hervorragend als Babysitter und Bodyguard für Zwerge eignen. Wenn es denn in meiner unmittelbaren Umgebung irgendwann welche geben sollte.« Sie zwinkerte mir zu.
    »Wir werden sehen.« Es war neu für mich, so einen Satz auszusprechen, ohne dabei in eine wehmütige Stimmung zu geraten. »Viel wichtiger ist mir im Augenblick, Sebastian kennenzulernen. Ich habe gestern lange mit Rena Velte gesprochen. Und so, wie ich sie verstanden habe, wird das irgendwann möglich sein.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie zermartert sich ihr Hirn. Sie versucht zu verstehen, wie das alles geschehen konnte.«
    »Narzisstische Kränkungen sind die Ursache für so viele Taten. Dabei glauben die Leute immer, es ginge hauptsächlich um Gier, Eifersucht und Rache. Vermutlich ist es auch leichter, die Motive dort zu suchen. Immerhin steckt in jedem von uns ein kleiner Narzisst, aber längst nicht jeder ist gierig, eifersüchtig oder rachsüchtig.«
    »Schreibst du eigentlich tatsächlich an einem Krimi?«, fragte ich. »Oder gehörte das auch nur zu deiner Legende?«
    »Ich habe sogar schon die ersten Seiten geschrieben!«, antwortete sie und reckte stolz den Kopf in die Höhe.
    »Und wovon handelt er?«
    »Das verrate ich nicht. Aber ich verspreche dir, dass du ihn als Erste lesen darfst.«
    Nachdem ich die Rechnung bezahlt hatte, standen wir auf und liefen in Richtung Gärtnerplatz. Als wir uns dem Café Pini näherten, sah ich schon von Weitem Nils Bellmanns hellblonden Schopf. Er saß allein an einem Tisch vor seinem Stammlokal und war in sein Notebook vertieft. Mir war es inzwischen zu kühl, um draußen zu sitzen, aber ihm schien es nichts auszumachen.
    Ich blieb neben seinem Tisch stehen. »Hallo, Nils.«
    »Kristina«, sagte er überrascht. »Wo kommst du denn her?«
    In dem Augenblick, in dem ich mit dem Kopf die Straße hinunterwies, hörte ich Rosas tiefes Knurren. Es begann leise und wurde mit jeder Sekunde lauter. Sie stand mit eingeklemmter Rute dicht hinter mir, hatte die Lefzen hochgezogen und zeigte ihr beachtliches Gebiss. »Aus!«, befahl ich, aber ich drang nicht zu ihr durch. Ich gab Henrike die Leine und bat sie, ein paar Schritte vorauszugehen. »Entschuldige«, sagte ich zu Nils.
    »Wie geht es dir? Ich habe dich immer anrufen wollen, nachdem ich von der Sache in der Zeitung gelesen habe, aber du weißt ja, wie das ist …«
    »Hast du Bens Todesanzeige bekommen? Ich habe dir eine geschickt.«
    »Habe ich, danke. Aber Beerdigungen sind nichts für mich. Ich hoffe …«
    »Mach dir keine Gedanken deswegen«, winkte ich ab und dachte an Matthias Schütze, den dritten aus Bens WG. Er war aus Berlin zur Beerdigung angereist. Wir hatten kaum ein Wort miteinander geredet, ich war gar nicht fähig dazu gewesen. Ich hatte mir vorgenommen, es nachzuholen.
    Nils warf einen Blick auf sein Notebook. Ich verstand das Signal.
    »Mach’s gut, Nils«, verabschiedete ich mich.
    »Du auch!«
    Mit großen Schritten lief ich hinter Henrike und Rosa her. Als ich die beiden eingeholt hatte, sprang Rosa aufgeregt an mir hoch. Sie war kaum zu beruhigen. »Was ist denn nur los mit dir?«, fragte ich, als könne sie mir tatsächlich antworten.
    »Lass uns

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