Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
Niederknien.
    »Dann stell du dir doch bitte vor, wie es wäre, wenn du bald ein neues Auto mit Sitzheizung und Navi vor der Tür stehen hättest.«
    »Das wäre mir viel zu langweilig. Du hast keine Ahnung, wie viele skurrile Gespräche ich schon hatte, wenn ich Leute nach dem Weg gefragt habe.«
    »Kris, was das Autothema betrifft, bist du beratungsresistent.«
    »Mal davon abgesehen, dass ich an meinem Auto hänge, geht es dir und meinem Vater doch nur darum, dass ihr stundenlang im Internet das ideale Auto für mich zusammenstellen könnt, mit allen erdenklichen Extras. Aber das könnt ihr doch auch so.«
    »So macht es nur längst nicht so viel Spaß.«
    Ich legte meinen Löffel neben den Teller, ging um den Tisch herum und setzte mich rittlings auf seinen Schoß. »Dann probieren wir doch mal aus, was dir mehr Spaß macht.« Ich legte meine Hände flach auf seine Brust und küsste ihn.
    »Der Risotto wird kalt«, murmelte er zwischen zwei Küssen. Aber da hatten sich seine Hände längst auf Wanderschaft begeben.
    »Macht nichts. Ich bin gut im Aufwärmen.«
    In der Nacht zum Samstag waren dicke Regenwolken aufgezogen, die den Himmel verdüsterten. Nachdem wir gemeinsam gefrühstückt hatten, war Simon zum Joggen aufgebrochen. Rosa, die bei Nässe eine widerspenstige Begleiterin war, war bei mir geblieben. Die Minirunde durch den hinteren Garten war für sie schon Albtraum genug. Sie drückte sich an mich, als seien die Regentropfen spitze Pfeile, die es einzig auf sie abgesehen hatten. Im Gegensatz zu Rosa genoss ich es, das Prasseln auf meiner Haut zu spüren. Ich atmete die erdige Luft tief ein, hielt mein Gesicht in den Regen und nahm mir vor, bei nächster Gelegenheit endlich einen tellergroßen Duschkopf zu kaufen, der Regen simulierte. So einen wünschte ich mir seit einer Ewigkeit.
    Die Glocke von St. Georg hatte gerade zehn geschlagen, als ich mit Rosa im Schlepptau die Treppe hinunter Richtung Büro lief. Vor den Briefkästen hielt ich kurz inne, um den neuesten gelben Haftzettel zu lesen. Mein Vater hatte meiner Mutter einen Zeitungsartikel ans Herz gelegt: Übermäßiges Joggen – eine Gefahr für die Gelenke . Meine Mutter hatte darunter geheftet: Joggen – das ideale Herz-Kreislauf-Training.
    Im Büro öffnete ich erst alle Fenster und schließlich die Tür zum Vorgarten. Alfred war nirgends zu sehen. Ich schob Daumen und Zeigefinger zwischen die Lippen und pfiff einmal durchdringend. Es dauerte keine dreißig Sekunden, bis er angeflogen kam und sich seine Walnuss abholte. Aus den Tiefen der Küche war Rosas leises Knurren zu hören. Mehr traute sie sich nicht, solange ich in der Nähe war.
    Zurück im Büro hörte ich den Anrufbeantworter ab. Drei Anrufer hatten mir die Bitte hinterlassen, sie in jedem Fall noch an diesem Tag zurückzurufen: Beate Angermeier, Nadja Lischka und Tilman Velte. Ich griff nach dem Telefon.
    Als Beate Angermeier den Anruf nach mehrmaligem Klingeln entgegennahm, klang sie missgelaunt.
    »Frau Doktor Angermeier, Sie wollten, dass ich Sie zurückrufe?«
    »Ja. Um diese unselige Sache ein für alle Mal abzuschließen. Ich dachte, es sei endlich vorbei, aber Theresa hat mit ihrem Testament alles wieder aufgewühlt.«
    »Was hat sie aufgewühlt?«
    »Mein Gott, diese Affäre, die ich mit Fritz hatte. Sie war kurz und unbedeutend. Das Dumme war nur, dass Konstantin uns erwischt und damit gedroht hat, uns auffliegen zu lassen.«
    »Was hat er für sein Schweigen gefordert?«
    »Geld, was sonst? Er besaß schließlich keinen Cent mehr.«
    Jetzt schien der geeignete Moment für Henrikes Verhörtaktik. »Wo hat er Sie erwischt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Waren Sie draußen im Grünen oder …?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Wenn ich Ihnen glauben soll, schon.«
    »Abends im Institut, als alle schon gegangen waren. Fritz hatte vergessen, die Tür abzuschließen, und Konstantin ist hereingeplatzt.«
    »War es üblich, dass Herr Lischka im Institut vorbeischaute?«
    »Besuchen Ihre Freunde Sie nie in Ihrem Büro?«
    Ich schwieg.
    »Zwischen Fritz und Konstantin hatte monatelang Funkstille geherrscht. Dann hat Fritz die Lischkas zu seinem Geburtstag eingeladen. Ich glaube, Konstantin ist im Institut vorbeigekommen, damit sie sich nicht erst am Geburtstagsabend nach so langer Zeit wiedersehen. Er wollte die Situation damit wohl etwas entspannen.«
    »Sie sind während der Gerichtsverhandlung sicherlich als Zeugin befragt worden. Haben Sie dort etwas von Ihrer Affäre

Weitere Kostenlose Bücher