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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Deshalb dieses absurde Testament. Letztlich können nur Sie, Frau Mahlo, es auflösen, indem Sie dem Gerichtsurteil vertrauen und das Vermögen auf uns fünf verteilen.«
    Ich schloss die Mappe mit den Unterlagen und legte meine Hände darauf. »Sie haben den Tierschutzverein vergessen, Herr Velte.«
    »Das würdest du tatsächlich tun, oder?« Die Aussicht, dem Tierschutz einen ordentlichen Batzen Geld zukommen zu lassen, gefiel Simon. Seit einer Viertelstunde stand er vor dem Küchenblock, hörte sich meinen Bericht an und rührte in einem Topf mit Risotto. Rosa lag zu seinen Füßen und lauerte darauf, dass etwas Essbares auf den Boden fiel.
    »Ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Das heißt, du nimmst die Testamentsvollstreckung an?«
    »Ja. Ich habe vorhin ans Nachlassgericht geschrieben. Theresa Lenhardt mag sich die Unschuld ihres Mannes nur eingeredet haben, trotzdem wird ihr bewusst gewesen sein, wie gering meine Chancen sind, ihre Version der Wahrheit beweisen zu können. Mit dem Erbe hat sie ihren letzten Joker ins Spiel gebracht …«
    »Mit dem Satz über deinen Bruder aber auch.«
    »Bevor ich diese Rena Velte kennengelernt habe, war ich überzeugt, dieser Satz sei eine Finte. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    »Hast du deshalb angenommen?«
    »Wenn ich ablehne, werde ich es nie herausfinden.«
    »Außerdem ist das Geld, das du dafür bekommst, auch nicht zu verachten. Das Geniale an diesem Testament ist, dass du deinen Anteil so oder so bekommst. Allerdings würdest du dir mit der Tierschutzvariante auch fünf Leute auf ewig zu Erzfeinden machen. Deckst du bitte schon mal den Tisch?« Er sah kurz auf und konzentrierte sich dann wieder aufs Rühren.
    Zu Beginn unserer Beziehung hatte ich einmal meine Version eines Risottos gekocht. Simons Meinung nach war lediglich ein Reisgericht dabei herausgekommen. Das Geheimnis liege im geduldigen Rühren. Geduld beim Kochen hatte noch nie zu meinen Stärken gezählt. Auch was unsere Einrichtungsstile betraf, hätten wir unterschiedlicher nicht sein können. Mir kam es auf Wärme, Gemütlichkeit und Farben an, während Simons Wohnung den Charme eines Rohbaus ausstrahlte. Der Fußboden war aus Beton, und Metallblech-Spinde mit Lüftungsöffnungen dienten als Schränke. Zum Glück hatte er sich auch für alte Ledersofas und Holztische entschieden. Nicht zu vergessen das bequeme Bett – andernfalls hätte ich gestreikt.
    Ich holte Teller, Besteck und Gläser aus einem Regal und verteilte alles auf dem Tisch. Dann zog ich aus dem offenen Wohnraum einen Sessel so nah heran, dass ich mich weiter mit Simon unterhalten konnte, während er rührte. Kaum hatte ich mich hineingekuschelt, gesellte Rosa sich zu mir.
    »Meinen Eltern habe ich übrigens nichts von diesem angeblich über Ben gefallenen Satz gesagt. Sie würden sich nur aufregen.«
    »Verstehe.« Simon legte den Kochlöffel für einen Moment beiseite, entkorkte eine Flasche Rotwein, goss zwei Gläser halb voll und reichte mir eines. »Probier mal. Den habe ich neu hereinbekommen.«
    Der erste Schluck schmeckte so gut, dass ich gleich noch einen nahm. »Mhm.«
    »Ist es eigentlich sinnvoll, diese Leute nächste Woche wieder alle zusammen zu dir zu bestellen?«, fragte Simon. »Wäre es nicht besser, sich jeden noch einmal einzeln vorzunehmen?«
    »Den Termin am Montag habe ich mehr pro forma ausgemacht. Ich glaube, die Sache wird sich übers Wochenende klären. Sie werden anrufen oder vorbeikommen und versuchen, allein mit mir zu sprechen.«
    Simon rührte Parmesan ins Risotto und zog den Topf von der heißen Platte. Dann füllte er die dampfende, köstlich duftende Masse in eine Schüssel und stellte sie auf den Tisch. Kaum hatte er sich gesetzt, saß auch schon Rosa neben seinem Stuhl.
    Er sah mit einem Lächeln zu ihr hinunter. »Rosa und ich plädieren für den Tierschutzverein. Stell dir nur mal vor, all das Geld würde für etwas Sinnvolleres ausgegeben als für Luxusautos, Swimmingpools und goldene Uhren.«
    »Simon, das ist ein Klischee.«
    »Stimmt, aber eines, das zig Leute leben.«
    »Wenn sie’s schön finden? Es ist ihr gutes Recht.«
    »Aber leben möchtest du so nicht. Oder etwa doch?«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Es gibt wunderschöne goldene Uhren. Und stell dir vor, du könntest morgens im eigenen Schwimmbad deine Bahnen ziehen und müsstest nicht erst zum Langwieder See fahren.« Ich schob mir einen Löffel Risotto in den Mund. Es schmeckte zum

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