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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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ist ziemlich ungesund. Meine Eltern sind auch selbstständig und arbeiten sehr viel, aber zumindest der Sonntag ist tabu.«
    »Was machen deine Eltern?«
    »Sie haben eine Schreinerwerkstatt, mein Vater macht die Handarbeit, meine Mutter das Büro. Solltest du mal ein Regal brauchen, lege ich ein gutes Wort für dich ein, die Warteliste ist nämlich ziemlich lang.«
    Funda war Balsam. Ich betete, dass sie der Arbeit bei und mit mir möglichst lange etwas würde abgewinnen können. Was immer ich dazu beitragen konnte, würde ich tun.
    Ich fand schnell einen Parkplatz in der kleinen Seitenstraße und reichte Funda einen der Overalls.
    »Woher weißt du eigentlich schon vorher, dass wir da drin einen Overall brauchen werden? Das Haus könnte doch auch sauber und ordentlich sein.«
    »Ich war letzten Mittwoch schon einmal kurz drin. Aus diesem Haus stammt die Waffe im Tresor. Außerdem erkennst du schon am Drumherum, wie es innen aussieht.«
    Wir standen vor einem grünen Dickicht, an das links und rechts gepflegte Vorgärten grenzten. Das Gartentor hatte sich aus der Angel gelöst. Der Weg, der zum Haus führte, war mit Brombeerranken zugewachsen. Ich schlang meine Haare zu einem Knoten und band mir ebenfalls ein Tuch um den Kopf.
    »Wie lange wohnt hier schon niemand mehr?«, fragte sie.
    »Der Besitzer ist vor sechs Wochen gestorben.«
    »Aber hier ist alles zugewachsen.« Sie sah sich irritiert um.
    »Brombeerranken sind sehr schnell. Aber sie werden sich schon vor seinem Tod hier ausgebreitet haben. Manche Menschen schaffen es irgendwann nicht mehr und lassen allem seinen Lauf.«
    Ich schloss die Tür auf und blieb im Eingang stehen. Die Luft roch trocken und abgestanden. »Bleib einfach hinter mir und achte auf die Spinnenweben«, riet ich Funda, die durch einen Blick in den Flur einen Vorgeschmack darauf bekam, was sie noch erwartete. Ich zog die Einmalhandschuhe über und steuerte den Wohnraum an.
    »Oje«, sagte Funda hinter mir.
    Wer noch nie in einem solchen Haus war, hatte vermutlich den Eindruck einer meterhohen Müllhalde. Aber das war es nicht. Ich hatte in den vergangenen Jahren viele ähnliche Räume gesehen. Inzwischen erkannte ich das System in der Unordnung. An der einzigen freien Stelle an dem über und über mit Zeitungen und ineinandergeschachtelten Tupperdosen zugestellten Tisch hatte der Mann immer gesessen. Ich zog die kleine Schublade heraus und fand darin Besteck und sein Gebiss. Die Sitzfläche des Stuhls war kaputt, er hatte ein Brett darübergelegt. Der gesamte Raum war mit überquellenden Kommoden und halbhohen Schränken zugestellt. Dazwischen führte ein schmaler Gang zum Fenster, auf der Fensterbank stand ein Schnurtelefon, davor ein Stuhl. Im gesamten Raum hingen Spinnweben.
    Funda zeigte nicht einmal einen Anflug von Ekel. »Warum hat er all das aufgehoben?«, wollte sie wissen.
    »Die Frage ist eher, warum er sich nicht davon trennen konnte.«
    Funda verharrte vor einer Vitrine voller Briefe. Sie waren bündelweise mit Kordel zusammengebunden. Ich hätte sie am liebsten eingesteckt.
    »Hier sieht es aus, als sei die Zeit stehen geblieben.« Sie hob den Deckel eines alten Nähtisches und deutete auf ein Fach mit altrosa Kleinteilen. »Was ist denn das?«
    »Das sind Ersatzstrumpfhalter. Vermutlich von seiner Frau oder seiner Mutter.«
    »Und wo willst du hier Wertsachen finden?«
    Ich sah mich konzentriert um und versuchte, ein Gefühl für die Ordnung dieses Mannes zu bekommen. Am Fußende des durchgelegenen Sofas, in das sich über die Jahre seine Körperkonturen eingegraben hatten, lag ein Stapel Decken. Ich hob sie an, zog einen flachen Pappkarton darunter hervor und öffnete ihn: Ausweis, Rentenbescheide, Versicherungsscheine – alles da. Nur keine Waffenbesitzkarte.
    Funda schaute mir über die Schulter. »Und das war’s jetzt?«
    »Nicht ganz. Jetzt müssen wir trotzdem noch in alle Schränke schauen. Oft finden sich dort noch Schmuck, Uhren und Waffen. Eine Waffe habe ich ja schon gefunden, aber es kann immer noch eine zweite auftauchen. Fang du auf dieser Seite an, ich gehe da rüber. Und halte Ausschau nach der Waffenbesitzkarte oder dem Waffenschein.«
    »Wo hast du die Walther PP überhaupt gefunden, wenn du nur mal kurz hier drin warst?«
    »In der Garage. Sie lag auf dem Dach seines Autos. Wieso auch immer.«
    »Wir hätten die Pistole mit hierher nehmen und die Polizei anrufen können.«
    »Hätten wir. Aber sollten wir unterwegs in eine Verkehrskontrolle geraten,

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