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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Christoph und Tilman geglaubt und die Sache nicht weiter verfolgt.« Sie schwieg einen Moment und machte ein Gesicht, als müsse sie die Gedanken in ihrem Kopf ordnen. »Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    »Ziemlich genau. Sie meinen, Ihr Mann könnte doch ein wenig recherchiert haben und zu dem Ergebnis gekommen sein, dass die Patientin tatsächlich von Christoph Angermeier belästigt worden war. Er könnte seinen Freund damit erpresst haben.«
    Sie atmete mit einem leisen Seufzer aus, als falle ihr ein Stein vom Herzen.
    »In dem Fall hätte Christoph Angermeier ein Motiv gehabt. Und …« Ich stützte die Ellenbogen auf den Tisch und beugte mich ein wenig vor. »Und er hätte alles so arrangieren können, dass sein Freund Fritz als Mörder dastand. Gab es privat Ärger zwischen den beiden? Oder Querelen am Institut? Es kommt schließlich nicht selten vor, dass Geschäftspartner zu Konkurrenten werden.«
    »Querelen gab es nicht gerade, aber Fritz war sehr viel konservativer als Christoph, der allen neuen Strömungen und Methoden gegenüber aufgeschlossener war … vielleicht auch experimentierfreudiger.«
    »Das Wort experimentierfreudig im Zusammenhang mit einem Kinderwunschinstitut finde ich ehrlich gesagt etwas irritierend«, sagte ich.
    »Was ich damit meine, ist, dass Christoph sich mehr traut. Fritz war immer eher den Statistiken und seinen Erfahrungen verhaftet. Wenn er die Chancen für eine Schwangerschaft als zu gering eingeschätzt hat, hat er den Paaren direkt abgeraten. Christoph ist jemand, der auch eine zweiprozentige Chance als eine reelle betrachtet, wenn er damit Geld verdienen kann. Darüber sind sich die beiden des Öfteren in die Haare geraten.« Sie strich sich eine hellblonde Locke aus der Stirn. »Wissen Sie, was mich in der Gerichtsverhandlung so verwundert hat? Es wurde ständig darauf herumgeritten, dass Fritz durch meinen Mann so viel Geld verloren hatte. Dabei war Geld Fritz gar nicht so wichtig. Ich habe mich oft gefragt, welches sein eigentliches Motiv für den Mord an meinem Mann war.«
    »Geld war ihm immerhin so wichtig, dass er sich an illegalen Aktienspekulationen beteiligt hat.«
    »Ich glaube, er ist da eher hineingerutscht. Er hat mitgemacht, weil ihm die Gewinne sozusagen auf dem Präsentierteller geliefert wurden. Er hätte sich aber nicht darum gerissen wie Tilman und Konstantin.«
    Ich schob meinen Teller zur Seite. Ich hatte keine einzige Nudel übrig gelassen. In meinem Magen trat allmählich Entspannung ein. Nicht so in meinem Nacken, er schmerzte immer mehr. Ich schlang meinen Pulli darum und hoffte auf die Wirkung von Wärme. »Kommen wir noch mal zurück zu Christoph Angermeier. Nach dem, was Sie mir erzählt haben, hätte er ein Motiv für den Mord haben können und darüber hinaus eines, seinen Freund Fritz aus dem Weg zu schaffen. Wobei ich Letzteres eher schwach finde. Um einen unliebsamen Geschäftspartner loszuwerden, gibt es andere Methoden. Was war mit seinem Alibi?«
    »Er hat ausgesagt, er habe geschlafen.«
    »Und seine Frau konnte das bezeugen?«
    »Die beiden haben getrennte Schlafzimmer.«
    »Also hatte er kein Alibi?«
    »Den Ermittlern von der Kripo zufolge hatte er kein erkennbares Motiv. Damit haben sie sich zufriedengegeben.«
    Wir sahen uns schweigend an.
    »Da gibt es noch etwas.« Sie schien einen inneren Kampf mit sich auszufechten und sich dann einen Ruck zu geben. »Tilman und Rena haben vor zehn Jahren ihren sechs Monate alten Sohn verloren. Er kam mit schwersten Behinderungen zur Welt, die auf eine Erbkrankheit zurückzuführen waren, die aus Tilmans Familie stammt. Das Risiko, dass ein zweites Kind auch davon betroffen sein würde, war extrem hoch. Aber sie wünschten sich noch ein Kind, ganz besonders Rena. Also haben sie damals beschlossen, sich an eine Klinik im Ausland zu wenden. Sie haben in Tschechien mehrere In-vitro-Fertilisationen durchführen und die befruchtete Eizelle zusätzlich per Präimplantationsdiagnostik untersuchen lassen. Es hat jedoch lange nicht geklappt mit einer Schwangerschaft. Rena war damals verzweifelt. Bis sie endlich das ersehnte Kind bekamen, einen Jungen. Der Kleine ist jetzt sieben.« Sie sah mich vielsagend an.
    »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Dass die beiden vielleicht gar nicht ins Ausland reisen mussten. Uns gegenüber haben sie das zwar behauptet, aber …«
    »Sie meinen, sie haben ein Kind adoptiert?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Rena hätte das sofort gemacht, sie hat es oft genug

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