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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Gegensatz. Schon nach einer anfänglichen Frage erzählte er über die ursprüngliche Heimat der Riesen, die Weite der Weltmeere, die Wunder und Rätsel, die sich Seefahrern zu offenbaren pflegten. Als er sich richtig ins Reden hineinsteigerte, pfiff der Atem in seinen beengten Lungenflügeln; aber bei ihm klangen selbst diese Laute der Mühsal wie eine Form der Kommunikation, wie eine Bemühung, eine wesentliche Aussage über die eigene Person zu machen. Seine Darlegungen waren ausgedehnt und voller Abschweifungen, voll mit den für Riesen typischen Umschreibungen bezüglich der ewigen Großartigkeit von Felsen und Meer; allmählich jedoch kam er auf die Sucher zu sprechen, und auf die Riesen, die sie anführten. Ankertau Seeträumers Rolle bedurfte keiner Erklärung mehr; seine Erd-Sicht wies den Suchern die Richtung. Und seine Stummheit, das ungeheuerliche Grauen, das ihm die Stimme genommen hatte, als wäre ihm durch den Versuch, das Geschaute zu schildern, die Kehle versiegelt worden, machte seinen Anspruch auf Teilnahme an der Suche, auf Beeinflussung ihres Verlaufs, nur um so nachhaltiger. Die Tatsache, daß er Seeträumers Bruder war, gab jedoch nicht den Grund für Grimme Blankehans' Anwesenheit ab. Das Riesen-Palaver hatte ihn hauptsächlich deshalb ausgesucht, weil man ihn wegen seiner Tüchtigkeit als Lotse und Kapitän kannte; er war der Schiffsmeister der Dromond Sternfahrers Schatz und fand Stolz im Stolz seines Schiffs. Was die Erste betraf, so war sie eine Schwertfechterin, zählte zu den wenigen Schwertkämpfern, die es unter der gegenwärtigen Generation von Riesen gab, die seit Jahrtausenden ein Kader solcher Kämpfer unterhielten, um ihren Nachbarn und Freunden im Notfall zu Hilfe kommen zu können. Sie war ausgewählt worden, weil man wußte, sie war so resolut wie Stein und so energisch wie die See – und weil sie jeden anderen interessierten Schwertkämpfer, um mit der Führung der Sucher betraut zu werden, hart und bis zum Nachgeben bedrängt hatte.
    »Aber warum?« hakte Covenant ein. »Warum lag ihr soviel an diesem Auftrag?«
    »Warum?« Pechnase grinste. »Nun, fürwahr, warum nicht? Sie ist Schwertfechterin und hat das Kämpfen gelernt. Sie weiß, so wie wir alle es wissen, daß jene Wunde in der Erde wachsen und die ganze Welt verschlingen wird, wenn niemand dagegen einschreitet. Und sie glaubt, daß das Übel bereits drüben in den Landen unserer Heimat wirksam ist, unruhige See und verdorbene Ernten hervorbringt. Und Krüppel.« In seinen Augen funkelte Heiterkeit, verwehrte es Covenant, ihn wegen seiner Mißgebildetheit zu bemitleiden.
    »Na schön.« Covenant unterdrückte die Verärgerung, die er stets empfand, wenn er jemandem begegnete, dessen Glück anscheinmäßig abgesondert war von den harten Tatsachen des Leids. »Nun zu dir. Weshalb bist du mitgeschickt worden?«
    »Ach, das ist kein großes Geheimnis. Jedes Schiff, wie stolz es auch sein mag, braucht einen Pechwart, und ich bin in der Kunst bewandert, sowohl Binsen wie auch Schiffsstein zu verpechen. Ferner gestattet's mir mein geringerer Wuchs, an Stellen meine Arbeit zu verrichten, an denen's anderen Riesen an Bewegungsfreiheit mangeln müßte. Und aus einem anderen Grund bin ich dabei, der schwerer wiegt als andere Erwägungen.« Er senkte die Stimme, sprach im Ton der Vertraulichkeit zu Covenant. »Ich bin der Gemahl unserer Ersten der Sucher.« Unwillkürlich sackte Covenant der Unterkiefer herab, während er den Riesen anstarrte. Im ersten Augenblick dachte er, Pechnase reiße einen ironischen Scherz. Aber der Humor des Riesen blieb ganz persönlicher Natur. »Für mich«, flüsterte er, so daß die Erste ihn nicht hören konnte, »ist sie Seidensommer Glanzlicht. Ich vermöchte es nicht zu ertragen, daß sie sich ohne mich auf eine solche Suche begibt.«
    Covenant schwieg, weil ihm keine angemessene Erwiderung einfiel. Ich bin der Gemahl ... Erinnerungen an Joan kamen ihm; aber als er versuchte, sich an ihr Gesicht zu entsinnen, sah er vor sich nur Bilder von Linden.
     
    Am Abend des dritten Tages der Gefährten in der Wasserkante lieh Linden sich Hollians Messer, um die Schiene von ihrem Bein zu entfernen. Ihre Begleiter schauten zu, wie sie probeweise das Knie beugte, dann den Fußknöchel bewegte. Man sah Regungen leichten Schmerzes in ihrem Gesicht, aber sie schenkte ihm keine Beachtung, konzentrierte sich vielmehr auf die innere Verfassung von Knochen und Gewebe. Einen Moment später entspannten sich ihre

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