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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Wirbeln seiner Gedanken eine gewisse Klarheit aufzuzwingen. »Nassic ist wegen uns umgebracht worden. Um zu verhindern, daß er im Steinhausen von uns erzählt. Oder daß er uns irgendwas verrät. Alle Teufel, dieser Fall stinkt nach Foul.«
    Linden hörte nicht zu; sie befand sich ganz im Griff ihrer eigenen Reaktion. »Kein Mensch macht so etwas.« Ihre Stimme klang verwaist, verwüstet von Furcht.
    Covenant hörte die Befremdung in ihrem inneren Aufbäumen; aber er konnte nicht an sich halten. Sein alter Zorn über die Opfer der Verächtlichkeit riß ihn mit. »Nur eine ganz besondere Art von Mörder kann ein heißes Messer hinterlassen«, knurrte er. »Foul hat viele Helfer dieser Sorte. Er ist ohne weiteres dazu fähig, Nassics Tod zu befehlen, um zu verhindern, daß wir zuviel Informationen erhalten. Oder um uns irgendwie zu manipulieren.«
    »Niemand tötet so. Zum Vergnügen.« Tiefe Erschütterung machte Lindens Ton ausdruckslos, ihr Gesicht dumpf. »So etwas tun Menschen nicht.«
    »Natürlich nicht.« Endlich bemerkte Covenant ihre Mitgenommenheit; aber die Zerbrechlichkeit von Nassics toten Gliedmaßen erbitterte ihn bis ins Mark seiner Knochen, und seine Entgegnung fiel dennoch heftig aus. »Wahrscheinlich hat er beschlossen, im Regen ein Nickerchen einzulegen, und das Messer ist zufällig vom Himmel auf ihn gefallen.«
    Doch Linden blieb für seinen Sarkasmus taub; sie war zu gründlich schockiert, um davon überhaupt Kenntnis zu nehmen. »Menschen töten aus Hunger. Aus Furcht.« Sie rang darum, sich wider das nicht wegzuleugnende Eisenmesser in ihrer Auffassung zu bestätigen. »Aufgrund irgendwelcher Bedrängnis. Weil irgendwer, irgend etwas sie zwingt.« Ihr Ton verschärfte sich, als wolle sie zu schreien anfangen. »Aber niemand hat daran Vergnügen.«
    »Doch.« Der Anblick von Lindens Zermürbung trieb Covenant an ihre Seite. Er versuchte, sich ihrer immer stärkeren Haltung des Verneinens entgegenzustellen. »Alle finden daran Vergnügen. Jeder hat Freude an der Macht. Aber die meisten Menschen können sich beherrschen. Weil sie diese Dinge gleichzeitig hassen. Dieser Mord hier unterscheidet sich nicht von anderen Morden. Bloß ist seine Genüßlichkeit weniger verhohlen.«
    Eine Anwandlung von Abscheu verzerrte Lindens Gesicht; seine Äußerungen, so hatte es den Anschein, fügten ihr Pein zu. Erneut befürchtete Covenant für einen Moment, ihr Geist werde zerbrechen. Doch dann hob sie ihren Blick langsam in sein Gesicht. Die Anstrengung, die es sie kostete, sich zusammenzunehmen, machte ihre Augen so düster, als seien sie blutunterlaufen. »Ich will ...« Ihre Stimme bebte; roh nötigte sie sie zur Gleichmäßigkeit. »Ich will den Schweinehund kennenlernen, der das getan hat. Um mich selber davon zu überzeugen.«
    Covenant nickte, knirschte in eigener schwarzer Wut vor sich hin. »Ich glaube, dazu werden Sie die Gelegenheit kriegen.« Auch ihm lag daran, Nassics Mörder kennenzulernen. »Es hat keinen Zweck, daß wir nur versuchen, Foul zu durchschauen. Er weiß mehr als wir. Und hier können wir nicht bleiben. Aber jetzt haben wir unseren einzigen Kontakt verloren – die einzige Möglichkeit zu erfahren, was eigentlich los ist. Also müssen wir nun allein nach Steinhausen Mithil. Da der Mörder uns hier nicht angegriffen hat« – diese Äußerung fügte er grimmig hinzu – »wartet er wahrscheinlich im Dorf auf uns.«
    Für ein ausgedehntes Weilchen blieb Linden vollständig reglos, sammelte anscheinend all ihre Kräfte. »Dann wollen wir gehen«, sagte sie zu guter Letzt mit gepreßter Stimme.
    Covenant zögerte nicht. Nassic war nicht einmal die Würde eines anständigen, raschen Todes zugestanden worden. Covenant stapfte, Linden an seiner Seite, hinaus in die Nacht.
    Doch trotz der Empörung in seinem Innern gestattete sich Covenant keine überstürzte Hast. Die Sterne verstrahlten nicht gerade ein Übermaß an Licht; und die Talsohle war vom Regen schlickig und schlüpfrig. Der Weg zum Steinhausen Mithil war riskant. Covenant hatte nicht die Absicht, durch reine Unachtsamkeit zu Schaden zu kommen.
    Er hielt sich unbeirrt talwärts; und am Ende des Tals folgte er dem Lauf des Bachs in einen gewundenen, mit nahezu senkrechten Wänden versehenen Einschnitt des Geländes, dann wandte er sich in eine Felsspalte, die im rechten Winkel vom Bach fort und abwärts führte. Die Felsspalte war eng und schwer begehbar, in der lediglich vom Sternenschein durchdrungenen Finsternis eine

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