Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ist unschuldig .« Selbst in den eigenen Ohren klang Covenants Stimme wüst, doch das war ihm gleichgültig. »Der Wütrich hat sich seiner nur unseretwegen bedient. Ich werde nicht zulassen, daß er für so was bestraft wird. Gottverdammt noch mal!« Er packte Sunder grob am Wams. »Führ uns hin! An meinen Händen klebt schon viel zuviel Blut.«
    »Du verstehst nicht«, sagte der Steinmeister leise und in bemühtem Tonfall, als habe er gerade eine entscheidende, furchtbare Wahrheit erkannt, »was das Sonnenübel ist.«
    »Dann erklär's mir! Vor was fürchtest du dich so?«
    »Wir würden das gleiche Schicksal wie Marid erleiden!«
    »Es ist ihm ernst«, sagte Linden, die hinter Sunder stand. »Er glaubt, daß uns Schreckliches zustoßen muß, sobald die Sonne aufgeht.«
    Mit einer inneren Anstrengung nötigte sich Covenant zum Ablassen von Sunders Wams. Er wandte sich an Linden, mäßigte seine Stimme, um sich zu ruhigem Sprechen zu zwingen. »Was meinen Sie?«
    Zunächst schwieg Linden. »Ich habe Ihnen nicht geglaubt, als Sie behaupteten, Joan sei besessen. Aber den Wütrich habe ich selbst bemerkt. Und ich habe Marid danach gesehen. Der Wütrich war fort.« Sie entließ jedes Wort mit sorgfältiger Betonung in die Nachtluft. »Falls Sie's vorziehen, bei Sunder zu bleiben, gehe ich Marid allein suchen.«
    »Himmel und Erde!« begehrte Sunder auf. »Habe ich nur an meiner Dorfgemeinschaft Verrat geübt, damit ihr euch für einen Menschen ins Verderben stürzt, der nicht mehr zu retten ist?! Wenn ihr nur einen falschen Schritt macht, werdet ihr so enden, daß ihr gar die Steine um den Tod anfleht.«
    Covenant spähte durch die Düsternis dorthin, wo Linden stand, fand in ihrer Gegenwart Mut. »Er war dein Freund«, gab er Sunder gedämpft zur Antwort.
    »Ihr seid wahnsinnig!« schimpfte Sunder. »So wie mein Vater Nassic ein Wahnsinniger war.« Er griff sich einen Stein und schleuderte ihn auf die Böschung des Ufers. »Und auch ich bin vom Wahnsinn befallen.« Dann wirbelte er wieder zu Covenant herum. »Nun wohl.« Zorn pochte in seiner Stimme mit. »Ich werde euch führen. Aber ich werde nicht ...« – seine Faust drosch hinaus in die Nacht – »das Unheil des Sonnenübels auf mich nehmen, für keinen Mann und kein Weib, ob im Geiste gesund oder irrsinnig.« Mit einem Ruck setzte er sich in Bewegung, drehte sich um und kletterte aus dem Flußbett.
    Covenant schaute unverändert Linden an. Er wollte ihr für ihre Unterstützung danken, ihre Bereitschaft, aus Rücksicht auf Marids Unschuld die eigene Sicherheit zu riskieren. Doch sie stapfte brüsk an ihm vorbei und Sunder hinterdrein. »Kommen Sie«, sagte sie über die Schulter. »Wir müssen uns beeilen. Was es auch ist, wovor er solchen Bammel hat, ich habe das Gefühl, mir wird's auch nicht besonders gefallen.«
    Covenant beobachtete sie, wie sie das Ufer erklomm. So enden, daß ihr gar die Steine ... Er schabte sich mit der rechten Hand am Kinn, überzeugte sich mit den harschen Bartstoppeln vom Vorhandensein seines Rings. Dann bot er all seine verminderten Kräfte auf und unterzog sich der Mühsal, seinen beiden Begleitern zu folgen.
    Auf flachen Untergrund gelangt, fand er sich in einer völlig anderen Landschaft wieder. Abgesehen vom unregelmäßigen Geschlängel des Mithil-Flußbetts, waren die Ebenen nahezu ganz ohne Charakteristika. Sie dehnten sich nach Norden und Westen aus, so weit er zu sehen vermochte, lediglich gekennzeichnet durch die schwache Gewelltheit des Geländes, ansonsten jedoch sogar ohne Gesträuch oder auch nur Anhäufungen von Felsen. Der Schein des mittlerweile niedrigstehenden Mondes verlieh ihnen ein Aussehen gespenstischer Unfruchtbarkeit, als wären sie durch ganze Zeitalter ungelöschten und unlöschbaren Durstes zu vollständiger Ausgedörrtheit verwittert.
    Sunder eilte beinahe im Laufschritt in leicht nordöstlicher Richtung voraus, ungefähr parallel zu den Bergen, die so still im Osten lagen. Aber Covenant konnte diese Schnelligkeit nicht mitmachen. Und er verstand die Furcht nicht, die ihren Führer so antrieb. Er rief Sunder an, langsamer zu gehen. Der Steinmeister fuhr herum. »Wir haben keine Zeit.«
    »Dann gibt's ja auch keinen Grund, sich dermaßen abzustrampeln.«
    Sunder stieß einen Fluch aus und setzte den Weg fort. Doch trotz seiner nahezu panikartigen Unruhe lief er nunmehr nicht schneller als auf einem flotten Spaziergang. Etwas später sank der Mond hinter den Horizont. Aber das kärgliche Licht der

Weitere Kostenlose Bücher