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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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seiner Beschreibung des Besitzes hatte Philipp Miller eher noch untertrieben. Das Ganze ist wie ein Traum aus Tausendundeiner Nacht. Derartiges sieht man sonst nur im Film, in aufwendigen Superproduktionen, wo Geld keine Rolle spielt.
    Die Köchin, das Zimmermädchen und der Gärtner beeilen sich, ihre armseligen zwei Koffer nach oben zu tragen und ihnen anschließend die Räumlichkeiten zu zeigen. Mobiliar und Ausstattung sind von geradezu unvorstellbarem Luxus. Bei jedem neuen Zimmer pfeift Tommy unwillkürlich durch die Zähne und ruft: »Kate, hast du das gesehen? Aber nun sieh dir das bloß an!«
    Der kleine Bob ist vor Begeisterung ganz außer sich. Er fühlt sich wie im Himmel. Nur Kate stimmt nicht mit ein.
    »Tommy, ich habe Angst«, flüstert sie ihrem Mann zu.
    »Angst wovor? Das ist doch lächerlich! Ich habe noch nie ein Haus gesehen, das so heiter und fröhlich wirkt!«
    Und zu dem Zimmermädchen gewandt sagt er: »Kommen Sie doch bitte mal etwas näher. Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Mr. Miller hat uns vor drei Monaten eingestellt.«
    »Und haben Sie in diesen drei Monaten ein Gespenst mit einem weißen Laken gesehen? Oder das Rasseln von Ketten gehört?«
    »Nein, Sir. Alles war vollkommen normal.«
    »Siehst du, Kate! Nun mach nicht so ein Gesicht, sondern lächle wieder! Du hast allen Grund dazu. Wir werden ein Jahr lang wie die Milliardäre leben, und dafür werden wir auch noch bezahlt!«
    Doch während ihr Mann freudestrahlend durch die riesigen Räume eilt, die zum Park und dem Privatstrand hinausgehen, entfährt Kate Robertson ein tiefer Seufzer. Sie weiß, daß dieses Haus mit oder ohne Gespenst eine ernsthafte Gefahr birgt...
     
    Es ist der 6. April 1980. Seit elf Monaten wohnen die Robertsons in der Villa, und es scheint, als habe Tommy tatsächlich recht gehabt. Nichts, absolut nichts ist geschehen, kein Türenknarren, kein seltsamer Windhauch war zu vernehmen. Ganz im Gegenteil, es war ein Leben wie im Paradies!
    Aber alles hat einmal ein Ende. In einem Monat läuft ihr
    Vertrag aus, und dann werden sie abreisen. Und inzwischen geben sich die Interessenten für die Villa die Klinke in die Hand. Wie Philipp Miller angeordnet hat, müssen die Robertsons all diesen Leuten gegenüber ihr strahlendstes Lächeln aufsetzen und gewissermaßen wie das Glück in Person erscheinen.
    An diesem 6. April hat Kate Robertson soeben einem reichen New Yorker Ehepaar die siebzehn Zimmer, den Park und den Privatstrand gezeigt. Als sie damit fertig ist, nimmt die Dame sie beiseite.
    »Sagen Sie, Madam, ist in diesem Haus nicht ein schreckliches Drama passiert?«
    »Ja, aber warum fragen Sie mich danach?«
    »Nun, ich habe gehört... also, es heißt, auf dem Haus liege ein Fluch.«
    »Aber das ist doch absurd! Glauben Sie etwa, mein Mann, mein Sohn und ich würden hier wohnen, wenn das der Fall wäre?«
    »Nein, natürlich nicht. Es war dumm von mir, daß ich daran nicht gedacht habe. Ich glaube, ich werde alles tun, um meinen Mann zum Kauf zu überreden.«
    In diesem Moment geschieht etwas völlig Unerwartetes. Der sechsjährige Bob kommt ins Zimmer gerannt, wirft sich auf die Dame und attackiert sie heftig mit seinen kleinen Fäusten.
    »Geh weg, geh weg, du böse Frau!« ruft er dazu.
    Fassungslos versucht Kate Robertson, ihren Sohn zu bändigen.
    »Hör sofort damit auf! Was ist denn in dich gefahren? Bist du verrückt?«
    Bob beginnt zu weinen.
    »Ich will nicht, daß die Dame hier wohnt! Ich will nicht, daß wir hier weggehen! Und ich will nicht dahin zurück, wo wir früher waren. Da war es überhaupt nicht schön. Hier ist es viel schöner. Ich will hierbleiben. Geh weg, du böse Frau!«
    Schließlich gelingt es Kate, ihren Sohn zu beruhigen. Doch nachdem sie ihn abends zu Bett gebracht hat, kommt es erstmals zu einem ernsthaften Streit mit ihrem Mann.
    »Tommy, das, was ich befürchtet habe, ist eingetreten. Bob wird nicht damit fertig, wieder so leben zu müssen wie zuvor. Bist du dir überhaupt darüber klar, was es heißt, nach diesem Traum hier in unsere Zweizimmerwohnung zurückkehren zu müssen? Das kann man einem Kind nicht zumuten! Dein Mr. Miller hat das genau gewußt, und trotzdem hat er keinen Moment gezögert, seinen Plan auszuführen. Es war einfach unanständig von ihm!«
    Tommy Robertson zuckt die Schultern: »Und was ist mit dem vielen Geld, das wir dabei verdient haben?«
    »Wir brauchten die hundertfache Summe, um etwas Ähnliches zu kaufen. Sicher, wir können uns jetzt eine

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