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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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hinters Steuer, ln den zwanzig Jahren seiner Amtsausübung ist er noch nie mit einem derartigen Drama konfrontiert worden. Vor wenigen Minuten hat ihn ein Telefonanruf aus dem Schlaf gerissen: »Hier ist Nathaniel Albee. Mein Vater und meine Mutter sind ermordet worden. Kommen Sie schnell!«
    Die Eltern von Nathaniel Albee! Der Sheriff kann es nicht glauben. Mr. und Mrs. Albee gehören zu den angesehensten Persönlichkeiten der kleinen Stadt. Mr. Albee ist Notar und gilt in der ganzen Gegend als geradezu sagenhaft reich, obwohl er nur ein bescheidenes Häuschen bewohnt, was in seinem ebenso sagenhaften Geiz begründet ist.
    Während er mit heulender Sirene durch die verlassenen Straßen rast, sieht der Sheriff die wohlvertraute Erscheinung des Notars vor Augen: die aufrechte und ein wenig steife Silhouette, die grauen Haare, die runden, in einem einfachen Metallgestell gefaßten Brillengläser. Kann es wirklich sein, daß dieser Mann ermordet wurde?
    Und Mrs. Albee, diese reizlose kleine Frau, die bei allen Geselligkeiten und Wohltätigkeitsveranstaltungen stets am lautesten die Stimme erhob, sie soll ebenfalls getötet worden sein? Wenn das wirklich so ist, wird Foxville in seinen Grundfesten erschüttert werden!
    Ein paar Minuten später kann sich Hopkins von der schrecklichen Wahrheit selbst überzeugen. Der Mord hat im Schlafzimmer der Albees stattgefunden, im ersten Stock ihres Hauses. Die leblosen Körper auf dem Bett bieten einen schrecklichen Anblick: Beide sind sowohl durch Messerstiche als auch durch Hammerschläge getötet worden. Mrs. Albee hat überall tiefe Wunden, von denen einige zweifellos tödlich waren. Mr. Albees Leichnam ist noch schlimmer zugerichtet. Was ist aus dieser eleganten Erscheinung, aus den strengen Gesichtszügen mit dem grauen Haar und den runden Brillengläsern geworden?
    Zusammengekrümmt liegt er jetzt da. mit eingeschlagenem, zermalmtem Schädel.
    Gary Hopkins dreht sich um. Zwei junge Leute stehen reglos und stumm an der Türschwelle. Nathaniel Albee, ein Student von einundzwanzig Jahren, hat offenbar in aller Eile eine rosafarbene Jeans und ein buntgemustertes Hemd übergestreift, was ebenso deplaziert wie tragisch wirkt. Er ist groß, sehr groß sogar, dunkelhaarig und mager.
    Das junge Mädchen neben ihm ist seine Zwillingsschwester Samantha. Sie fröstelt sichtlich in ihrem Nachthemd. Im Gegensatz zu ihrem Bruder ist sie sehr klein.
    Der Sheriff geht auf sie zu und nimmt sie beim Arm. Wie die meisten Leute in Foxville weiß auch er, daß das Mädchen seelisch sehr labil ist. Sie hat einige Zeit unter einer schweren Depression gelitten und mußte in einer Nervenklinik behandelt werden. Erst vor einer Woche ist sie dort entlassen worden.
    »Kommen Sie, Miss«, sagt Hopkins. »Sie sollten nicht länger hierbleiben.«
    Samanthas Stimme klingt seltsam tonlos, als sie sagt: »Ich will wissen, wer...«
    »Deshalb bin ich ja hier, und ich werde es herausfinden, das schwöre ich.«
    Nachdem er Samantha Albee in ihr Zimmer zurückgebracht hat, wendet sich der Sheriff an Nathaniel: »Entschuldigen Sie, Mr. Albee, aber sind Sie in der Verfassung, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
    »Ja. Und ich habe Ihnen Verschiedenes zu sagen.«
    »Haben Sie denn die Mörder gesehen?«
    »Nicht richtig...«
    Die beiden Männer verlassen den schrecklichen Ort des Geschehens und gehen nach unten in den Salon.
    »Also, was ist passiert, Mr. Albee?«
    Der großgewachsene junge Mann krümmt sich zusammen und schüttelt sein braunes Haar.
    »Ich hatte geschlafen. Dann hörte ich ein Geräusch im Zimmer meiner Eltern und wollte hineingehen. Dabei stieß ich mit zwei Männern zusammen, die gerade flüchten wollten. Sie warfen mich zu Boden, und bis ich ihnen nachlaufen konnte, waren sie schon geflohen. Als ich ins Zimmer meiner Eltern kam, entdeckte ich... was Sie gerade gesehen haben.«
    »Können Sie eine Personenbeschreibung geben?«
    »Es handelte sich um einen Weißen und einen Neger. Das habe ich nur an ihren Händen erkannt, denn sie trugen Strumpfmasken.«
    »Und auf welche Weise sind sie entkommen?«
    »Sie sind durch die Tür geflohen.«
    Der Sheriff denkt nach, während Nathaniel Albee das Gesicht in den Händen verbirgt und von trockenen Schluchzern geschüttelt wird.
    Sheriff Hopkins verspürt auf einmal ein heftiges Unbehagen. Er wünscht sich, daß diese Geschichte einen Sinn ergibt, aber eben das ist nicht der Fall. Bei zwei Männern in Strumpfmasken denkt man sofort an professionelle

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