Das verwunschene Haus
getötet!« Sheriff Hopkins unterbricht diesen Dialog zwischen den Geschwistern: »Was können Sie nicht. Miss?«
»Ich kann den Plan nicht ausführen, den Nathaniel und ich uns ausgedacht haben. Ich sollte mich für schuldig erklären und so tun, als wäre ich geistesgestört, falls die Version mit den Einbrechern nicht stichhaltig genug ist. Aber ich will nicht den Rest meines Lebens unter Verrückten verbringen!«
»Willst du etwa lieber sterben, du Dummkopf?«
»Ich will lieber die Wahrheit sagen. Nathaniel. Es ist stärker als ich: Ich muß jetzt alles erzählen.«
Samantha Albee beginnt zu erzählen, was in Wirklichkeit geschehen ist, und Sheriff Hopkins blickt in einen immer tieferen Abgrund des Schreckens...
»Nathaniel und ich haben meine Eltern gemeinsam getötet. Er hat die Tat ausgeführt, und ich habe die beiden festgehalten.«
Nathaniel Albee ist auf dem Sofa zusammengesunken und wird von nervösen Zuckungen geschüttelt.
Seine Schwester fährt fort: »Wir hatten keine andere Wahl.« Gary Hopkins ist bleich geworden.
»Keine andere Wahl? Sie wagen es, so etwas zu sagen?«
»Es ging nicht anders... Als ich heute zu Bett gehen wollte, entdeckte ich, daß mein Sekretär geöffnet worden war. Ich sah in den Schubläden nach und stellte fest, daß eines meiner alten Schulhefte fehlte. Dann ging ich zu Nathaniel, um ihn zu fragen, ob er es gewesen sei. doch er war es nicht. Es waren meine Eltern. Wir liefen zu ihrem Schlafzimmer, und da hörten wir einen Schrei von meiner Mutter. Sie hatte angefangen, darin zu lesen. In dem Moment, wo ich ihr Zimmer betrat, warfen sich meine Eltern auf mich wie wilde Tiere. Sie wollten mich umbringen. Nathaniel rannte nach unten in die Küche und holte das Messer und den Hammer, und dann haben wir es getan. Es mußte sein! Sie hatten geschrieen, sie würden der ganzen Welt die Wahrheit enthüllen!«
Samantha Albee schweigt erschöpft. Der Sheriff packt sie an den Schultern und schüttelt sie.
»Was stand in dem Schulheft? Was war so schrecklich, daß Sie Ihren Vater und Ihre Mutter umbringen mußten?« Samantha antwortet nicht. Doch jetzt ergreift Nathaniel Albee das Wort. Er wirkt auf einmal ganz ruhig.
»In dem Schulheft ist ein Ereignis beschrieben, das fünfzehn Jahre zurückliegt. Samantha und ich waren damals sechs. Wir hatten einander sehr lieb und waren sehr glücklich zusammen. Warum also mußten unsere Eltern noch einen kleinen Bruder in die Welt setzen? Wir haßten ihn von seiner Geburt an, und ein paar Tage danach schworen wir uns, ihn zu töten. Es gibt viele Kinder, die so einen Neuankömmling am liebsten umbringen würden, aber wir haben es in die Tat umgesetzt. Wir erstickten ihn mit seinem Kissen, als er in der Wiege lag. Damit es auch wirklich unser gemeinsames Verbrechen war, hielt jeder von uns eine Seite des Kissen. Unsere Eltern glaubten an einen Unfall und der Arzt ebenfalls...«
Die Geschwister Albee mußten sich für ihre Tat niemals verantworten, denn es kam zu keiner Verhaftung. Sie hatten einen letzten Ausweg gewählt, für den Fall, daß alle anderen versagen würden.
In dem Moment, wo sie ein paar persönliche Sachen zusammenpacken sollten, gelang es jedem von ihnen, eine Zyankalikapsel zu schlucken, die sie schon bereitgehalten hatten. Damit hatte die Tragödie ihr definitives Ende gefunden. Im Haus der so angesehenen Familie Albee gab es vier Tote und darüber hinaus das Gespenst eines unschuldigen kleinen Wesens, das vor fünfzehn Jahren ermordet worden war.
Sheriff Hopkins rief seine Männer, und als sie am Schauplatz des Geschehens eintrafen, stieg er in seinen Wagen und fuhr langsam los. Er überließ es seinen Mitarbeitern, nach dem Hauptindiz des Verbrechens zu suchen, dem Schlüssel für das furchtbare Drama: ein altes Schulheft, das in einer Kinderschrift vollgeschrieben und überall mit Blut beschmiert war. Er selbst hätte es nicht einmal berühren können, geschweige denn öffnen und darin lesen. Dazu wäre er niemals imstande gewesen!
Das Gesetz der Wüste
Hachem Kabir durchschreitet die Ruinen von Palmyra, der in der Syrischen Wüste gelegenen antiken Stadt, ganz in der Nähe von Damaskus.
Es ist eine klare Vollmondnacht. Hachem Kabir bewegt sich langsam vorwärts. Er hat keinen Blick für das zugleich majestätisch und romantisch wirkende Dekor, das ihn umgibt. Schließlich ist er kein Tourist, und es hat einen anderen Grund, daß er sich in dieser Nacht des 16. Oktober 1955 in den Ruinen von Palmyra
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