Das vielfarbene Land
solange in der Exil-Welt noch ein goldener Ring übrig ist.«
Danke, Richard«, sagte Martha und lächelte ihm zu. Für seinen immer noch verschleierten Blick war sie schön, und es war sehr gut zwischen ihnen gewesen. »Ich war mir nicht sicher, ob du wirklich wolltest«, bekannte er. »Ich hatte Angst, dich ... dich zu verletzen.« Ihr leises Lachen beruhigte ihn. »Ich bin nicht völlig ruiniert, obwohl schon starke Männer beim Anblick meines kleinen weißen Körpers erblaßt sind. Die vierte Geburt war ein Kaiserschnitt, und diese Esel hatten noch nie von einem Querschnitt gehört. Bei denen hieß es, den Bauch von oben nach unten aufzuschlitzen, das kostbare Kind packen und her mit Catgut und Stopfnadel. Die Wunde ist nicht richtig verheilt. Eine fünfte Schwangerschaft wäre wahrscheinlich mein Ende gewesen.«
»Die dreckigen Schweine! Kein Wunder, daß du .... ah ... tut mir sehr leid. Sicher möchtest du nicht darüber sprechen.«
»Es macht mir nichts aus. Jetzt nicht mehr. Weißt du was? Du bist der erste Mann nach ihnen. Bisher habe ich nicht einmal den Gedanken daran ertragen können.«
»Aber Steffi ...«, begann er zögernd.
»Ein Leber, guter Freund. Wir liebten uns, Richard, und er sorgte monatelang für mich, als es mir sehr schlecht ging, gerade als wäre ich seine kleine Schwester. Er fehlt mir furchtbar. Aber ich bin so froh, daß du hier bist. Auf dem ganzen Weg durch diesen gräßlichen Wald habe ich dich beobachtet. Du bist ein guter Navigator, Richard. Du bist ein guter Mann. Ich hoffte, du würdest dich von mir nicht... abgestoßen fühlen.«
Er zog sich in sitzende Stellung hoch und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen großen warmen Steinblock. Sie lag wieder auf dem Bauch, das Kinn auf den gefalteten Händen. Wenn ihr narbiger Bauch und ihre erbarmungswürdig geschrumpften Brüste nicht zu sehen waren, wirkte sie fast normal. Aber ihre Rippen und Schulterblätter standen hervor, und ihre Haut hatte eine Durchsichtigkeit, die zu viele der blauen Blutgefäße darunter enthüllte. Schmierige Flecken zogen sich um ihre Augen. Die Lippen, mit denen sie ihn immer noch anlächelte, waren eher purpurn als rosa. Aber sie hatte ihn mit wundersamer Leidenschaft geliebt, dieses Wrack einer schönen Frau, und als etwas in ihm sagte: Sie wird sterben, zog sich sein Herz in einem noch nie erlebten Schmerz zusammen.
»Warum bist du hier, Richard?« fragte sie. und ohne zu wissen, warum, erzählte er ihr die ganze Geschichte. Er ließ nichts aus die dumme Rivalität zwischen den Geschwistern, die gierigen Manöver und Betrügereien, die ihn zum Herrn seines eigenen Sternenschiffes gemacht hatten, die mit Reichtum und Prestige belohnte Gewissenlosigkeit, und zum Schluß das Verbrechen und seine Bestrafung.
»Ich hätte es mir denken können«, sagte sie. »Wir haben vieles gemeinsam, du und ich.«
Sie war zweite leitende Ingenieurin auf Manapouri, einem der beiden »Neu-Seeland«-Planeten, gewesen, wo ausgedehnter Bergbau unter dem Meeresboden einen wichtigen Teil der Wirtschaft darstellte. Ein Vertrag war für die Sigmafeld-Energiekuppel einer neuen Stadt abgeschlossen worden, die sechs Kilometer unterhalb des südlichen Polarmeers dieses Planeten gebaut werden sollte. Eine Firma der Alten Welt schickte Leute, die den Kuppelgenerator installierten. Jeder Bauabschnitt mußte von Martha und ihren Mitarbeitern persönlich inspiziert werden. Sie hatte nahezu sechs Monate mit den außerplanetaren Technikern zusammengearbeitet, und der Projektleiter war ihr Liebhaber geworden. Der Generator-Komplex war zu drei Vierteln fertig, da machte Martha eine Entdeckung. Der Unternehmer hatte, weil eine Lieferung von der Erde verlorengegangen war, anstelle bestimmter Bauteile einen Ersatz verwendet. Die neuen Teile hatten dreiundneunzig Prozent der Qualität, die in den Original-Spezifikationen verlangt wurde. und jeder wußte, wie lächerlich hoch diese Anforderungen waren, denn Manapouri hatte anfangs unter Aufsicht der pingeligen Krondaku gestanden. Ihr Liebhaber hatte sie angefleht. Das Ding zu demontieren und die verlangten Teile einzubauen, würde die Firma Monate kosten, das Projekt unrentabel machen und ihm persönlich wahrscheinlich die Kündigung eintragen, denn er hatte den Austausch genehmigt. Dreiundneunzig Prozent! Der Kuppelgenerator würde alles überstehen, was nicht gerade eine tektonische Katastrophe Klasse vier war. Auf dieser krustenstabilen Welt war die Wahrscheinlichkeit dafür eins zu
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