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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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fragte Preston. Der alte Mann runzelte die Stirn.
    »Nicht viel. Alles ging in Bausch und Bogen weg. Oh, ich erinnere mich an ein Fotoalbum. Es hatte keinen Verkaufswert. Ich glaube, ich habe es Mr. Van Rensberg gegeben.«
    »Wer war er?«
    »Der Lehrer«, fiel der Sohn ein. »Ich ging bei ihm in die Schule, bis ich nach Merensky kam. Er leitete die alte Gemeindeschule, ehe die Elementarschule gebaut wurde. Dann ging er in Pension, hier in Duiwelskloof.«
    »Lebt er noch?«
    »Nein, er ist vor etwa zehn Jahren gestorben«, sagte der alte Benson. »Ich war bei der Beerdigung.«
    »Aber er hatte eine Tochter«, schaltete sein Sohn sich wieder ein. »Cissy. Sie war mit mir in der Merensky-Schule. Muß mein Jahrgang sein.«
    »Wissen Sie, was aus ihr geworden ist?«
    »Sicher. Sie ist längst verheiratet. Mit einem Sägewerksbesitzer draußen an der Straße nach Tzaneen.«
    »Eine letzte Frage«, wandte Preston sich an den Senior. »Warum wurde der ganze Besitz verkauft? Wollte ihn der Sohn nicht haben?«
    »Offenbar nicht. Er lag damals im Wynberg-Lazarett. Er hat mir ein Telegramm geschickt. Ich bekam seine Adresse von den Militärbehörden, und sie beglaubigten auch seine Identität. In dem Telegramm bat er mich, den gesamten Besitz zu veräußern und das Geld telegrafisch an ihn zu überweisen.«
    »Ist er denn nicht zur Beerdigung gekommen?«
    »Dazu war keine Zeit. Im Januar ist in Südafrika Hochsommer. Leichenhäuser gab es damals kaum. Die Toten mußten unverzüglich beerdigt werden. Ich glaube sogar, er ist überhaupt nie wieder hierhergekommen. Verständlich. Zu wem hätte er auch kommen sollen.«
    »Wo liegt Laurens Marais begraben?«
    »Auf dem Friedhof droben auf dem Hügel«, sagte Benson senior. »Ist das alles? Dann gehe ich jetzt zum Lunch.«
    Das Klima ist östlich und westlich der Berge von Duiwelskloof grundverschieden. Westlich des Höhenzugs, in Mootseki, fallen pro Jahr durchschnittlich fünfzig Zentimeter Regen. Auf der Ostseite stauen sich die schweren Wolken, die vom Indischen Ozean herkommen, über Mozambique und den Krüger-Nationalpark ziehen und gegen die Berge prallen, deren Osthänge von der vierfachen Regenmenge getränkt werden. Den Haupterwerbszweig bilden hier die Eukalyptuswälder. Nachdem sie zehn Kilometer auf der Straße nach Tzaneen gefahren waren, fanden Viljoen und Preston die Sägemühle von Mr. du Plessis. Seine Frau, die Lehrerstochter, öffnete ihnen. Sie war eine rundliche Person um die Fünfzig, mit Apfelbäckchen und mit Mehl an Händen und Schürze. Sie war gerade beim Backen.
    Sie hörte sich aufmerksam an, worum es ging, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Ich weiß noch, daß mein Vater zur Farm hinausging und mit Marais Schach spielte, als ich noch ein kleines Mädchen war«, sagte sie. »Es muß um 1944/45 gewesen sein. Ich erinnere mich auch an die Elfenbeinfiguren, aber nicht an das Album.«
    »Haben Sie Ihren Vater nicht beerbt, als er starb?« fragte Preston.
    »Nein«, sagte Mrs. du Plessis. »Wissen Sie, meine Mutter starb 1955, und Daddy blieb allein zurück. Ich führte ihm bis zu meiner Heirat 1958 den Haushalt. Damals war ich dreiundzwanzig. Danach kam er gar nicht mehr zurecht. Sein Haus war immer in einem schrecklichen Zustand. Ich ging anfangs immer noch zu ihm, um für ihn zu kochen und aufzuräumen. Aber als die Kinder kamen, wurde es zuviel.
    Dann starb im Jahr 1960 der Mann meiner Tante, Vaters Schwester, und auch sie blieb allein zurück. Sie hatte in Pietersburg gewohnt. Es lag nahe, daß sie zu meinem Vater zog und für ihn sorgte. Das tat sie auch. Ich bat meinen Vater, alles ihr zu hinterlassen - das Haus, die Möbel und so weiter.« - »Was wurde aus der Tante?« fragte Preston.
    »Oh, sie wohnt noch immer dort. Es ist ein bescheidener Bungalow direkt hinter dem Gasthof in Duiwelskloof.«
    Mrs. du Plessis fuhr mit ihnen hin. Die Tante, Mrs. Winter, war zu Hause: ein fröhlicher Spatz von einer Frau, mit blaugetöntem Haar. Nachdem sie ihren Besuchern zugehört hatte, ging sie zu einem Schrank und holte eine flache Schachtel heraus.
    »Der arme Joop hat immer so gern damit gespielt«, sagte sie. Es war das Schachspiel aus Elfenbein. »Haben Sie danach gesucht?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Preston, »ich suche das Fotoalbum.«
    Sie überlegte.
    »Auf dem Dachboden ist noch eine Kiste mit altem Zeug«, sagte sie. »Ich hab' sie nach dem Tod meines Bruders hinaufgeschafft. Nur Papiere und Sachen aus seiner Lehrerzeit.«
    Andries Viljoen stieg auf

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