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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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Pfeffer-Farm in der Wüste Negev groß und sind glücklich.« In einem Jahr wäre seine Dienstzeit sowieso vorbei. Das würde großartig werden. Es ist großartig. Das ist die Lösung, für alles. Nadav darf viele Sachen zu mir sagen, ich lasse ihn, weil er mein erster Freund ist, oder weil er Offizier ist. Aber dann lache ich und sage, ich hätte nur Spaß gemacht, als ob ich auf die Idee kommen würde, ihm so was in der Schlange bei McDonald’s zu sagen. Ich sage, ich esse nur für mich, aber ich will trotzdem zwei Burger. Und Pommes. Ich esse nur für mich, aber es stimmt, ich bin schwanger. Ich sage ihm nichts davon, weil ich es nicht richtig fühlen kann. Mein Körper fühlt sich noch immer so an, als wäre da nur ich. Jetzt betrügt mich also schon mein eigener Körper, und ich betrüge ihn. Weil es in der Welt nur mich gibt. Ich bekomme Hunger und mir wird übel, ich spüre noch mehr Hunger, noch mehr Übelkeit. Auf jeden Fall rede ich nicht viel. Etwas so Dummes habe ich seit der Grundausbildung nicht mehr probiert. Ein halber Burger ist noch übrig, und Nadav sagt, ich solle meinen Mann stehen. Er geht erst, wenn ich aufgegessen habe. Ich breche den Rest des Burgers in zwei Hälften und würge eine davon runter. Die saure Gurke bleibt auf halbem Weg stecken und die ketchupgetränkte Säure quillt nach oben, das Fleisch kommt hinterher. Nachdem ich bei McDonald’s im Busbahnhof auf den Boden gekotzt habe, sagt Nadav, das ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass ich nur an mich denke. Ich will ihm sagen, dass er recht hat, muss aber die 72 erwischen.
    Person B
    Du möchtest gern glauben, dass es mich nicht gibt, aber es gibt mich. Es ist passiert. Das hier ist passiert. Auf einem Fahrrad mit drei Rädern und einem Anhänger raste er wie der Wind umher und verdiente so in den Lagern Geld. Er war der Mann meiner Mutter, aber nicht mein Vater, und nach Monaten hatte er genug Geld zusammen, um den Schleuser für uns drei bezahlen zu können, der uns zuerst nach Ägypten und von dort in das kleine Land bringen sollte. »Israel« durften wir nicht sagen, darum nannten wir es das kleine Land. An allen Orten im Sudan sprachen Leute flüsternd darüber, wie man in das kleine Land kommen konnte und dass das die Lösung war. Als sie kamen und die ersten Leute aus dem Lager töteten, versteckte mich der Mann meiner Mutter unter einer Decke in seinem Anhänger und keiner rührte mich an, keiner tat mir weh, und ich war in Sicherheit, aber nur auf gewisse Weise und nur für eine Weile. Wir drei waren in Sicherheit, und wir alle überlebten den ersten Tag. Das war ein Problem. Der Schleuser sagte, er würde am nächsten Tag aufbrechen und wollte mehr Geld pro Person, sehr viel Geld, wenn er denn überhaupt jemanden mitnahm. Da wusste ich, ich würde ihn töten müssen. Den Mann meiner Mutter. Und ab da war auch vollkommen klar, dass ich auch sie umbringen musste. Jeder im Lager sparte, um in das kleine Land zu gehen, und jetzt brauchten alle mehr Geld, und in jedem Zelt brachten Söhne für Geld ihre Eltern um, und Väter brachten ihre Kinder und Ehefrauen um – je nachdem, wer stärker war. Sie aber, meine Mutter und ihr Mann, legten sich schlafen. Sie liebten sich. Sie liebten mich. Sie legten sich schlafen, warteten aber eigentlich auf den Tod, denn wenn die Leute das Lager einmal angegriffen hatten, verschwanden sie nicht, sondern kamen am nächsten Morgen wieder, und auch am übernächsten, und der Morgen kam immer, das war einfach eine Tatsache, bis bald auch der letzte Mensch im Lager nicht mehr war und sich die Sache so innerhalb weniger Tage erledigt hatte. Nach wenigen Tagen war alles vorbei. Ich wollte das Geld, das wir schon hatten, aber sie sagten Nein, und dass sie die Hoffnung nicht aufgeben würden, dass das Geld schon kaum für eine Person reichte, und wenn wir gingen, dann gingen wir alle. Es gab Hoffnung; für sie gab es immer Hoffnung. Sie glaubten an Magie. Sie hatten keine Angst vor mir, weil ich kein Sohn war. Ich war eine Tochter und klein, sehr klein. Darum musste ich es mit Feuer machen, nicht mit einem Stein; darum musste ich schnell sein, und das war ich. Ich kam an das Geld; es hatte funktioniert. Kurze Zeit später glaubte auch ich an Magie.
    Person A
    Der Fahrer von Bus 72 hält neben einer Eisdiele, einfach weil er das kann, kauft seiner Tochter ein Eis – Pfirsichsorbet, um genau zu sein –, und alle Leute im Bus müssen warten. Ein Jugendlicher, der hinter ihm sitzt, brüllt, dass

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