Das Voodoo-Syndikat
wieder unterbrochen von aus den Fenstern fallenden Lichtstreifen.
Es kam fast, wie es kommen mußte. Vor einer Kreuzung hätte der Ford abgebremst werden müssen.
Der Farbige fuhr trotzdem weiter — und in sein Verhängnis, denn von links rollte ein Gabelstapler heran, dessen mit Paletten beladene Zinken auf halber Höhe standen.
Wir selbst hörten sogar das Jaulen der Pneus, als der Schwarze auf die Bremse stieg.
Viel zu spät.
Der Stapler hatte sich bereits so weit in die andere Straße hineingeschoben, daß ein Zusammenprall nicht mehr zu vermeiden war. Seitlich raste der Transit in den Stapler hinein. Suko bremste, ich zuckte zusammen, als ich sah, wie der Transit mit dem Heckteil in die Höhe geschleudert wurde, weil er sich vorn verbeugte und gleichzeitig zusammengedrückt wurde, als bestünde seine Kühlerschnauze nur mehr aus Pappe.
Auch Suko stieg hart in die Bremse. Noch während der Rover vorrutschte, hatte ich bereits die Tür geöffnet und stieß mich aus dem Fahrzeug. Ich wäre fast gefallen, fing mich wieder und hörte die schrille Musik, mit der das Blech des Transits zusammengepreßt wurde, wobei dieses Kreischen von polternden Geräuschen begleitet wurde, denn die Paletten hatten den Aufprall ebenfalls nicht überstanden und ergossen sich noch zusätzlich über den Unglückswagen, der an seinem Vorderteil von den Breitseiten der Zinken aufgerissen worden war. Beide Fahrzeuge waren zu einem Klumpen Blech zusammengeschmolzen. Vom Fahrersitz des Staplers kippte eine Gestalt. Sie fiel nicht bis zum Boden, an einer Haltestange klemmte sie fest.
Ich hoffte, daß der Fahrer nicht tot war, mich interessierte jetzt der Grüngekleidete.
Um an das Fahrerhaus des Transits herankommen zu können, mußte ich mit beiden Händen die verdammten Paletten zur Seite zu wuchten. Suko kam und half mir dabei.
Der Transit sah schlimm aus. Moderne Künstler hätten sich ihn vielleicht ins Atelier gestellt und ein Happening veranstaltet, aber ohne den Fahrer darin, den es ebenfalls erwischt hatte. Er lag mit dem Kopf auf dem Lenkrad. Blut tropfte aus einer Stirnwunde gegen die Hosenbeine, und ich sah auch, daß ein Fuß in Mitleidenschaft gezogen worden war. Aber der Mann lebte.
»Wir müssen ihn rausholen!«
Suko nickte. »Sollen wir das nicht lieber Fachleuten überlassen?«
Ich schaute ihn an. »Ja, du hast recht.«
»Ich telefoniere.«
Suko lief zum Rover zurück. Ich kümmerte mich um den Fahrer des Staplers.
Er war bewußtlos. Auf seiner Stirn wuchs eine Beule. Wahrscheinlich hatte er auch eine Gehirnerschütterung.
Wieder lief ich zu diesem Transit zurück. Hatte sich die Haltung des Farbigen verändert, oder täuschte ich mich. Tatsächlich, der Mann bewegte sich. Er mußte gespürt haben, daß ich neben ihm stand, denn er drehte den Kopf nach rechts.
Aus halb geöffneten Augen starrte er mich an.
»Okay, Freund, bis hierher und nicht weiter. Dein Weg ist beendet. Niemand kann dir helfen. Wir haben dich und…«
»Du wirst sterben.«
»Ja, später. Deine Zombies haben es nicht geschafft, aber wer steht über dir? Wer ist dein Boß?«
Er starrte mich an. Seine Lippen bewegten sich zuckend. Ich ging davon aus, daß er reden wollte, aber er hatte sie nur zu einem bissigen Lächeln verzogen.
»Wer?« fragte ich. »Wer steht hinter dir?«
»Er… er wird herrschen, denn er ist stark und mächtig. Er wird der König von London…«
»Wer ist es?«
»Ma… cum… ba«, keuchte er. »Es ist Macumba… er ist der Herr der Welt. Afrika schlägt zurück. In London beginnt es. Afrika ist die Zukunft, die Vergangenheit ist beendet…«
Ich hatte noch viele Fragen, hätte auch möglicherweise Antworten bekommen, aber es kam alles anders.
Plötzlich bäumte sich der Verletzte auf. Dabei schrie er furchtbar, und ich wurde an die Szene in Sukos Wohnung erinnert, als es meinem Freund so schlechtging.
Auch er hatte sich so bewegt, dem Grüngekleideten erging es ähnlich, nur konnte ich ihn nicht mehr retten. Bevor ich noch mein Kreuz hervorgeholt hatte, starb er.
Aus seinem Mund war ein letzter röchelnder Atemzug gedrungen, dann war es vorbei.
Ich schloß die Augen, deprimiert, ziemlich sauer, weil der Mann gestorben und damit auch eine Spur verloschen war. Aber ich hatte einen Namen.
Macumba!
Wie vor einiger Zeit, als Jane Colli ns geopfert werden sollte. Da hatten wir bereits erlebt, welch eine Macht sich hinter Macumba verbarg und auch welche finsteren Geheimnisse es noch für uns zu lösen gab, um
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