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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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achtzehn Jahren freigegeben waren. Sein Haar war lang und braun und auf modische Art und Weise ungekämmt. Leute, die sich mit Musik auskannten, sagten ihm, daß er wie der junge Jim Morrison aussah, der tote Lead-Sänger der Doors. Davey gefiel, wie er aussah, denn härter aussehende Jungen hatten viel größere Schwierigkeiten, Pflegeeltern zu finden und bei ihnen wohnen zu bleiben; sie endeten meistens, indem sie eine Reformschule und eine Besserungsanstalt nach der anderen durchliefen, in denen sie erst recht über alle Maßen hinaus abgehärtet wurden. Davey war kein harter Bursche; ganz im Gegenteil, die Sozialarbeiter hielten ihn für viel zu weich und befürchteten, sein gutes Aussehen könnte ihn zu einem Leben auf den Straßen als Strichjunge treiben. Davey schenkte ihnen keine große Beachtung, denn daß sie so etwas über ihn dachten, bewies ihm, daß sie ihn wirklich nicht kannten. Trotz der Umstände seines Heranwachsens war er eindeutig so normal, wie es ein Junge nur sein konnte. Er mochte Sport, schloß leicht Freundschaften, lebte in Jeans und hatte gelernt, gerade genug Hosenbein in seine Turnschuhe oder Winterstiefel zu stopfen.
    Und jetzt hatte er Das Schaudern.
    »Bitte sehr«, sagte die Kellnerin, und Davey machte sich über einen dampfenden Teller mit Spiegeleiern, Schinken und Toast her. Er hatte vergessen, ein Glas Milch zu bestellen, doch es stand trotzdem vor ihm, was bedeutete, daß Das Schaudern wieder funktioniert hatte. Die Kellnerin wußte überhaupt nicht, was ihr widerfahren war.
    Mit Dem Schaudern kamen natürlich Die Schwingungen, und Die Schwingungen waren schlimm, beängstigend. Davey hatte sie zuerst vor zwei Tagen verspürt, als er zur Hauptverkehrszeit in der Gegend um den Times Square und die Forty Second Street herumspaziert war. Irgend etwas hatte ihn plötzlich innehalten lassen, und er hatte zur nächsten Straßenecke geschaut und einen Autounfall gesehen. Nun ja, er hatte ihn nicht unbedingt gesehen, weil er noch nicht passiert war. Die Schwingungen zeigten ihn ihm. Und als er dastand, die Turnschuhe wie festgefroren auf dem Bürgersteig, hatte ein brauner Ford eine rote Ampel nicht beachtet und war direkt in die Fahrerseite eines blauen Chevy gerast – genau so, wie er es vielleicht vor einer halben Minute gesehen hatte. Natürlich hätte es ein Zufall sein können, doch Davey wußte, daß es keiner war. Und auch, wenn er es nicht mit dieser Sicherheit gewußt hätte, hätte das, was gestern abend geschehen war, jeden Zweifel ausgelöscht.
    Er kam aus einem Kino unten am Broadway, wo zwei alte James-Bond-Filme hintereinander gezeigt wurden – mit Sean Connery, seinem Lieblingsschauspieler – als Die Schwingungen erneut zuschlugen. Er sah etwas, das sich direkt vor ihm ereignete, doch er wußte, daß es nicht wirklich geschah, denn der Hintergrund stimmte nicht, die Straße, auf der er sich gerade befand. Also beobachtete er die Geschehnisse so, wie er vier Stunden lang die Zelluloid-Bilder auf der Leinwand betrachtet hatte.
    Ein Schwarzer in einem langen purpurroten Mantel schlug einem Mädchen in schwarzen Lederhosen heftig ins Gesicht. Das platinblonde Haar des Mädchens fiel über ihre Augen, und es stolperte zurück. Davey erhaschte einen Blick auf ihre Gesichtszüge, die so weiß waren wie ihre leuchtende Bluse.
    »Mich legt keine Nutte rein!« rief die purpurne Gestalt mit dem schwarzen Gesicht. Und sie trat mit einem funkelnden Gegenstand in der Hand auf das Mädchen zu.
    Davey wußte, was jetzt kommen würde, doch er sah trotzdem zu, so wie bei einem Horrorfilm, wenn man sich auf seinen Sitz kauert und die Finger in die Armlehnen gräbt.
    Der Schwarze stieß das Messer vor. Davey hörte, wie es mit einem dumpfen Geräusch in den Bauch des Mädchens drang. Es stöhnte schrecklich und glitt die Ziegelmauer hinab, die Hände auf die Wunde gepreßt, als wolle es ihre Eingeweide an Ort und Stelle halten. Ihre Augen waren schon trüb geworden, als ihre Lederhose den Boden berührte. Die Finger rutschten ab, so daß der letzte Rest ihres Lebens hinausfließen und eine Pfütze auf dem Zement bilden konnte.
    Dann verblich das Bild, und Davey stand einfach da und betrachtete die Straße, wie sie wirklich war. Er wußte, daß sich diese Szene in Kürze noch einmal ereignen würde; nur würde sie dann Wirklichkeit sein. Er ging ziellos weiter und gelangte irgendwie zu einem dunklen Abschnitt der Forty Forth Street, der ihm seltsam vertraut erschien, weil es sich um

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