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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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den gleichen Schauplatz handelte, den Die Schwingungen ihm gerade gezeigt hatten.
    Eine Stimme rief: »Mich legt keine Nutte rein!« und zwang ihn, gegen die Glasfront eines geschlossenen Gemüsegeschäfts zurückzuweichen. Er konnte nicht viel von dem sehen, was zwanzig Meter die Straße entlang geschah, doch er hatte es schon einmal gesehen, und das reichte ihm. Da war das Geräusch des Messer, das das Fleisch des Mädchens durchdrang, gefolgt von dem ersterbenden Stöhnen. Davey wartete, bis er sicher war, daß der Schwarze im purpurnen Mantel verschwunden war; erst dann ging er hinüber, ganz einfach. Weil er es wissen mußte, weil er sichergehen mußte.
    Das Mädchen saß aufrecht da, an das Ziegelgebäude gelehnt, den Kopf zu der klaffenden Wunde in ihrem Bauch geneigt; die Spitzen ihres blonden Haars berührten sie beinahe. Davey hielt den Atem an und sah zu der Blutpfütze hinab, die langsam zu den Spitzen seiner Turnschuhe kroch. Er prallte zurück, sah sich ein letztes Mal um und schaffte es irgendwie zu der Pension, wo er die Nacht verbracht und seine letzten fünf Dollar ausgegeben hatte.
    Doch das spielte keine Rolle. Das Schaudern würde für ihn sorgen. Er konnte mit Dem Schaudern umgehen, doch Die Schwingungen wäre er lieber losgeworden. Es war alles andere als spaßig, zu wissen, daß gleich etwas Schreckliches geschehen würde. Doch Die Schwingungen würden ihn warnen, wenn Die Männer in seine Nähe kamen, und diese Warnung konnte er dringend gebrauchen.
    Davey aß seinen Teller leer und ging zur Kasse. Die Kellnerin nahm seine Rechnung, die Kasse klingelte, und sie nannte ihm den angezeigten Betrag.
    »Das macht zwei Dollar vierzig.«
    Davey lächelte und machte Das Schaudern.
    Das Mädchen gab ihm einen Fünf-Dollar-Schein. »Bitte besuchen Sie uns wieder einmal.«
    Davey sagte, das würde er, und ging auf die Straße hinaus. Es war immer noch kalt, viel zu kalt für den Frühling, und Davey fiel auf, daß er der einzige auf der Straße war, der keine Jacke trug. Das ließ ihn auffallen, wodurch Die Männer ihn leichter finden konnten, und außerdem fror er wieder. Also mußte er sich eine Jacke besorgen, um die Kälte ab- und Die Männer fernzuhalten. Eine Lederjacke wäre schön. Er hatte schon immer eine Lederjacke haben wollen. Das würde einen Marsch zur Seventh Avenue bedeuten, doch das war kein Problem, auf keinen Fall, wenn er später, zur Stoßzeit um die Mittagszeit, dorthin ging. Unter einer Million Gesichter würden Die Männer ihn niemals ausfindig machen können. Dann konnte er zur Forty Second Street und dem Times Square zurückkehren und sich unter die Menge der zahllosen Kids mischen, die dort herumhingen und alle ziemlich gleich aussahen. Sie würden ihn niemals finden. Und sollten sie ihn doch finden, war da immer noch Das Schaudern.
    Eigentlich wäre er liebend gern nach Hause gegangen, besonders jetzt, nach zwei Tagen auf der Straße. Doch Die Schwingungen drehten durch, wenn er nur daran dachte, als wollten sie ihm sagen, daß dies zu dieser Zeit genau das Falsche war. Davey hörte darauf.
    Er setzte sich in Bewegung. Vielleicht würde er ein Kino finden, das rund um die Uhr geöffnet hatte, um etwas Zeit totzuschlagen. Vielleicht würde er auch nur einfach weitergehen …
    Etwas ließ ihn plötzlich innehalten. Es war wie Die Schwingungen, die er gestern abend gespürt hatte, nur hundertmal schlimmer, ein heißer Wind, der die Kälte aus seinem Körper beutelte und auf sein Gesicht einschlug. Seine Haut verwandelte sich in Glas, schien zu bröckeln, zu zerspringen. Dann riß die Hitze ihn beinahe von den Füßen. Benommen taumelte er zu einem Bus, der gerade an einer Haltestelle hielt, und lehnte sich dagegen. Das unheimliche Gefühl in seinem Gesicht war verschwunden. Auch wenn sich seine Haut einen Augenblick lang in Glas verwandelt hatte, war nichts zerbrochen; es war alles in Ordnung.
    Doch irgend etwas kam. Davey hatte gefühlt, wie es die kalte Luft durchschnitt, genau, wie am Abend zuvor die Klinge den Bauch des Mädchens durchschnitten hatte. Die stärksten Schwingungen, die er bislang verspürt hatte, nur, daß er diesmal nicht wußte, was sie ihm sagen wollten. Es war verschwommen, trüb, fern. Doch es kam, und es würde schrecklich werden. Er hatte keine Ahnung, wieso er das wußte, er wußte es einfach; und, Mann, er wollte nicht dabeisein, wenn es eintraf.
    Erschaudernd trat Davey von dem Bus zurück und mischte sich wieder unter die Menschenmenge.
    6
    Bane

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