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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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verschwand zwischen ihnen, als er hochkletterte, ohne nachzudenken, hoch über den gepflasterten Burghof durch ein nächtliches Land aus Dächern und silberglänzendem Schiefer zu einem hohen Fenster, durch das man in die große Halle hinabblicken konnte. Er bohrte etwas Mörtel heraus, um einen Spalt in der Fensteröffnung zu vergrößern, und entfernte ganz vorsichtig einige Glasstücke, wie ein Dieb in der Nacht. Dann war er in der Lage, alles zu sehen und zu hören, was unten vor sich ging.
    Er erblickte Seidenhand, und Peter tauchte am Haken hoch, aus dämmriger Flüssigkeit herausgefischt, um alles zu beobachten.
    »Prinz Mandor, ich bin gekommen, weil Himaggery, der Zauberer, die Spur eines jungen Freundes bisher verfolgt hat. Peter, ein früherer Schüler von König Mertyn. Ihr kennt ihn aus der Schulstadt …« Es war keine direkte Frage. Ich hörte Mandor gurgeln und wunderte mich, wie Seidenhand seine Worte verstehen konnte. Dann merkte ich, daß auch ich ihn fast verstand, wenn ich ihn dabei nicht anschaute, sondern nur dem Geräusch lauschte. Beinahe wie die Stimme von jemandem, der mir einmal viel bedeutet hatte … Doch Seidenhand sprach weiter. »Himaggery, der Zauberer, glaubt, daß der Junge möglicherweise nicht aus freien Stücken nach Bannerwell gekommen ist. Er hat mich geschickt, um sicherzugehen, daß es Peter gutgeht.«
    »Oh, es geht ihm gut. Recht gut sogar. Er ist allerdings im Augenblick nicht hier, sondern befindet sich auf einem Jagdausflug. Er wird in einigen Tagen wieder zurück sein. Ihr könnt gern auf ihn warten, Heilerin. Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Er befindet sich in guten Händen.«
    Wenn Seidenhand mit dem Portierer gesprochen hätte, der mich im Kerker entdeckt hatte, hätte sie gewußt, daß Mandor log. Wenn sie mit diesem Portierer gesprochen hätte, wäre sie überhaupt nicht erst mit dieser durchsichtigen Geschichte in Bannerwell erschienen, denn sie hätte Angst gehabt, von Mandors Dämonen GELESEN zu werden. Nein. Sie wußte, daß ich mich in Bannerwell befand, aber nicht, unter welchen Umständen. Ebensowenig wußte sie, wo ich im Augenblick genau war, oder sie hätte es nicht gewagt, in dieser Unschuld nach mir zu fragen.
    Der Klang einer anderen Stimme schwang zu dem Fenster hoch, von dem aus ich alles beobachtete, silbernsüß und tödlich. »Aber Schwester, wie kannst du eine solche Lüge erzählen? Du weißt doch selbst, daß dies nicht der Grund für dein Hiersein ist. Der Junge ist dem Zauberer völlig gleichgültig. Wenn er dich geschickt hat, dann aus einem anderen Grund. Nämlich um zu spionieren.«
    Es war Dazzle. Ich spähte hinab und entdeckte sie vor einem Wandteppich, in der Haltung einer Statue. In der Haltung wie der, die Mandor eingenommen hatte, als ich ihn zum ersten Mal in seinen Räumen sah, das Profil gegen den Hintergrund abgehoben, die gepflegten Hände vorteilhaft im Vordergrund. Mandor beobachtete Dazzle mit gespannter Aufmerksamkeit. Seidenhand war verstummt wie ein wildes kleines Tier, zu überrascht von der plötzlichen Jägerin, um zu reagieren. Als sie sprach, klang ihre Stimme gepreßt vor Anspannung.
    »Peter ist dem Zauberer nicht gleichgültig, Dazzle. Genausowenig wie du ihm gleichgültig gewesen bist, oder Borold, oder jeder, der in die Leuchtende Domäne gekommen ist. Der Prinz braucht bloß seinen Dämonen zu befehlen, mich zu LESEN. Sie werden feststellen, daß ich nicht lüge …«
    »Oder daß du einen Weg gefunden hast, deine Lügen zu verbergen, Schwester. Ich glaube, der Zauberer ist gewitzt genug, einen solchen Weg entdeckt zu haben. Er ist klug, sehr klug und hat große Ambitionen …« Sie warf Mandor einen verführerischen Blick zu, wobei sie sich so drehte, daß sie über die Schulter blickte. Alles war Pose, Pose, Pose, jede Bewegung gekonnter als die vorherige. Nur ich allein erblickte ihr schreckliches Totenschädelgesicht, ihre zerstörten Gesichtszüge, die sich dem anderen Totenschädel zuwandten, der sich gegenüber im Raum befand. Mandor erkannte es nicht. Dazzle erkannte es nicht. O Götter des Spieles, dachte ich, sie betören einander, und keiner von beiden sieht die Wahrheit. Sie fuhr mit ihrer giftigsüßen Stimme fort:
    »Fragt doch Borold. Er ist der gleichen Meinung wie ich.« Natürlich war er der gleichen Meinung. Borold besaß keine andere Meinung als die, die Dazzle ihm einredete.
    »Nun«, sagte Mandor mit harter, kalter Stimme, »die Zeit wird es zeigen. Bis dahin seid Ihr unser Gast,

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